Kaffee, Tee, heiße Schokolade, Glühwein oder Punsch: Die Auswahl an Heißgetränken ist groß. Die Augsburger Ernährungsberaterin Silvija Deuringer beschäftigt sich seit 2005 mit dem Einfluss der Ernährung auf unsere Gesundheit. Sie weiß: „Warme Getränke tun vor allem im Winter dem Körper und der Seele gut.“ Allerdings sollten die Heißgetränke nicht heiß, sondern warm sein.
Warme statt heiße Getränke im Winter
Zu hohe Temperaturen wirken sich auf unseren Körper ungünstig aus. Einerseits besteht die Gefahr, sich an der Zunge oder der Lippe beim Trinken zu verbrühen. Andererseits verletzen heiße Flüssigkeiten die Oberfläche der Speiseröhre, wodurch das Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken, erhöht wird. Außerdem schädigen zu hohe Trinktemperaturen unsere Geschmacksknospen, verursachen kleine Risse in der Zahnoberfläche und vergünstigen Nasenbluten.
Bestimmte Heißgetränke sind allerdings gesund. „Die Frage ist, wie Sie Heißgetränke definieren“, erklärt Silvija Deuringer. Sie ist Apothekerin in der Casania-Apotheke, seit 2017 Fachkraft für Darmgesundheit und Dozentin für Gesundheit und Ernährung an der Volkshochschule Augsburg. „Für die Verdauung ist beispielsweise warmes Wasser hilfreich. Es kann bei Verstopfungen helfen“, so die Ernährungsexpertin. Außerdem empfiehlt sie, bei fettigen Speisen ein Glas warmes Wasser zu trinken. So werden die Fette erwärmt, feiner aufgespalten und können im Darm besser verdaut werden.
Allerdings kommt es auf die Temperatur an: „Am idealsten sind Temperaturen um die 40 Grad, nahe der Körpertemperatur. Wer sein Warmgetränk gerne noch wärmer trinkt, kann bis zu 60 Grad die Temperatur erhöhen. Höhere Temperaturen als 60 Grad steigern das Risiko für den Speiseröhrenkrebs!“, erklärt Deuringer.
Getränke bei Halsschmerzen, Angina, Mandelentzündung & Co.
„Die Steigerung von warmem Wasser sind Tees“, fährt Ernährungscoach Deuringer fort. Verschiedene Sorten können bei leichten Befindlichkeitsstörungen helfen. Einige Beispiele:
- Pfefferminztee: hilft bei Kopfschmerzen und beruhigt den Magen, beispielsweise bei Bauchschmerzen
- Fencheltee: hilft bei Heiserkeit und Blähungen
- Kamillentee: wirkt entzündungshemmend und ist gut zum Gurgeln bei Halsschmerzen
- Salbeitee: hilft bei Magendarmproblemen und Heiserkeit
- Lindenblütentee: wirkt schweißtreibend und wird bei fiebrigen Erkältungen angewendet
- Ingwertee: wirkt antibakteriell sowie entzündungshemmend und kann bei Übelkeit helfen
Ob ein Tee ausreicht oder nicht, findet man bei einem Beratungsgespräch in der Apotheke heraus. Man sollte die heilende Wirkung von Tees nämlich auch nicht überschätzen.
Ob Teetrinken generell gesund ist oder nicht, konnten Studien bisher weder be- noch widerlegen. Generell haben Forscherinnen und Forscher festgestellt, dass Menschen, die Tee trinken, gesünder leben. Wichtig ist die Abwechslung. „Nicht immer die gleiche Sorte oder den gleichen Hersteller verwenden und zwischendurch etwas Anderes trinken. Der Grund sind mögliche Belastungen mit Schadstoffen in den Tees, daher macht wie immer die Dosis das Gift“, rät Deuringer.
Zur Zubereitung sollten Tees mit heißem Wasser aufgegossen werden. Das tötet Keime ab. Beim Ziehen ist das Glas zuzudecken, damit die im Tee enthaltenen ätherischen Öle nicht verdampfen. Sichtbar sind sie als „Fettfilm“ auf der Oberfläche des Tees.
Heiße Getränke mit Alkohol oder Koffein
Keine positive Wirkung haben alkoholische Heißgetränke. „Das Problem von Glühwein, Punsch & Co. ist, dass sie zum Einen viele Kalorien enthalten. Außerdem bewirken die Wärme und der Zucker, dass der Alkohol in den Kreislauf viel schneller aufgenommen wird – und zwar schon über die Mundschleimhäute. Dadurch werden wir viel schneller „beschwippst oder betrunken“, erklärt die Apothekerin. Hinzu kommt, dass sich unsere Gefäße durch den Alkohol weiten und wir dadurch schneller auskühlen. „Deshalb sich für die Wintermärkte immer warm anziehen!“, schmunzelt Deuringer.
Kaffee hat im Gegensatz zu Genussmitteln wie Alkohol keine gesundheitlichen Schäden – zumindest kommen Beobachtungsstudien zu dieser Erkenntnis. Vielmehr wurden Zusammenhänge mit einem niedrigeren Sterberisiko und dem selteneren Aufkommen bestimmter Krebsarten sowie von Gallen- oder Nierensteinen festgestellt.
Gesunde Heißgetränke mit Vitamin C
Ein gesundes Heißgetränk ist die heiße Zitrone. Wobei auch hier Vorsicht gefragt ist:
- Das wertvolle Vitamin C in der Zitrone ist hitzeempfindlich. Das Wasser sollte bei der Zubereitung maximal 60, besser 40 Grad Celsius haben.
- Viele Fertigprodukte enthalten eine Menge an Zucker oder Süßstoffen. Besser wäre, die heiße Zitrone frisch zuzubereiten. Das geht einfach – mit folgendem "Rezept" …
Rezept für heiße Zitrone
Zutaten:
- eine Tasse Wasser
- eine halbe oder ganze Zitrone
Zubereitung:
- Die Zitrone auspressen und den Saft in eine Tasse schütten.
- Wasser aufkochen und abkühlen lassen.
- Hat das Wasser eine angenehme Trinktemperatur (im Idealfall 40 Grad) erreicht, zur Zitrone in die Tasse geben. Fertig!
„Wasser mit Zitrone ist übrigens ein gutes Startgetränk in der Früh, weil es den Stoffwechsel anregt“, so der Tipp der Augsburger Apothekerin.
Heißgetränke lieber ohne Zucker
Wie bei der heißen Zitrone gilt bei vielen Heißgetränken: Auf Zuckergehalt und Fett achten! Beides sollte man in Maßen zu sich nehmen, rät Deuringer. Sowohl Zucker als auch Zuckerersatzstoffe können das Darmmikrobiom in ungünstiger Weise verändern. Um den Tee zu süßen, kann man alternativ auch einen Löffel Honig hinzugeben.
Wir verraten Ihnen, wie der Verzicht auf Zucker gelingt.
Aber Achtung: Die Inhaltsstoffe von Honig sind hitzeempfindlich! Deshalb erst kurz vor dem Genuss einrühren …
Weitere Tipps rund um Ernährung, Dos und Donts gibt Silvija Deuringer in ihrer Ernährungsberatung.