Medizinisch gesehen sind sie im Grunde genommen meist harmlos. Vier Gründe nennt Dr. Daniel Wallstein, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie der in Augsburg und Bonn sitzenden Moser-Kliniken, für die Bildung zunächst von Augenringen.
Da gebe es einmal die genetische Veranlagung. Eine andere Ursache findet sich in der Vermehrung von dunklen Pigmenten in der Haut in diesem Bereich. „Außerdem ist an dieser Stelle die Haut sehr dünn, dadurch schimmert darunter die Farbe des Augenringmuskels durch“, erklärt der Facharzt. Oft liege es aber schlichtweg am Lebenswandel: Bedeutet wenig Schlaf, viel Stress, Zigaretten- und Alkoholkonsum.
Oft genetisch bedingt
Tränensäcke, mehr oder weniger stark ausgeprägte Schwellungen der Unterlider, sind Wallstein zufolge oft genetisch bedingt. Sie bilden sich durch eine Schwäche des Augenringmuskels oder durch einen sogenannten periorbitalen Fettüberschuss, also einen Fettüberschuss in der bindegewebsartigen Hülle, die die Augenhöhle auskleidet. Tränensäcke entstünden auch dann, wenn der Lymphfluss aus seinem normalen Rhythmus gerät und die Augenpartien dadurch anschwellen.
Der Mediziner betont, dass in der Regel weder Tränensäcke noch Augenringe mit ernsthaften Erkrankungen zusammenhingen. Sie seien in den meisten Fällen schlichtweg eine normale Alterserscheinung, die immer deutlicher sichtbar werde. Das einfachste Mittel gegen geschwollene Augen ist die Kühlung mit Kompressen - mit grünem Tee oder Kamille. Andere Fachleute empfehlen auch, gekühlte Gurkenscheiben oder eisgekühlte Teelöffel auf die Tränensäcke zu legen. Es ist auch wichtig, täglich ausreichend zu trinken (mindestens zwei Liter - und zwar nicht in alkoholischer, sondern ungesüßter Form als Wasser, Tee oder Saft).
Helfen auch Pflegeprodukte?
Was kann man sonst noch aus kosmetischer Sicht gegen Augenringe und Tränensäcke unternehmen? In der Werbung versprechen Augenpflegeprodukte Abhilfe. Langfristig wirksam sind aber auch sie nicht. Sie enthalten meist Hyaluronsäure, das Co-Enzym Q10 und Retinol. Tatsächlich sind Augenpflegeprodukte im Vergleich zu normalen Gesichtscremes spürbar weniger ölhaltig und darum auch weniger hautreizend.
Hyaluronsäure sagt man nach, zudem körpereigenes Wasser zu binden, weswegen man ihr auch einen aufpolsternden Effekt im Gewebe zuschreibt. Allerdings bleibt Experten zufolge die dunkle Farbe unter den Augen erhalten. Als Creme wirke dieser Effekt sowieso nur minimal und kurzfristig, heißt es.
Wird der Wirkstoff direkt unter die Haut gespritzt, hält der Effekt länger an. Das sollte allerdings fachmännisch ausgeführt werden, denn das Spritzen birgt zumindest kleinere Risiken: Es kann zu Entzündungen, Schwellungen und Blutergüssen kommen, sagen Fachärzte. Von anderen angeblichen „Helferlein“ wie Backpulver oder Hämorrhoidensalbe raten Mediziner dagegen schlichtweg ab. Auch das zur Gesichtsstraffung oftmals eingesetzte Botox hilft in diesem Fall nicht. „Botulinumtoxin hat keinen Einfluss - weder auf Tränensäcke noch auf Augenringe“, erklärt Wallstein.
Wann lohnt es sich, einen Arzt zu konsultieren?
Zu einem Arzt müsste man medizinisch gesehen so gut wie gar nicht. Nur wenn die Symptome sehr hartnäckig bestehen blieben, mache es Sinn, der Sache auf den Grund zu gehen: Augenschwellungen können nämlich in seltenen Fällen auch auf Krankheiten hindeuten. Schwellungen der Lider, speziell der Unterlider, weisen manchmal auf eine Herzschwäche, auf Nierenerkrankungen oder auf eine Allergie hin.
Ansonsten sagt Wallstein: „Man soll sich in ärztliche Hände begeben, sobald der Leidensdruck zu groß wird.“ Wenn Augenringe aufgrund von Hautpigmenten entstanden sind, kann man diese mithilfe eines Lasers auflösen. Tränensäcke, also überschüssiges periorbitales Fett, lasse sich durch eine Unterlidstraffung behandeln. Dabei werde der Fettüberschuss entfernt.
Wie entstehen Schlupflider?
Woher kommen nun die viel zitierten Schlupflider? „Sie bedeuten einen Überschuss an Oberlidhaut“, erklärt Wallstein. Auch hier nennt der Arzt als Ursachen wieder „eine genetische Veranlagung“. Zum anderen können sie auch durch nachlassende oder fehlende Spannkraft der Haut und Verlust von Fett und Knochengewebe im Alter entstehen.
Wann lohnt es sich, Schlupflider operativ zu behandeln? Wallstein rät: „Entweder, wenn die müde Augenpartie einen aus ästhetischen Gründen stört oder wenn man dadurch sogar Einschränkungen im Gesichtsfeld hat.“ Im letzteren Fall bestehe die Möglichkeit, dass die Krankenkassen die Kosten für eine Operation übernehmen. Diese gehört zu den einfachsten und am häufigsten durchgeführten Eingriffen der plastischen Chirurgie.
Unkomplizierte OP
„Die Operation wird meist in lokaler Betäubung durchgeführt. Sie dauert etwa eine Stunde.“ Danach sollte man sich allerdings abholen lassen und selbst kein Auto fahren, rät der Fachmann. Sieben Tage später können dann bereits die Fäden gezogen werden. Die Risiken seien bei dieser Operation überschaubar: Schwellungen oder Blutergüsse gebe es zuweilen. In manchen Fällen könnten sich auch Narben bilden.
Bei der Suche nach einer Klinik ist aber Umsicht geboten. „Jeder Arzt darf sich Schönheitschirurg oder kosmetischer Chirurg nennen“, warnen Verbraucherschützer. Geraten wird der Gang zu Medizinern, die einen Facharzttitel für Plastische und Ästhetische Chirurgie vorweisen können, oder spezialisierten Augenärzten. Sinnvoll sei es überdies, danach zu fragen, wie oft der Arzt den Eingriff bereits durchgeführt hat.