Weltweit steigt die Nachfrage nach Schönheitsoperationen wie Fettabsaugungen, Haartransplantationen, Brustvergrößerungen, Bauchdeckenstraffungen oder Nasenkorrekturen, während gleichzeitig die Kosten für diese Eingriffe ansteigen. Daher entscheiden sich viele Menschen dazu, in Länder wie die Türkei, nach Polen, Thailand und Tschechien zu reisen, um kostengünstigere Schönheitseingriffe durchführen zu lassen. Denn weil Krankenkassen kosmetische Korrekturen in den meisten Fällen nicht zahlen, sind die niedrigen Preise für viele Patienten und Patientinnen ein wichtiges Kriterium.
Gefahr 1: Unterschiedliche ästhetische Standards
Doch Vorsicht: „Unterschiedliche ästhetische Standards und Interpretationen können zu Ergebnissen führen, die nicht den Erwartungen des Patienten entsprechen. Korrekturen solcher Fehler sind im Ausland jedoch teilweise schwierig und kostspielig“, berichtet Prof. CH Dr. med. Mehmet Atila, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und Direktor des „Medical Inn“-Zentrums in Düsseldorf.
Gefahr 2: Minderes Material und fehlende Nachsorge
Bei Schönheitsoperationen leiden unter den Schnäppchenpreisen nämlich oftmals die Qualität und Hygiene von eingesetztem Material sowie die Nachsorge", erklärt Dr. Atila und fügt hinzu: "Veranstalter verschwinden nach kurzer Zeit meist vom Bildschirm. Ansprüche bei misslungenen Operationen können dann nicht gestellt werden oder finden keine Berücksichtigung. OP-Berichte existieren nicht oder stehen nicht zur Verfügung und selbst bei gutachterlich festgestellten Mängeln ist der Operateur nicht erreichbar."
Gefahr 3: Unterschiedliche Qualifikation der Chirurgen
Außerdem unterscheiden sich von Land zu Land die Ausbildung und Qualifikationen der Ästhetisch-Plastischen Chirurgen, ebenso wie die Vorschriften für Personal, technische Ausstattung und die Regelungen bezüglich der Nachsorge. Während in Deutschland eine umfassende Nachsorge nach der Operation gewährleistet ist, besteht bei Eingriffen im Ausland das Risiko, dass Betroffene mit zusätzlichen Kosten rechnen müssen.
Gefahr 4: Verständigungsprobleme
Schließlich können Patienten aufgrund sprachlicher Barrieren auf Schwierigkeiten stoßen. Eine klare Kommunikation sei jedoch entscheidend, um die Erwartungen des Patienten zu verstehen, realistische Erwartungen zu setzen und über die Risiken aufzuklären, die auch bei kleineren Eingriffen bestünden, betont Dr. Atila.
Darauf sollte man achten
- Eine umfassende Recherche über die ausgewählte Klinik wichtig. Dazu gehören Informationen zu Gesundheitsstandards, Qualifikationen und Erfahrungen der behandelnden Ärzte, einschließlich Zertifikaten, Ausbildungsstandards und bisheriger Erfolge bei ähnlichen Eingriffen.
- Ein vertrauenswürdiger und pflichtbewusster plastischer Chirurg wird einer Behandlung nicht allein auf der Grundlage von Bildern und den Wünschen des Patienten zustimmen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Ärzte die Gelegenheit haben, den Patienten oder die Patientin persönlich zu untersuchen, um eine präzise Bewertung vorzunehmen und sicherzustellen, dass die vorgeschlagene Behandlung den individuellen Bedürfnissen und Gesundheitszuständen des Patienten entspricht. Aus diesem Grund gilt es vorsichtig zu sein, wenn ein Arzt einer Behandlung ohne vorherige persönliche Untersuchung zustimmt und Vorerkrankungen des Patienten gar nicht oder zu wenig berücksichtigt. Im schlimmsten Fall kann das zu einer lebensbedrohlichen Situation führen. Lesen Sie auch wie Beautyfilter unser Schönheitsideal beeinflussen.
Das kann man im Vorfeld noch tun
Bei der Wahl der Klinik erweist sich eine lokale Unterstützung, die bei logistischen Herausforderungen wie dem Transport und Empfehlungen für örtliche Dienstleistungen zunutze kommt, als äußerst hilfreich. Dafür ist eine klare Kommunikation mit dem medizinischen Personal notwendig, die sich durch Dolmetscherdienste oder mehrsprachiges Personal unterstützen lässt.
