Der Frühling kann so schön sein: Die Tage werden endlich wieder länger, die Temperaturen steigen und die Natur erstrahlt in intensiveren und helleren Farben. Auch unsere Stimmung scheint sich in der Frühjahrszeit deutlich zu heben. Auf einmal verspüren wir mehr Energie, Unternehmungslust und Optimismus. Eine allgemeine Aufbruchsstimmung macht sich breit. Dieses emotionale Hoch wird häufig mit dem Begriff „Frühlingsgefühle“ in Verbindung gebracht. Frühlingsgefühle sind dabei nicht nur eine romantisierte Vorstellung von uns Menschen, es gibt sie wirklich. Doch was genau steckt dahinter?
Gibt es Frühlingsgefühle wirklich?
Wenn die Natur aus ihrem Winterschlaf erwacht, werden auch wir Menschen wieder aktiver. Wir verbringen mehr Zeit an der frischen Luft und werden insgesamt kontaktfreudiger. Dabei nimmt auch die Lust zum Flirten zu – ein Phänomen, das nicht nur hormonelle, sondern auch psychologische Hintergründe hat. Wenn die dicken Wintermäntel im Schrank bleiben und wir wieder mehr Haut zeigen, weckt das unterbewusst unser Interesse am Sehen und Gesehenwerden.
Unsere gesteigerte Unternehmungslust vereinfacht zudem das Pflegen sozialer Kontakte. Eine entscheidende Rolle beim Erwachen der Frühlingsgefühle spielt jedoch die Sonne. Das Sonnenlicht setzt bestimmte chemische Prozesse im Körper frei, die sich direkt auf unser Wohlbefinden auswirken.
Frühlingsgefühle: Das passiert in unserem Körper
Während wir uns in den Wintermonaten träge und müde fühlen, stellt sich im Frühling ein plötzliches Hoch ein. Plötzlich sind wir wieder wach, aktiv und motiviert. Grund dafür ist das länger anhaltende Tageslicht, welches sich direkt auf unseren hauseigenen Hormonhaushalt auswirkt.
Durch die intensivere Sonnenstrahlung sinkt die Konzentration des Schlafhormons Melatonin, das für den Wach-Schlaf-Rhythmus zuständig ist. Im Gegensatz dazu produziert der Körper größere Mengen der sogenannten Glückshormone Serotonin und Dopamin. Dadurch sind wir nicht nur besser gelaunt, sondern verspüren außerdem mehr Energie und eine größere Unternehmungslust. Frühlingsgefühle sind also kein Mythos, sondern beschreiben die Auswirkungen unseres veränderten Hormonhaushalts zur Frühjahrszeit.
Warum Frühlingsgefühle heute weniger spürbar sind
Trotz aller positiven Effekte erleben viele Menschen die Frühlingsgefühle heute nicht mehr so intensiv wie noch vor einigen Jahrzehnten. Ein Grund dafür ist der technische Fortschritt. Durch künstliches Licht und beheizte Wohnräume sind wir weniger stark den natürlichen Jahreszeiten ausgesetzt. Zudem nutzen immer mehr Menschen die Möglichkeit, zur Winterzeit in die warme Ferne zu entfliehen.
Insgesamt wird unser biologischer Rhythmus heute deutlich weniger von Frühlingsgefühlen beeinflusst als noch vor hundert Jahren. Das zeigt sich auch in der Geburtenrate. Während in Deutschland bis in die 1970er Jahre die meisten Kinder im Frühjahr gezeugt wurden, ist die Verteilung heute deutlich gleichmäßiger. Statistisch gesehen kommen die meisten Kinder inzwischen im Sommer zur Welt, weshalb eher der späte Herbst und der Winter als die neuen „Wonnemonate“ gelten.
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