Die Schrothkur ist eine Kurmethode, die um 1820 im Selbstversuch von Johann Schroth entwickelt wurde. Johann Schroth erlitt damals durch den Tritt eines Pferdes eine Knieverletzung, in deren Folge sein Gelenk steif wurde. Ein Mönch empfahl ihm, regelmäßig Waschungen durch ein in kaltes Wasser getränktes Tuch anzuwenden.
Doch die Technik konnte Schroth nur schwer in seinen Alltag integrieren und so entwickelte er seine eigene Technik. Schroth umwickelte das Bein mit einem kalten Tuch. Dieses fixierte er mit einem zweiten, trockenen Tuch. Diesen Umschlag erneuerte er, sobald das nasse Tuch getrocknet war. Nach etwa zehn Wochen war sein Bein nicht mehr steif und er konnte es wieder bewegen.
Hinzu kam, dass Schroth als Landwirt kranke Tiere dabei beobachtete, wie sie Futter und Trinken verweigerten. Er leitete er ab, dass ein kranker Körper seine gesamte Energie selbst benötigt. Essen und Trinken beanspruchen den Körper zusätzlich. Mit gezieltem Fasten und feuchten Umschlägen wollte er die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren.
Was ist eine Schrothkur?
Mit dem Wissen, das Johann Schroth vor rund 200 Jahren sammelte, wurde vor etwa 70 Jahren in Oberstaufen die Schrothkur entwickelt. Diese besteht aus vier Säulen:
- Diät und Ernährung
- Wechsel der Trinkmenge
- Packungen und Detox
- Ruhe und Bewegung
Eine spezielle Ernährung und Schwitzen entschlacken und entgiften den Körper. Ein Wechsel der Trinkmenge an Trink- und Trockentage soll zusätzlich Schlackenstoffe aus dem Körper ziehen. Die Trinktage sollen die Schlackenstoffe dann mit einem Wasserüberschuss aus dem Blut und den Nieren schwemmen.
Fasten nach Johann Schroth in Oberstaufen im Allgäu
Seit über 70 Jahren wird die Schrothkur als Naturheilverfahren in Oberstaufen im Allgäu angewendet. Viele Menschen verbringen dort einen Kur- oder Gesundheitsurlaub, um mit der Schrothkur dem eigenen Körper etwas Gesundes zu tun. Die sogenannte „Original Oberstaufer Schrothkur“ wird meist in Kliniken, Reha-Einrichtungen oder Wellness-Hotels über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen angewendet.
Schroth-Fasten: Wie läuft eine Schrothkur ab?
Die Schrothkur ist in vier Säulen unterteilt. Deren Zusammenspiel soll den Körper von Giftstoffen befreien und die Selbstheilungskräfte aktivieren. Die vier Säulen beinhalten:
1. Schroth’sche Diät
Auf dem Speiseplan der Schrothkur stehen Gemüsesuppen, Hafer-, Grießbrei und eingeweichte Brötchen. Grundsätzlich ist die Ernährung während der Kur sehr kalorienarm und verzichtet größtenteils auf Fett, Eiweiß und Salz. Während des Heilfastens sind nur vegane Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Kartoffeln, Grieß oder Reis erlaubt. Der Anteil an Kohlenhydraten während der Kur ist verhältnisweise hoch, insgesamt liegt er aber immer noch weit unter dem üblichen Tagesumsatz.
2. Wechsel von Trink- und Trockentagen
Den Morgen jedes Trink- und Trockentages beginnt man mit einer Tasse Tee. Die restliche Flüssigkeitszufuhr ist streng geregelt. An beiden Tagen wird aber grundsätzlich weniger getrunken, als üblich. Der Wechsel soll die Gewebsdrainage des Körpers unterstützen und diesen – ähnlich wie bei einem Schwamm, den man in Wasser tunkt und auswringt – reinigen.
- Trockentage: An Trockentagen nimmt man etwa einen halben Liter Flüssigkeit, in Form von Wasser oder Tee, zu sich. Die genaue Menge kann durch den Kurarzt angepasst werden.
- Trinktage: An Trinktagen nimmt man eineinhalb Liter Wasser, Tee oder Saft zu sich. Nach ärztlicher Verordnung ist auch eine kleine Menge Kurwein erlaubt.
3. Schwitzpackungen
Während der Schrothkur bekommt man regelmäßig Ganzkörperwickel aus feuchtkalten Tüchern. Diese positiven Eigenschaften sollen die Packungen haben:
- Giftstoffe ausschwemmen
- Abwehrkräfte stärken
- Stoffwechsel anregen
- Hautbild verbessern
4. Ruhe und Bewegung
Die Trockentage der Schrothkur dienen der Ruhe und Entspannung. In Kurstätten und Wellness-Hotels gibt es während dieser Tage Massagen und Wohlfühlbehandlungen.
An den Trinktagen darf man sich dagegen aktiv bewegen. Wandern, Schwimmen oder Tanzen regen den Stoffwechsel an.
Vor- und Nachteile der Schrothkur
Laut Johann Schroth soll das Naturheilverfahren bei verschiedenen Krankheiten helfen. Dazu gehören Diabetes Mellitus, Neurodermitis, Migräne, rheumatische Beschwerden, Bluthochdruck und Akne. Die dreiwöchige Schrothkur geht gleichzeitig mit einem Gewichtsverlust einher und kann so beim Abnehmen helfen.
Zur Untersuchung der Wirkung der Schrothkur im Vergleich zu einem dreiwöchigen diabetesgerechten Urlaub bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 führte die Ludwig-Maximilians-Universität München 2017 eine Studie durch. Die Ergebnisse zeigten unter anderem eine Absenkung der Blut- und Leberwerte sowie des Gewichtes. Der Langzeitzuckerwert, der sogenannten HbA1c-Wert, konnte ebenfalls gesenkt werden. Die Teilnehmenden berichteten auch von einer Steigerung des Wohlbefindens und der Lebensqualität sowie einer besseren Ernährung und mehr Bewegung.
Die Schrothkur sollte jedoch stets in einem dafür vorgesehenen Kurhotel angewandt werden. Zuvor ist es wichtig, eine ärztliche Anamnese zu erstellen. Auch ein Blutbild sollte bestenfalls zuvor vom Hausarzt erstellt werden. Unter Berücksichtigung des körperlichen und gesundheitlichen Zustandes wird dann ein geeigneter Kurplan erstellt. Um Flüssigkeitsdefizite zu vermeiden, kann die Trinkmenge je nach Person und gesundheitlichem Zustand von dem Kurarzt oder der Kurärztin angepasst werden. Auch die Entscheidung, während der Schrothkur einen Kurwein zu trinken oder auf Alkohol zu verzichten, kann individuell getroffen werden.
Übernimmt die Krankenkasse die Schrothkur?
Die ambulante Badekur und damit auch die Schrothkur gehört in Deutschland zu den Pflichtleistungen im Maßnahmenkatalog der Krankenkassen. Damit hat jeder gesetzlich Krankenversicherte einen Anspruch auf ambulante Vorsorgeleistungen in einem anerkannten Kurort. Konkret bedeutet das, dass verordnete Heilmittelleistungen sowie ein Zuschuss zu den Übernachtungskosten von der Versicherung übernommen werden.