Ein Glas Wein zum Essen hier, ein Feierabendbier da: Wohl jeder hat schon einmal Alkohol getrunken. Doch dabei wird oft vergessen: Alkohol ist und bleibt eine hochpotente Droge. Einrichtungen wie die Caritas in Augsburg helfen Betroffenen, wenn der Alkoholkonsum zu viel wird: In der Suchtfachambulanz finden sie Unterstützung und ein offenes Ohr. Aber wie merkt man überhaupt, dass man Hilfe braucht?
Der schleichende Prozess beim Alkoholkonsum
Gloria Marjanovic erzählt: „Zur Caritas in Augsburg kommen Menschen ab 18 Jahren, die Fragen oder Probleme im Zusammenhang mit Suchtmitteln, vor allem mit Alkohol oder suchtartige Verhaltensgewohnheiten haben. Das kann sich ganz unterschiedlich äußern: Entweder fällt den Klientinnen und Klienten selbst auf, dass sie ein Problem mit Alkohol entwickeln. Oder aber sie werden von Freunden und Familie darauf hingewiesen.“ Dafür können verschiedene Auslöser und auftretende Schwierigkeiten verantwortlich sein. Klare Anzeichen seien jedoch, wenn sich Betroffene zurückziehen, keine Kontrolle mehr über die Menge ihres Alkoholkonsums haben und Hobbys und Freizeitaktivitäten vernachlässigen. Dabei sei das Ganze irgendwann wie ein Teufelskreis: „Mit zunehmendem Trinkverhalten steigt auch die Toleranzgrenze, das heißt, zum einen muss man immer mehr trinken, um die gleiche Wirkung zu erzielen und zum anderen vermehren sich die Problemlagen, was wiederum den Konsum als Kompensationsmittel verstärkt.“
Auch erklärt sie: „Täglich ein Glas definiert noch kein Suchtproblem. Aber es kann zu einem werden. Wenn man sich beispielsweise vornimmt, nichts zu trinken, es aber dann doch tut, weil es zum besseren Wohlbefinden nötig ist. Auch Trinken zu unpassenden Gelegenheiten wie im Straßenverkehr oder Rauschtrinken ist immer problematisch. Sprich: Die Menge, die Häufigkeit und der Grund des Trinkens sind relevant.“ Doch was ist, wenn man schon erkennt, dass das Problem schwerwiegender ist?
Wieviel Alkohol ist zu viel?
„Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den eigenen Alkoholkonsum zu kontrollieren“, meint die Sozialpädagogin. „Trinkfreie Tage unter der Woche einzulegen ist besonders sinnvoll. Auch kann es helfen, nur am Wochenende zu trinken oder einen trockenen Monat einzulegen. Für Menschen, die nicht abhängig sind, ist auch alkoholfreies Bier, alkoholfreier Wein oder dergleichen eine Alternative.“ Generell sei es besser, wenn überhaupt, dann möglichst spät mit dem Trinken von Alkohol anzufangen. „Der Körper muss sich in der Pubertät ja erst noch entwickeln, die Hirnreifung ist noch nicht abgeschlossen und besonders vulnerabel“, meint Marjanovic. „Alkohol ist ein Zellgift und kann als psychoaktive Substanz besonders das Gehirn schädigen.“
Sollten die eigenen Grenzen allerdings nicht helfen, ist bei der Caritas in Augsburg jeder willkommen. „In einem ersten kostenlosen Beratungsgespräch – was auch anonym geführt werden kann – schauen wir zusammen mit den Klientinnen und Klienten, wo genau sie gerade stehen. Das läuft teilweise auch per Telefon ab. Wir besprechen, was es für Probleme gibt und was man dagegen tun kann. Dabei ist uns vor allem wichtig, den Menschen abzuholen. Alles ist freiwillig und dabei ganz individuell“, berichtet Gloria Marjanovic. Dazu bietet die Caritas auch eine Onlineberatung an, an die sich Betroffene wenden können.
Die Arbeit der Caritas in Augsburg
Nach dem Beratungsgespräch gibt es dann verschiedene Möglichkeiten. Eine davon ist die kostenfreie Teilnahme an einer Motivationsgruppe, die Marjanovic leitet. „Dort geht es uns in erster Linie um Aufklärung“, erzählt sie. „Währenddessen können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren Alkoholkonsum einschätzen und sich selbst besser kennenlernen.“ Nach sechs Terminen wird dann überlegt: Wollen sie weiterhin Unterstützung? Liegt bereits eine Abhängigkeit vor, kann eine Therapie beantragt werden. Die Finanzierung läuft dann meistens über die Rentenversicherung.
In der Motivationsgruppe selbst ist aber alles ganz locker: „Wir sind bis zu 15 Teilnehmer, die in einer offenen Runde über das Thema Alkohol sprechen. In jeder Sitzung wird ein anderer Aspekt behandelt: Da geht es um Rückfall, die biologische Reaktion des Körpers auf Alkohol und Abhängigkeit.“ Ganz wichtig ist dabei: Alle unterliegen der Schweigepflicht – auch untereinander. „Oft ist es so, dass sich die Leute anfangs nicht wirklich trauen, hierher zu kommen“, meint die Sozialpädagogin. „Allerdings sind sie in diesen Gruppen unter Gleichgesinnten und fühlen sich in den meisten Fällen schnell wohl, diesen Schritt gemacht zu haben. Denn es ist nie zu spät, sich Hilfe wegen problematischem Alkoholkonsum zu holen, und es ist nie falsch. Es kann nur helfen!“