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Wenn man nicht mehr ohne Alkohol oder Tabletten durch den Alltag kommt

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Wenn man nicht mehr ohne Alkohol oder Tabletten durch den Alltag kommt

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    Wenn man nicht mehr ohne Alkohol oder Tabletten durch den Alltag kommt
    Wenn man nicht mehr ohne Alkohol oder Tabletten durch den Alltag kommt Foto: Halfpoint

    Abends ein Glas Wein, in geselliger Runde ein paar Bier und nach dem Essen einen Absacker – was scheinbar harmlos beginnt, kann sich schnell verselbstständigen. Denn immer mehr Menschen brauchen Alkohol oder härtere Drogen, um zu entspannen, einschlafen zu können oder ihr Gedankenkarussell zu stoppen. „Der Konsum hilft unbewusst oftmals dabei, psychische Probleme zu verdrängen. Statt professionelle Hilfe zu suchen, greifen Betroffene zu Rauschmitteln, um ihre Beschwerden zu lindern", warnt Klaus-Dirk Kampz, Geschäftsführer der My Way Psychiatrische Klinik in Eckenhagen, denn:  Diese Art der Selbstmedikation kann schnell in eine Sucht führen und das Problem verschlimmern. 

    Mentale Probleme können jeden und jede treffen

    Und es kann jeden treffen. Psychische Erkrankungen und die Selbstmedikation mit Rauschmitteln ziehen sich durch alle Gesellschaftsschichten. „Das betrifft sowohl Führungskräfte, die kurz vorm Burn-out stehen und sich mit leistungsfördernden Mitteln hochputschen wollen, als auch den verwitweten Rentner, der seine Trauer und Depressionen mit Alkohol betäubt. Oder die alleinerziehende Mutter, die nach einem anstrengenden Tag nicht anders zur Ruhe kommt“, zählt Klaus-Dirk Kampz auf.

    Wie machen sich mentale Probleme bemerkbar?

    Oft sind sich Betroffene gar nicht bewusst, dass sie an einer mentalen Erkrankung leiden. Symptome wie Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafprobleme oder Reizbarkeit werden oft nicht mit psychischen Krankheiten verbunden. Und auch, dass man zur Entspannung Alkohol trinkt oder Beruhigungstabletten nimmt, und das vielleicht immer öfter, fällt vielen nicht auf. 

    Bei mentalen Problemen Hilfe suchen

    Die mentalen Probleme nicht zu erkennen ist der eine Grund, warum Betroffene keine Hilfe suchen. Ein anderer ist der, dass sich einige Menschen schämen, Hilfe einzufordern. Anderen geht es so schlecht, dass sie es schlichtweg nicht alleine schaffen.

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    Foto: zinkevych

    Selbstmedikation stellt hingegen eine vermeintlich einfache Lösung dar. „Alkohol und Drogen verschaffen kurzfristig Linderung, indem sie zum Beispiel Ängste dämpfen oder Schlaf fördern. Doch diese Art der Selbstmedikation ist gefährlich, denn langfristig führt sie zu einer Verschlechterung des psychischen und physischen Gesundheitszustands. Die Suchtgefahr sollte außerdem nicht unterschätzt werden. Betroffene gleiten schnell in eine Abhängigkeit und benötigen immer höhere Dosen, um die gleiche Wirkung zu erzielen“, erklärt Kampz. Und: Die eigentlichen Ursachen der mentalen Erkrankung werden so natürlich nicht behandelt, sondern lediglich verdrängt. Die Situation ändert sich nicht - im Gegenteil:  Es kann sogar eher zu einer Verschärfung der Alkohol- und Drogensucht und damit zu einer Verschlimmerung der eigentlichen mentalen Erkrankung führen. 

    Mentale Probleme können einen Teufelskreis verursachen

    Wer einmal in eine Sucht abgerutscht ist, gerät so leicht in einen Teufelskreis, denn die Abhängigkeit von Alkohol oder Drogen verstärkt die mentalen Probleme, denen man wiederum mit noch mehr Alkohol und Drogen beizukommen versucht. So entsteht eine Spirale, aus der man alleine nur schwer wieder ausbrechen kann.

    Kampz rät deshalb: Erst müssen Betroffene ihre Probleme erkennen, müssen sich im Klaren darüber sein, dass sie mit den Suchtmitteln nur tieferliegende Probleme betäuben, die sich so auch nicht lösen lassen. Wenn dieser erste Schritt erfolgt ist, sollte man sich umgehend professionelle Hilfe suchen.

    Ein Entzug alleine reicht in diesen Fällen allerdings nicht aus, da es sich um eine sogenannte sekundäre Abhängigkeit handelt.  Psychotherapeuten müssen gleichzeitig die der Sucht zugrunde liegende mentale Erkrankung erkennen und behandeln. Ansonsten besteht eine hohe Gefahr von Rückfällen“, erklärt Kampz. Anschließend kann auch der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen wie den Anonymen Alkoholikern hilfreich sein.

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