Eine Schwangerschaft ist eine aufregende Zeit, die von Vorfreude und neuen Zukunftsplänen durchzogen wird. Doch auch Ängste und Ungewissheiten sind werdenden Müttern nicht fremd. Der Welt-Spina-bifida-Tag am 25. Oktober 2022 macht auf die Krankheit aufmerksam und soll Frauen für eine frühe Einnahme von Folsäure sensibilisieren.
Mit Beginn der Schwangerschaft läuft auch die Zellteilung auf Hochtouren. Bis zur vierten Schwangerschaftswoche werden wichtige Gewebestrukturen wie Herz und Neutralrohr gebildet. Um eine Entwicklung des zentralen Nervensystems, der Wirbelsäule und des Rückenmarkts gewährleisten zu können, schließt sich das Neutralrohr. Tritt diese Schließung jedoch nicht ein, kommt es zu einem unvollständigen oder gar keinem Verschluss – dann liegt ein Neuralrohrdefekt vor.
Der „offene Rücken“, wie die Spina bifida umgangssprachlich genannt wird, zählt zu den bekanntesten Formen des Neutralrohrdefekts. Etwa eine von 1000 Schwangerschaften ist betroffen. Mediziner vermuten, dass neben genetischen Ursachen auch ein Mangel an Folsäure und Folat ausschlaggebend für die Erkrankung sein kann.
Spina bifida durch Folsäure vorbeugen
Laut der Privatdozentin Dr. med. Anke Rißmann, Leiterin des Fehlbildungsmonitorings Sachsen-Anhalt und stellvertretende Sprecherin des Arbeitskreis Folsäure & Gesundheit, kann eine rechtzeitige und bedarfsgerechte Versorgung mit Folat und Folsäure dabei helfen, das Risiko für Neuralrohrdefekte zu senken. Rund 50 Prozent aller Fälle könnten laut Expertinnen und Experten vermieden werden.
Deshalb ist ratsam, dass Frauen, die einen konkreten Kinderwunsch haben, mindestens vier Wochen vor der Schwangerschaft mit der Einnahme von Folsäurepräparaten beginnen. Auch wer bereits schwanger ist, sollte zumindest im ersten Drittel der Schwangerschaft auf das Präparat zurückgreifen. Dann wird laut dem Arbeitskreis Folsäure sogar empfohlen, die doppelte Menge, also 800 Mikrogramm Folsäure am Tag, einzunehmen.
Auch über die Ernährung kann der Folathaushalt ergänzt werden. Dabei sollten Frauen
- grünes Blattgemüse
- Vollkornprodukte und
- Hülsenfrüchte
auf ihren Speiseplan setzen. Trotz der passenden Ernährung reicht der Folatspiegel im Körper jedoch häufig nicht aus, weshalb man sich beim Frauenarzt oder in der Apotheke über die zusätzliche Ergänzung informieren sollte.
Welche Formen der Spina bifida gibt es?
Die Spina bifida tritt unterschiedlich stark auf und wird deshalb in verschiedene Varianten unterteilt. Ganz allgemein gibt es zwei Formen, bei der zwischen der geschlossenen (Spina bifida occulta) und der offenen (Spina bifida aperata) Form unterschieden wird.
Spina bifida occulta
Häufig wird diese Form nur durch Zufall entdeckt, da die geschlossene Form der Spina bifida von außen nicht zu erkennen ist. Der Wirbelbogen ist zwar gespalten, das Rückenmark mit den Rückenmarkshäuten ist jedoch nicht betroffen. Eine Behandlung ist hier meist nicht notwendig.
Spina bifida aperta
Die Form des offenen Rückens kann unterschiedlich stark ausgeprägt ausfallen, deshalb wird sie in drei Formen kategorisiert:
- Meningoele: Es entsteht eine sichtbare Blase, da sich durch den gespaltenen Wirbelbogen die Rückenmarkshäute wölben. Die Blase ist sichtbar und kann operativ entfernt werden. DieMeningoele ist einfach zu behandeln, da das Rückenmark bei dieser Form nicht beschädigt ist.
- Meningomyelozele: Bei dieser schwereren Form besteht die sichtbare Blase aus ausgetretenen Teilen des Rückenmarks, der Rückenmarkshäute und Nerven. An diesen Stellen haben die Nervenstränge keinen Schutz mehr. Operativ kann die Blase durch Hirnhaut überhäutet werden.
- Myeloschisis: Diese Form gilt als besonders schwer, da die betroffene Stelle vollständig und sichtbar freigelegt und nicht von Gewebe überdeckt wird.
Symptome und Auswirkungen einer Spina bifida
Je nach Schädigung des Rückenmarks treten unterschiedliche Symptome auf. Folgen können körperliche Beeinträchtigungen wie Lähmungen der Beine, eine gestörte Blasen- und/oder Darmfunktion oder gar eine Querschnittslähmung sein.
Noch bis in die 60er-Jahre waren die Überlebensaussichten bei einer Spina bifida gering. Heute kann in den meisten Fällen direkt nach der Geburt operativ gehandelt werden, was die Lebenserwartung enorm gesteigert hat. Betroffene müssen jedoch meist ihr Leben lang medizinisch betreut werden. Inwieweit hängt von der Schwere der Krankheit ab.
Auch durch andere Faktoren kann eine Geburt für Frauen traumatisch werden, mehr dazu lesen Sie hier.