Ein unerfüllter Kinderwunsch stellt für viele Beziehungen eine große Zerreißprobe dar. Und das nicht gerade selten: Laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gilt etwa jedes zehnte Paar in Deutschland als ungewollt kinderlos. Die Gründe dafür sind breit gefächert: Von Störungen im Hormonhaushalt oder Erektionsprobleme über Krankheitsfälle bis hin zu psychischen Ursachen kann alles einen Einfluss auf den Prozess der Schwangerschaft nehmen.
Hilfe und Unterstützung können sich die betroffenen Paare in den bundesweiten Kinderschutzzentren suchen. Hier wird ihnen mithilfe von Beratungen und Untersuchungen die richtige Behandlung nähergebracht. Aber welche Behandlungsmöglichkeiten zur Förderung einer Schwangerschaft gibt es genau? Und worauf müssen die künftigen Eltern dabei achten?
Unerfüllter Kinderwunsch: Was hilft?
In vielen Fällen ist eine komplizierte Behandlung gar nicht erst notwendig – Untersuchungen ergeben oft, dass eine Zyklusoptimierung schon ausreicht, um eine Schwangerschaft zu begünstigen. Dabei überwachen die behandelnden Gynäkolog:innen mithilfe von Ultraschall und Blutbild den natürlichen Zyklus der Frau. Anhand der Ergebnisse kann der perfekte Zeitpunkt für den Geschlechtsverkehr empfohlen werden.
Lässt sich der Kinderwunsch immer noch nicht erfüllen, ist vielleicht ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt die Ursache. So kann beispielsweise ein Überschuss an männlichen Hormonen im Körper der Frau eine Schwangerschaft verhindern, wie etwa beim Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) oder einer sogenannten Hyperandogenämie. Auch eine Schilddrüsenunterfunktion steckt häufig dahinter.
Mit der richtigen Hormontherapie lassen sich die Werte in der Regel wieder in Ordnung bringen. Diese ist jedoch nicht ohne ihre Risiken: Neben einer möglichen Überstimulation der Eierstöcke leiden Patientinnen oftmals unter Übelkeit, Atemnot, Hitzewallungen oder Sehstörungen. Um solche Nebenwirkungen zu vermeiden, ist eine genaue Absprache mit den behandelnden Ärzt:innen besonders wichtig.
Reichen Zyklusoptimierung und Hormontherapie nicht aus, gibt es heutzutage zahlreiche Möglichkeiten, um bei der Befruchtung ein wenig nachzuhelfen. Welche dieser Optionen am besten infrage kommt, hängt ganz vom betroffenen Paar ab. Deswegen gilt es, sich vorher ausgiebig über die verschiedenen Methoden der künstlichen Befruchtung zu informieren. Außerdem sind solche Eingriffe häufig mit hohen Kosten verbunden. Je nach Krankenkasse und Bundesland stehen die Chancen allerdings gut, dass zumindest ein Teil der Behandlungskosten übernommen wird.
Darauf müssen Paare bei einer künstlichen Befruchtung achten
Die wohl bequemste Methode der künstlichen Befruchtung ist die sogenannte intrauterine Insemination (IUI). Dabei wird der samen mithilfe eines Schlauches direkt in die Gebärmutter injiziert. Um die Chance einer Befruchtung zu erhöhen, werden im Vorfeld die optimalen Spermien herausgefiltert. Wichtig: Die Behandlung muss am Tag des Eisprungs passieren. Den genauen Zeitpunkt können Gynäkolog:innen mittels Ultraschall und Hormonanalyse ermitteln. Diese relativ sanfte Möglichkeit der künstlichen Befruchtung kann auch zuhause durchgeführt werden und bietet sich besonders bei bestehenden Erektionsproblemen an. Auch bei alleinstehenden Frauen oder queeren Paaren mit Kinderwunsch ist dieser Eingriff beliebt. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit für eine gelungene Befruchtung hier etwa genauso hoch wie bei Geschlechtsverkehr in Eisprungnähe. Diese liegt bei etwa 25% pro Zyklus.
In-Vitro-Fertilisation (IVF) und intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) sind zwei weitere Verfahren der künstlichen Befruchtung, die zunächst ähnlich ablaufen. Beide Methoden beginnen mit der Entnahme von Eizellen. Bei einer IVF werden diese Eizellen anschließend in einer Petrischale mit Sperma verschmolzen und wieder in die Gebärmutter eingesetzt. Will man Mehrlingsgeburten vermeiden, sollte sich der Prozess auf maximal drei Embryonen beschränken. Da hierfür mehrere Behandlungen pro Zyklus notwendig sind, ist die IVF mit einem hohen Zeitaufwand verbunden.
Jedoch kann diese Methode auch mit einer besonders hohen Erfolgsquote aufwarten: Die Erfolgswahrscheinlichkeit des Embryonentransfers liegt bei 28% und damit über dem Durchschnitt. Entscheidet sich das Paar für die ICSI-Methode, injizieren Ärzt:innen durch eine Pipette ein einzelnes, ausgewähltes Spermium in die entnommene Eizelle. Diese Möglichkeit ist besonders bei nicht erklärbaren Fruchtbarkeitsstörungen oder wenig befruchtungsfähigen Spermien empfehlenswert.
Künstliche Befruchtung: Weitere Methoden
Als Ergänzung zu IVF und ISCI greifen einige künftige Eltern auf den Kryptotransfer zurück. Hierbei können übrig gebliebene Eizellen für einen späteren Zeitpunkt aufbewahrt. Dies bietet sich beispielsweise bei einem Kinderwunsch in fernerer Zukunft oder einer bevorstehenden Krankheitsbehandlung an. Ist der Mann zeugungsunfähig, können die nächsten beiden Verfahren Abhilfe schaffen: Die TESE/MESA-Methoden beinhalten operative Eingriffe in den Hoden oder Nebenhoden.
Bei der In-Vitro-Maturation handelt es sich um eine relativ neue Möglichkeit der künstlichen Befruchtung. Auch in diesem Fall werden Eizellen entnommen – im Gegensatz zu IVF und ISCI allerdings direkt nach der Menstruation. Dank einer Hormonlösung reifen die entnommenen Zellen außerhalb des Körpers und werden anschließend mit Spermium präpariert. Anders als bei den restlichen Verfahren ist eine zusätzliche Hormonbehandlung meist nicht nötig. Jedoch hat sich die In-Vitro-Maturation in den meisten Praxen noch nicht etablieren können. Dementsprechend gibt es keine Langzeitstudien. Auch die Unterstützung der Krankenkasse bleibt hier in der Regel aus.