Eine deutliche Verständigung ist ebenso entscheidend für die Entwicklung eines umfassenden Nachsorgeplans, der Termine für Nachuntersuchungen und Pflegeanweisungen umfasst. Eine erfolgreiche Genesung hängt wesentlich von einer angemessenen Nachsorge ab. Zum Abschluss gibt Dr. Atila einen zusätzlichen Ratschlag: „Ich empfehle den Patienten, Erfahrungsberichte auf verschiedenen Plattformen zu lesen, um die Zuverlässigkeit und Qualität der medizinischen Einrichtung besser einzuschätzen.“
Zahnersatz aus dem Ausland
Gleiches gilt für den günstigeren Zahnersatz im Ausland. Kronen, Brücken oder Implantate haben aufgrund von Material- und Fertigungskosten berechtigterweise einen hohen Preis. Um hier zu sparen, entscheiden sich Zahnpatienten und -patientinnen oft für Eingriffe im Ausland.
Hier gilt: Günstige Zahnersatzbehandlungen im Ausland müssen nicht zwangsweise schlecht sein, da Material- sowie Lohnkosten oft geringer ausfallen als in Deutschland. Zudem übernehmen Krankenkassen die Kosten für Auslandsbehandlungen in EU-Mitgliedsstaaten bis zu der Höhe, die auch beim entsprechenden Vorgehen im Inland angefallen wäre.
Das sind die Nachteile
- Allerdings: In anderen Ländern kann es sein, dass die Qualitätsstandards von denen in Deutschland abweichen und so minderes Material für Zahnersatz verwendet wird.
- Dazu kommt: Da ausländische Kliniken mit kurzen Behandlungszeiten werben, lassen sie den Zahnersatz zudem häufig in Eile anfertigen. Treten im Nachhinein Mängel auf, sind die Rechte der Patienten und Patientinnen bei Gewährleistungsansprüchen in Deutschland klar geregelt. Entstehen jedoch Probleme aus einer Behandlung im Ausland, nachdem die Patienten wieder in der Heimat sind, ist kein Zahnarzt in Deutschland verpflichtet, den fremden Zahnersatz nachzubessern.
- Und: Vermeintliche Schnäppchen stellen sich durch versteckte Kosten wie Austrittsgelder der Kliniken oder überteuerte Hotelrechnungen im Nachhinein als kostspieliger als erwartet heraus.
Komplikationen nach der OP
Sollten es schon im Ausland zu Komplikationen kommen, müssen Patientinnen und Patienten vielleicht vorzeitig die Reise abbrechen, was zu einem kostspieligen Rücktransport nach Deutschland führt. Manchmal treten Probleme auch erst nach der Rückkehr nach Deutschland auf und müssen hierzulande nachversorgt werden - das kostet zusätzlich, da die Patienten die Ausgaben dafür selbst tragen müssen. So löst sich der scheinbar gewonnene finanzielle Nutzen schnell in Luft auf.
Was beim Zahnersatz im Ausland auch oft zu kurz kommt, sind Vorerkrankungen des Patienten und seine individuellen Bedürfnisse, die der Zahnarzt oder die Zahnärztin in Deutschland viel besser berücksichtigen können, weil sie ihn vielleicht schon lange kennen.
Das sollte vor der Zahn-Behandlung erledigt sein
Außerdem, das gibt Dr. med. dent. Thea Lingohr MSc., Zahnärztin und Oralchirurgin, zu bedenken, steht Zahnersatz meist am Ende umfangreicher Diagnostik und Vorbehandlungen des Zahn-, Mund- und Kieferbereiches. So muss der Zahnhalteapparat frei von Entzündungen wie Zahnfleischbluten sein. Zudem müssen Patienten im Vorfeld vorhandene Karies an allen Zähnen sowie eine Parodontitis beseitigen lassen.
Bei Implantaten sind in der Regel mehrere Sitzungstermine und eine mehrmonatige Einheilphase der künstlichen Wurzel im Kieferknochen notwendig, bis schließlich das Anbringen des zugehörigen Zahnersatzes erfolgen kann.
Es ist zwar auch eine Sofortimplantation mit langzeitprovisorischen Brücken möglich, die nach etwa sechs Monaten gegen endgültigen Zahnersatz ausgetauscht werden. Doch diese wichtigen Faktoren lassen sich bei einem Kurzzeitaufenthalt im Ausland oft nicht einhalten.