Anfang der Weltstillwoche 2022 haben wir bei der Stillberaterin Marion Scheibenbogen nachgefragt, wie familienfreundlich Augsburg ist, wenn es ums Stillen in der Stadt und in der Öffentlichkeit geht. Langsam neigt sich die Aktionswoche der World Alliance for Breastfeeding Action (WABA) dem Ende zu. Weil es sich bei der Weltstillwoche um die größte Kampagne der das Stillen fördernder Organisationen handelt, legen wir heute noch einmal nach und beschäftigen uns mit den allgemeinen Fakten rund ums Stillen.
Wie lange sollte ich stillen? Das ist die Empfehlung der WHO
Die erste Frage nach der optimalen Dauer beantwortet Scheibenbogen, Stillbeauftragte in der KJF Fachklinik Josefinum Augsburg und selbständige Stillberaterin, mit der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO): „Die WHO rät, sechs Monate ausschließlich zu stillen, über die Zeit der Beikost weiterzustillen – bis zu zwei Jahre und darüber hinaus.“ Wichtig ist, dass Mutter und Kind sich wohlfühlen und nicht aus gesellschaftlichem Druck stillen.
Stillen mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol
„Grundsätzlich kann man Medikamente nehmen, wenn man stillt. Dann ist aber eine Rücksprache mit dem Arzt, der Stillberaterin oder mit der Hebamme wichtig“, erklärt Scheibenbogen. Viele Schmerzmittel wären stillverträglich, auch bei Zahneingriffen oder Kurznarkosen müssen Mütter nicht abstillen. „Sofern es die Mutter verträgt, ist Ibuprofen das erste Mittel der Wahl“, so die Augsburger Stillberaterin.
Hilfestellung bietet Embryotox Berlin. Wer sich nicht sicher ist, ob die Einnahme eines Medikaments mit dem Stillen vereinbar ist, kann anrufen und nach Alternativmedikamenten fragen.
Kaffee, Alkohol und Rauchen beim Stillen
Was ist beim Stillen erlaubt – und was nicht? Damit beschäftigen sich viele Expertinnen und Experten, es gibt aber auch unterschiedlichste Meinungen. Stillberaterin Scheibenbogen rät zu den gängigsten Regeln:
- Ein bis zwei Tassen Kaffee am Tag sind kein Problem, allerdings sollte sich der Konsum in Maßen halten.
- Von Alkohol lieber die Finger lassen und auf alkoholfreie Cocktails und Getränke zurückgreifen.
Rauchen ist eine schwierigere Problematik. Scheibenbogen ist der Meinung: „Lieber raucht die Mama ein bisschen als viel zu rauchen und nicht zu stillen.“ Passivrauchen sei gefährlicher für das Kind, als das Nikotin über die Muttermilch zu sich zu nehmen. Allerdings ist vermehrtes Rauchen gefäßverengend – die Muttermilchbildung geht zurück. Deshalb empfiehlt die Stillberaterin maximal fünf Zigaretten am Tag. Diese sollten stillende Mütter am besten gleich nach der Stillmahlzeit rauchen, um eine möglichst lange Pause zum nächsten Mal zu gewähren.
Weil kalter Rauch die Lunge schädigt, sollten Eltern draußen im Freien rauchen, danach ihre Hände waschen und sich umziehen. Der Rauch hängt andernfalls in der Kleidung und das Kind atmet ihn ein. Schlafen rauchende Eltern im Familienbett, stellt der Rauch die größte Gefahr für plötzlichen Kindstod dar. Wer in der Stillzeit nicht auf das Rauchen verzichten will oder kann, sollte ein Beratungsgespräch wahrnehmen. Scheibenbogen klärt mit Betroffenen dabei zum Beispiel folgende Fragen:
- Wie viel rauche ich?
- Wann sollte ich rauchen?
- Wie gehe ich mit der Hygiene nach dem Rauchen um?
Ernährung während der Stillzeit
Im Idealfall verzichten stillende Mütter also auf Alkohol und Zigaretten. Entgegen der häufigen Annahme müssen Sie bestimmte Lebensmittel während der Stillzeit aber nicht meiden. Generell gilt: Gesund und ausgewogen ernähren! Gerichte und Zutaten, die man aus der Schwangerschaft gewohnt ist, können stillende Mütter auch danach zu sich nehmen. Wer immer scharf würzt, viel Kohl kocht oder gerne Knoblauch verarbeitet, kann das erst mal weiterhin tun.
Ist das Kind allerdings extrem unruhig, sollten Familien ihren Speiseplan durchgehen und kritisch hinterfragen: Was war anders? Die entsprechenden Bestandteile beim nächsten Mal weglassen, beobachten und im Notfall eine Beratung aufsuchen!
Übrigens: In Deutschland steht im Oktober 2022 eine weitere Stillwoche an. Diese findet, angelehnt an die Dauer einer regulären Schwangerschaft, in der 40. Kalenderwoche statt.