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Frauengesundheit und Schwangerschaft
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Darf ich in der Schwangerschaft Alkohol trinken?

Fetale Alkoholspektrum-Störungen

Darf ich in der Schwangerschaft Alkohol trinken?

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    Darf ich in der Schwangerschaft Alkohol trinken?
    Darf ich in der Schwangerschaft Alkohol trinken? Foto: Prostock-studio

    Wachstumsminderung, Gesichtsauffälligkeiten, Konzentrations- und Lernstörungen, Verhaltensauffälligkeiten, Unruhe, Gewalttätigkeit, mentale  Erschöpfung oder Überforderung im Alltag – das sind Anzeichen für eine fetale Alkoholspektrumstörung auch als FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorder) bezeichnet, ausgelöst durch mütterlichen Alkoholkonsum in der Schwangerschaft.

    Mindestens 10.000 Kinder werden in Deutschland jedes Jahr mit dieser Behinderung geboren, so der Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung, denn jede vierte Frau trinkt während der Schwangerschaft Alkohol. FASD ist laut dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) die häufigste von Geburt an bestehende chronische Erkrankung. Knapp zwei von 100 Kindern seien betroffen. Dabei kommt es nicht auf die Menge an – das berühmte Gläschen Sekt kann schon zu viel sein.

    Wie viel Alkohol „geht noch“?

    Es gibt keinen linearen Zusammenhang zwischen der Alkoholmenge und dem Grad der Schädigung, denn wie Alkohol im Mutterleib verarbeitet wird, ist auch genetisch bedingt. Weil Alkohol wasser- und fettlöslich ist, gelangt er in die Plazenta, über die er zur Schädigung des kindlichen Gehirns führt. Diesem fehlen dann Botenstoffe, um Informationen zu verarbeiten.

    Dabei wirkt sich Alkohol in der dritten bis zehnten Schwangerschaftswoche, also in den ersten drei Monaten, am massivsten auf die Entwicklung des Kindes aus, weil in dieser Zeit alle wichtigen Zellstrukturen geschaffen werden. Manchen Frauen ist da noch gar nicht bewusst, dass sie schwanger sind. Deshalb gilt: Auch wenn Frauen planen, ein Kind zu bekommen, sollten sie die Finger von alkoholischen Getränken lassen, rät der Berufsverband.

    Lesen Sie auch: So klappt es mit dem Baby.

    Ist FASD heilbar?

    Weil FASD nicht heilbar ist, leiden Betroffene auch als Erwachsene unter diesen Behinderungen und benötigen im Alltag meist Unterstützung durch Betreuer und Sozialarbeiter. Zwar gibt es für Kinder verschiedene Therapiemöglichkeiten wie Sprach- und Körpertherapien, die beispielsweise beim Sprechen helfen und den Gleichgewichtssinn und die Motorik verbessern, wenn Betroffene damit Probleme haben. Aber bei vielen Menschen mit FASD gibt es kaum Verbesserungen nach therapeutischer Hilfe, so der Verein FASD Deutschland e.V. Leistungsdruck ist für Menschen mit FASD lebenslang kontraproduktiv.

    Gibt es Medikamente gegen Symptome von FASD?

    Manche Medikamente können helfen, darunter Arzneimittel, die auch gegen die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingesetzt werden.

    Wie gut Therapien und Medikamente anschlagen und Betroffene im Alltag zurechtkommen, hängt auch von den sozialen Bindungen ab, in denen sie leben. Deshalb ist die Betreuung durch Eltern, Pflegeeltern oder Betreuungskräfte so wichtig. Auch der Austausch in Selbsthilfegruppen kann viel bewirken.

     Warum ist eine frühe Diagnose der Schädigung durch Alkohol so wichtig?

    Häufig ist das Verhältnis, vor allem zur eigenen Mutter, gestört – schließlich wird diese für die Erkrankung an FASD verantwortlich gemacht. Scham innerhalb der Familie ist häufig der Grund, warum keine Diagnose erfolgt oder die Symptome mit anderen Erkrankungen in Zusammenhang gebracht werden, zum Beispiel mit Depression, ADHS oder Autismus, mit dem FASD oft einher geht.

    Eine frühe Diagnose ist jedoch wichtig, damit als Ursache für Auffälligkeiten die Hirnschädigung angesehen wird und keine Persönlichkeitsmerkmale oder Erziehungsfehler und damit die Krankheit als solche anerkannt und behandelt wird sowie Kosten dafür übernommen werden.

    So zeigt sich FASD bei Babys:

    • Kleinwuchs
    • Untergewicht
    • Gesichtsauffälligkeiten
    • Herzfehler
    • Nierenfehlbildungen
    • Verhaltensauffälligkeiten wie extreme Unruhe, Schreiattacken sowie Schlafstörungen

    Ursache dafür ist laut FASD-Deutschland die gehemmte Gehirnentwicklung durch den Konsum von Alkohol während der Schwangerschaft. Der Hirnstamm und das Mittelhirn – die Regionen, die sich während der Schwangerschaft als Erstes bilden – regulieren unter anderem den Schlaf und den Appetit. Treten in diesen Hirnregionen Schädigungen auf, ist es schwierig, den Appetit- und Schlafzyklus in einen für Eltern und Kind passenden Rhythmus zu bringen. Es erfordert viel Zeit und Geduld, dieses Ziel zu erreichen – vor allem wenn keine Diagnose für eine FASD vorliegt und Eltern an ihren elterlichen Fähigkeiten zweifeln. So kann es sein, dass gut gemeinter Körperkontakt zum Baby zu mehr Stress und panischem Schreien führt anstatt es zu beruhigen. Der Umgang mit betroffenen Säuglingen muss gelernt werden.

    FASD bei Kindern: Mit zunehmendem Alter der Kinder zeigen sich Entwicklungsstörungen, FASD-Kinder brauchen mehr Zeit, um Dinge zu lernen, viele sind pflegeintensiv, haben keine Angst oder sind zu ängstlich, manche sind schnell überfordert oder akzeptieren kein Nein. Helfen können Therapien wie

    • Krankengymnastik
    • Frühförderung
    • Logopädie
    • Hippotherapie

    FASD bei Teenagern: FASD äußert sich neben den üblichen Veränderungen der Pubertät häufig in Schwierigkeiten im Zusammenleben mit der Familie und im Umgang mit dem sozialen Umfeld. Weil oft vorausschauendes Denken fehlt, können Konsequenzen eines Verhaltens nicht abgeschätzt werden, manche Kinder sind leichtsinnig, verunsichert oder aggressiv. Dabei wollen sie eigentlich ein selbstbestimmtes Leben wie andere Teenager führen. Hirnorganische Beeinträchtigungen wie Vergesslichkeit oder geringe Belastbarkeit werden oft als Faulheit, Interessenlosigkeit oder mangelnde Anstrengungsbereitschaft interpretiert, das beeinträchtigt sie in Schule und Ausbildung. Die Jugendlichen brauchen deshalb feste soziale Bindungen und Betreuung.

    Erwachsene mit FASD: Sie leiden weniger unter körperlichen Merkmalen, als unter Schwierigkeiten bei der Bewältigung des Alltags und benötigen deshalb oft ein Leben lang Hilfe und Betreuung.

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