Brustkrebs ist die häufigste Krebsart, an der Frauen in Deutschland erkranken. Miriam Z. ist eine davon. Trotz der Vorerkrankung in ihrer Familie wird sie zunächst von Ärzt:innen nicht ernst genommen. 2022 erhält sie mit 35 Jahren, Mama von zwei Kindern, nach einem schwierigen Prozess die Diagnose Brustkrebs.
Wie kam es zur Diagnose Brustkrebs?
Miriam Z.: Es war ein langer Weg bis zu meiner Diagnose. Ich habe noch gestillt, als ich eine Veränderung der Brust wahrgenommen habe. Zunächst wurde das als Brustentzündung abgetan. Ich habe Fieber bekommen, war mehrfach im Krankenhaus zu Untersuchungen, bei meiner Frauenärztin und sogar bei meiner Hebamme. Als stillende Mama hatte niemand auf dem Schirm, dass es sich um Brustkrebs handeln könnte. Mit meinen Beschwerden habe ich mich nicht ernstgenommen gefühlt.
Es war Glück, dass eine neue Frauenärztin, die Praxis meiner vorherigen Gynäkologin übernommen hat. Meine neue Frauenärztin war Onkologin und hat mich nach einem Ultraschall, auf dem nichts zu sehen war, zur Mammografie geschickt. Die Ergebnisse wurden dann mit der Oberärztin im Brustzentrum besprochen. Da habe ich die Diagnose Brustkrebs erhalten. Innerlich wusste ich die ganze Zeit über, dass etwas nicht stimmt. Der Tumor war schon fünf Zentimeter groß. Nach einer zusätzlichen Biopsie im Krankenhaus von der Brust sowie der Achsel, habe ich meinen pathologischen Befund erhalten.
Was hat die Diagnose in Ihnen ausgelöst?
Miriam Z.: Inzwischen ist die Diagnose zwei Jahre her und ich kann darüber sprechen. Mein Mann hat mich zu meinem Termin mit der Oberärztin begleitet. Im Besprechungszimmer saß noch eine zweite Person – eine Psychoonkologin, wie ich später erfahren habe – da wusste ich, dass es Brustkrebs sein muss. Wieso sonst sollte eine zweite Person bei der Besprechung dabei sein? Als die Diagnose das erste Mal laut ausgesprochen wurde, habe ich vor allem körperlich sehr stark reagiert. Mein Kreislauf ist runtergefahren, ich hatte eine Art Panikattacke und mir war übel. Mein erster Gedanke galt nur meinen Kindern, die zu dem Zeitpunkt zwei und vier Jahre alt waren.
Wie ging es nach der Diagnose Brustkrebs weiter?
Miriam Z.: Nach der Brustkrebs Diagnose hatte ich innerhalb von einer Woche sämtliche weiterführenden Termine und Untersuchungen. Die Vielzahl an plötzlichen Terminen war überrumpelnd und gleichzeitig war ich froh, dass die nächsten Schritte bereits geplant waren. Mein Mann war ab dann mit mir zuhause und meine Mutter hat die Kinderbetreuung während der Untersuchungen übernommen, sodass mein Mann bei allen Terminen dabei sein konnte. Während der Untersuchungen ging es mir psychisch der Situation entsprechend gut, aber nachdem diese abgeschlossen waren und ich anderthalb Wochen auf den Besprechungstermin warten musste, ging es mental bergab. Für mich waren diese anderthalb Wochen fast die schlimmste Zeit. Das Warten auf Antworten, ob und falls ja, wo sich Metastasen gebildet haben, wie die Behandlung abläuft und welche mir überhaupt zur Verfügung steht, war schwer auszuhalten.
Wie sind Sie mit den Nebenwirkungen der Behandlung umgegangen?
Miriam Z.: Ich habe eine Chemotherapie gegen den Brustkrebs gemacht. Das schlimmste für mich war die ständige Übelkeit. Außerdem war meine Kondition fast vollständig weg. Stärkend für mich war, dass die Chemo geholfen hat und die Mitarbeitenden bei der Therapie so freundlich waren. Dadurch bin ich immer gerne zur Chemotherapie gegangen. Ich hatte auch einen starken dauerhaften metallischen Geschmack im Mund. Dagegen haben mir Nachos mit Käsesoße geholfen, da die so stark gewürzt waren.
Zwischen den Chemobehandlungen hatte ich immer drei Wochen Pause. Die ersten acht bis zehn Tage nach jeder Chemo waren sehr schlimm, da ich sehr kraftlos war und es mir schlecht ging. Die Woche vor der nächsten Chemo war dagegen häufig schön, da ich meinen Sohn in die Kita bringen konnte und sich das Leben zumindest ein wenig normal angefühlt hat.
Wo haben Sie Kraft geschöpft und tun es noch? Wie behalten Sie sich Ihren Mut?
Miriam Z.: Durch meine Kinder. Sie waren gleichzeitig meine größte Angst und größte Motivation. Für mich gab es nie die Option, aufzugeben. Besonders ermutigt hat mich der Gedanke an das Danach. Ich wollte beruflich durchstarten und was mit Kindern arbeiten, am liebsten sofort nach der Reha. Das war mir krafttechnisch nicht möglich, aber der Traum für später ist so wichtig. Auch Urlaube für die Zeit nach der Reha zu planen, ist sehr kraftvoll, weil man sich auf die Zukunft freuen kann und danach etwas Schönes erleben darf. Zusammen mit meinem Mann und meinen Kindern war ich zum ersten Mal als Familie im Europapark, das war wunderschön.
Gibt es noch etwas, das Sie mit unserem Leser:innen teilen möchten?
Miriam Z.: Während der Therapie ging es mir psychisch relativ gut, weil man immer etwas tut, man kämpft. Nach dem Abschluss der Reha, als alle Termine und Behandlungen erstmal beendet waren, bin ich in ein Loch gefallen. Man ist so eine lange Zeit fremdbestimmt, von der Diagnose Brustkrebs über die Chemo und Antikörpertherapie bis hin zur Reha. Und ganz plötzlich ist irgendwie alles vorbei. Das war nicht leicht.
Ich habe mir Hilfe gesucht. Einmal im Monat bin ich bei einer Psychoonkologin, um alles zu verarbeiten. Mit jedem Zwicken hatte ich Angst vor Metastasen und, dass wieder etwas nicht stimmt und der Brustkrebs zurückkehrt. Zum Glück ist meine Frauenärztin sehr einfühlsam und hat mich gleich ins CT und MRT geschickt. Glücklicherweise waren die Bilder unauffällig. Das hat meine Ängste geschmälert, weil ich wusste, es ist weiterhin alles gut. Mein Rat an alle ist, auf das eigene Gefühl zu hören. Lieber wird einmal zu viel überprüft als einmal zu wenig. Ich rate allen dazu, mutig zu sein und auch Untersuchungen einzufordern.