Dass die Körper von Frauen und Männer in vielen Bereichen unterschiedlich wirken, ist kein Geheimnis. Doch trotzdem wurden sie in der Medizin über viele Jahrzehnte gleich behandelt. Erst seit den 1990er-Jahren beschäftigt sich die Wissenschaft mit geschlechtsspezifischer Medizin. Das ist auch nötig, denn oftmals äußern sich Krankheiten mit unterschiedlichen Symptomen und Medikamente wirken bei den beiden Geschlechtern anders.
So kommen Frauen beispielsweise mit einem Herzinfarkt etwa zwei Stunden später in die Notaufnahme, da sowohl Ärztinnen und Ärzte als auch die Gesellschaft über Jahre hinweg nur für die männlichen Symptome eines Herzinfarktes sensibilisiert wurden.
Darum wirken Medikamente bei Männern und Frauen anders
Doch nicht nur Verlauf einer Krankheit unterscheidet sich bei Männern und Frauen, auch Medikamente wirken verschieden. Grund dafür sind biologische Unterschiede der Geschlechter, wie etwa verschiedene Fett-, Wasser- und Muskelanteile oder eine unterschiedliche hormonelle Aufstellung von Männern und Frauen. Zudem sind Frauen im Durchschnitt kleiner und wiegen weniger als Männer. Doch trotzdem bleibt dies bei der Dosierung im medizinischen Alltag meist unberücksichtigt, sodass Frauen in Relation zu ihrem Körpergewicht in vielen Fällen eine zu hohe Dosis erhalten.
Über dreiviertel (78%) der Menschen in Deutschland sind noch nie über die unterschiedliche Wirkung von Medikamenten für Männer und Frauen durch ihren Arzt oder Apotheker aufmerksam gemacht worden – das bestätigen 82 Prozent der Frauen und 75 Prozent der Männer im Rahmen einer repräsentativen bundesweiten Umfrage der Krankenkasse BKK VBU unter mehr als 1000 Erwachsenen.
Umfrage: In Beipackzettel auf unterschiedliche Wirkung hinweisen
Von der Pharmaindustrie wünscht sich die Mehrheit, dass auch in den Packungsbeilagen von Medikamenten auf eine unterschiedliche Einnahme von Männern und Frauen hingewiesen wird: Rund dreiviertel der Befragten (74%) halten geschlechtsspezifische Dosierungsangaben im Beipackzettel für sinnvoll. Dabei fällt auf, dass sich besonders junge Menschen unter 29 Jahren mit 86 Prozent verstärkt für den erweiterten Beipackzettel aussprechen, bei den über 60-Jährigen liegt der Anteil etwas niedriger bei 69 Prozent.
„Bis heute gilt das männliche Geschlecht als die Norm in der Medizinforschung. Es ist an der Zeit, endlich den Blick in der medizinischen Versorgung auf die biologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau zu lenken, so dass beide Geschlechter davon profitieren. Unsere Umfrageergebnisse bestätigen uns, dass dies auch die Patientinnen und Patienten für eine optimale Gesundheitsversorgung einfordern“, fasst Andrea Galle, Vorständin der Krankenkasse BKK VBU zusammen. (BKK VBU/kabr)
Weitere Informationen zu der Umfrage über genderspezifische Hinweise im Beipackzettel finden Sie hier.