Jeder hat das schon erlebt: Nach einem Döner mit Knoblauchsoße beim Türken oder Spaghetti „aglio e olio“ beim Italiener lässt der Geruch des Atems zu wünschen übrig. Wer im Berufsleben seine Kollegen schonen will, sollte etwa in der Kantine auf derlei Speisen verzichten. Mundgeruch kann als sehr unangenehm empfunden werden. Aber nicht immer sind letztlich harmlose Speisen die Ursache dafür. Es gibt eine Vielzahl ernster gesundheitlicher Probleme für übel riechenden Atem. Und der verschwindet dann auch nicht gleich am nächsten Tag wieder.
Zunächst ein paar Fakten: Mundgeruch - im Fachjargon Halitosis oder Foetor ex Ore genannt - ist weit verbreitet. Jeder vierte Deutsche leidet darunter. Kein Wunder: Etwa 50 Millionen Bakterien befinden sich in unserer Mundhöhle. „Die sind meist verantwortlich für Mundgeruch, da bei der Zersetzung von Speichel oder Essensresten Schwefel entsteht“, erläutert Professor Johannes Zenk, Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde am Universitätsklinikum Augsburg.
Tabuthema Mundgeruch
Gesprochen wird darüber meist nur wenig. Schlechter Atem ist auch in unserer modernen Gesellschaft nach wie vor ein Tabuthema. Betroffene bemerken dann selbst oft gar nicht, dass sie Mundgeruch haben. Und Angehörige oder Freunde wissen nicht, wie sie das Problem ansprechen sollen, ohne dass es peinlich für alle Beteiligten wird. Doch klar ist: Man sollte Betroffene im Zweifelsfall aufmerksam machen. „Sie werden in den allermeisten Fällen dankbar dafür sein“, vermutet Zenk.
Der Mediziner sagt: Schlechter Atem hat Ursachen, die zu über 90 Prozent im zahnärztlichen Fachgebiet oder im Hals-Nasen-Ohren-Bereich liegen. Neben dem Genuss etwa von Knoblauch, Zwiebeln, Alkohol oder Tabak kann eine mangelhafte Mundhygiene ein Auslöser sein. Die Rede ist von schlecht gepflegten Zähnen. Dazu kommen Patienten mit einer Zahn- oder Zahnfleischentzündung. Es gibt aber auch Menschen, die eine stark gefurchte Zungenoberfläche aufweisen, auf der sich Bakterien ansiedeln können. „Eine unangenehme, aber harmlose Erkrankung, die Mundgeruch mit sich bringt, ist beispielsweise die Schwarze Haarzunge, die durch überwucherndes Wachstum der Papillen entsteht“, erklärt Zenk. Das Gute ist: Das Problem verschwindet oft nach wenigen Wochen oder Monaten von selbst.
Auch Infekte für Mundgeruch verantwortlich
Weitere Ursachen für Mundgeruch sind Infekte durch Bakterien oder Pilze in der Mundhöhle, aber auch durch Tumore, die dort entstehen. Relativ häufig stellen sich in den medizinischen Fachabteilungen Patienten vor, die aufgrund von zerklüfteten Gaumenmandeln über einen schlechten Atem klagen. Dabei kommt es zu einem typisch faulig-eitrigen Mundgeruch.
„Verlässt man den HNO-Bereich, kann Mundgeruch auch von systemischen Erkrankungen herrühren - wie etwa Diabetes oder einer Leberkrankheit“, erklärt Zenk. Wenn der Atem nach Urin oder Ammoniak riecht, weist dies laut Zenk womöglich auf eine Nierenschwäche oder ein Nierenversagen hin. Normalerweise scheiden die Nieren Harnstoffe ja über den Urin aus. Doch wenn sie nicht mehr richtig funktionieren, gelangen diese Schadstoffe in die Blutbahn und werden so über die Lunge ausgeatmet. Ein fruchtiger Mundgeruch wiederum - fachsprachlich Ketongeruch genannt - lässt auf einen Diabetes mellitus schließen. Auch Lungenleiden äußern sich durch Mundgeruch, wenn etwa Abszesse in der Lunge zu einem fauligen Geruch des Atems führen. Das tritt laut Zenk aber eher selten auf. Nicht zuletzt führen manchmal auch Magen- oder Refluxerkrankungen, bei denen Magensaft in die Speiseröhre läuft, zu Mundgeruch.
Mundgeruch durch fasten
Schlussendlich sei noch längeres Fasten als Ursache erwähnt, das durch die fehlende Nahrungsaufnahme im Mundraum und durch die veränderte Stoffwechsellage zu schlechtem Atem führen kann.
„Bei länger anhaltendem Mundgeruch sollte ein HNO-Arzt oder ein Zahnarzt konsultiert werden, der lokale Ursachen im Mund- und Rachenraum abklären und behandeln kann“, rät Zenk. In manchen Fällen werden zur weiteren Abklärung sogar internistische Untersuchungen - etwa eine Magenspiegelung - notwendig.
Das hilft gegen Mundgeruch
Ein paar Hausmittel helfen - je nachdem, wie hartnäckig die Ursache ist - gegen Mundgeruch: zum Beispiel frische Kräuter wie Petersilie, Minze oder Dill. Auch Kamille oder Zitronenmelisse können wirksam sein. In Indien gehört es zu einer Mahlzeit dazu, im Anschluss ein paar Fenchelsamen zu kauen, da die Samen Gerüche im Mund neutralisieren.
Ingwer hat desinfizierende Eigenschaften und schützt so nicht nur vor Erkältungsviren, sondern beseitigt auch geruchsbildende Bakterien. Er kann als Tee nach dem Essen getrunken werden. Die in Äpfeln und Apfelessig enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe wirken antibakteriell und mildern Mundgeruch.
Aber natürlich ist auch Zähneputzen eine gute Sofortmaßnahme. Eine regelmäßige und richtige Mundhygiene ist laut Zenk ohnehin unabdingbar.