Die Bücher sind bestellt, der Bikini schon eingepackt, jetzt fehlt nur noch eins - der Beach Body! Für den müssten auch nur noch ein paar Kilo hier und da runter. Das sollte aber kein Problem sein. In der Zeitschrift letztens gab es doch Tipps und Tricks, um in nur zwei Wochen die perfekte Bikini-Figur zu erreichen. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es auch. Solche „hilfreiche“ Empfehlungen können nämlich oft der Beginn gestörten Essverhaltens sein.
Was ist gestörtes Essverhalten?
Essstörungen sind psychische Krankheiten und gehören zu den häufigsten chronischen Störungen im Erwachsenenalter. Allerdings entwickeln sie sich häufig bereits in der Jugend oder bei jungen Erwachsenen. Es handelt sich hierbei um ernsthafte Erkrankungen, die unbedingt behandelt werden müssen. Häufig ist das Essverhalten gestört, die Betroffenen können nicht mehr normale Mengen zu sich nehmen. Die Gedanken kreisen dauerhaft um Lebensmittel, die eigene Figur und das Gewicht. Die Betroffenen haben häufig einen großen Leidensdruck und können sich selbst nicht mehr aus der Essstörung herausziehen. Dann brauchen sie Hilfe von außen – Freund:innen, der Familie, Ärzt:innen und Therapeut:innen.
Was löst gestörtes Essverhalten aus?
Es gibt verschiedene Auslöser für Essstörungen. Generell sollte zwischen allgemeinen Ursachen, die gestörtes Essverhalten begünstigen und direkten Auslösern, die zur Essstörung geführt haben, unterschieden werden. Ursachen und Auslöser für Essstörungen sind vielfältig. Zu den Ursachen zählen unter anderem Erbanlagen, traumatische Erfahrungen und ein niedriges Selbstwertgefühl. Starker Stress, belastende Erlebnisse und der Beginn der Pubertät sind dann häufig die konkreten Auslöser.
Welche Formen gestörten Essverhaltens gibt es?
Essstörungen sollten sehr ernstgenommen und unbedingt ärztlich behandelt werden. Es gibt unterschiedliche Formen gestörten Essverhaltens, allerdings tritt die Störung in der Realität nur selten in Reinform auf. Unterschieden wird zwischen Magersucht, Bulimie und der Binge-Eating-Störung.
Magersucht
Wer eine Magersucht hat, schränkt das Essverhalten und die Lebensmittel, die noch gegessen werden „dürfen“, sehr stark ein. Die Betroffenen verlieren dadurch in kurzer Zeit viel Gewicht, nehmen sich selbst aber nicht so wahr. Viele leiden an einem verzerrten Selbstbild. Ihre Gedanken kreisen dann fast andauernd um den eigenen Körper, das Gewicht und wie sie am besten abnehmen könnten.
Bulimie
Kennzeichnend für die Bulimie hingegen sind regelmäßige Essanfälle. Während diesen Anfällen essen die Betroffenen in kurzer Zeit eine sehr große Menge an Lebensmitteln. Oft verlieren sie regelrecht die Kontrolle über das Essen und können damit nicht mehr aufhören. Nach solchen Attacken führen sie oft Erbrechen herbei, um eine Gewichtszunahme zu verhindern. Dieses Verhalten führt oft zu einem Teufelskreis: Das Essverhalten wird stark eingeschränkt, was zu einer Heißhungerattacke und Essanfällen führt. Jeder neue Essanfall führt dazu, dass das Essverhalten noch mehr eingeschränkt wird.
Binge-Eating-Störung
An unkontrollierten Essanfällen leiden auch Betroffene der Binge-Eating-Störung. Diese Attacken treten unabhängig vom Hungergefühl auf und können bis zu mehreren Stunden andauern. Die Betroffenen verlieren währenddessen oft die Kontrolle, über das was sie essen. Sie können erst dann aufhören, wenn sie sehr voll sind. Während dieser Anfälle werden häufig Scham und Ekel empfunden und das Essen kann nicht genossen werden. Der Leidensdruck ist groß und oft wird das gestörte Essverhalten aus Scham vor anderen verheimlicht.
Orthorexie – neuer Lifestyle oder neue Essstörung?
Ein weiterer Begriff ist die Orthorexie – eine Obsession mit ausschließlich gesunder Ernährung. Allerdings ist diese Form gestörten Essverhaltens weder im ICD-11 der WHO noch im Amerikanischen Klassifikationssystem DSM-5 aufgeführt und damit keine offiziell eingetragene Krankheit. Ärzt:innen und Therapeut:innen sind damit bereits bekannt, jedoch gibt es noch nicht genügend Forschung. Es wird sich in den nächsten Jahren also zeigen, ob die Orthorexie als Krankheit eingestuft wird. Bislang wird mal von einem Lifestyle und mal von einer Krankheit gesprochen. Sobald aber ein Leidensdruck vorliegt und das Leben von Gedanken über gesunde Lebensmittel bestimmt wird, sollten Betroffene ärzt:lichen Rat einholen.
Wenn Sie selbst oder jemand, den Sie kennen unter einer Essstörung leidet, sollten Sie unbedingt ärztliche Hilfe aufsuchen. Spezialisierte Therapeut:innen und Ärzt:innen können Sie telefonisch über die 116117 erreichen. Bei einem akuten Notfall sollte immer die 112 oder 110 angerufen werden.