Abends gehört es einfach zum Ritual im Bad dazu: gründliches Abschminken und eine porentiefe Reinigung der Haut im Gesicht, dazu vielleicht eine Dusche. Und auch am Morgen will man frisch sein und greift beim Duschen zu Seifen, Duschgels oder anderen Reinigungsprodukten, um sich sauber zu fühlen. Dazu kommen Peeling-Produkte mindestens einmal die Woche, welche die Haut vor abgestorbenen Hautschüppchen befreien sollen. Doch das kann für die Haut auch zu viel werden.
Der häufigste Fehler bei der Hautreinigung
Wer sich zu oft und mit zu aggressiven Produkten reinigt, schädigt die Haut oftmals unabsichtlich. So braucht die Haut an sich keine Hilfe, um sauber zu sein, denn das stetige Abstoßen der oberen Hornschicht sowie die hauteigene Bakterienflora sorgen bereits für eine effektive Reinigung, stellt Rosemarie Heim-Schüler von der Forschungsgruppe Rosel Heim klar.
Allerdings kann die oberste Hornschicht durch Rauch, Abgase oder Schminke verkleben. Diese Fremdstoffe kann der Körper nicht selbstständig abbauen. Hier ist Unterstützung nötig. Doch Vorsicht: Die meisten Reinigungsprodukte enthalten synthetische Tenside, die sowohl die Haut als auch die individuelle Bakterienflora angreifen.
Warum sollte die Haut nicht porentief gereinigt werden?
Diese Bakterienflora stellt jedoch ein personalisiertes Mikrobiom dar und spielt für die Gesundheit eine wichtige Rolle. Deshalb ist es gar nicht so gesund, die Haut porentief zu reinigen.
Die hauteigene Bakterienflora, also die Besiedelung der Haut mit Bakterien, Viren und Pilzen beeinflusst die Hautgesundheit maßgeblich und schützt vor dem Eindringen von Krankheitserregern. Wenn symbiotische Bakterien bereits alle Nischen der Haut besiedeln, ist es für krank machende Mikroben schwierig, sich dort niederzulassen.
„In den letzten Jahren hat die Wissenschaft außerdem herausgefunden, dass das Mikrobiom mit dem Immunsystem interagiert und sogar seine Entwicklung unterstützt. Bei einer Störung der Hautflora durch übertriebene Hygiene oder bakterientötende Chemikalien wird deshalb nicht nur die Außenverteidigung der Haut gefährdet, sondern auch das gesamte Immunsystem geschwächt“, erklärt Heim-Schüler.
Diese Inhaltsstoffe sind bei der Hautreinigung besonders schädlich
Zu den am häufigsten verwendeten und aggressivsten synthetischen Tensiden zählen Natriumlaurylsulfat und Natriumlaurylethersulfat – auch als SLS und SLES bekannt. Sie entfetten die Haut stark, lösen ihren schützenden Oberflächenfilm auf, greifen die Hornschicht an und schädigen die natürliche Hautflora.
Dadurch wird die Haut trocken und rau und bietet Keimen einen idealen Nährboden. Substanzen, die normalerweise nicht in tiefere Hautregionen geraten, können auf diese Weise in den Körper eindringen und dort das Immunsystem stören. Auch als hautfreundlich vermarktete Produkte enthalten oftmals altbekannte Chemikalien aus dieser Gruppe. „Die seit einigen Jahren beliebten Mizellenwasser werben mit schonender Reinigung, sind aber letztendlich auch nur mit viel Wasser verdünnte Tenside wie Poloxamere und Betaine“, sagt die Spezialistin.
Diese Reinigungsprodukte unterstützen die hauteigene Bakterienflora
Um die Haut möglichst schonend zu reinigen, empfiehlt Rosemarie Heim-Schüler hauteigene Reinigungssysteme. Dazu eignen sich gut überfettete milchsäurehaltige Emulsionen, weil sie den pH-Wert aufrechterhalten, nur minimal entfetten und die Bakterienflora nicht schwächen, sondern stattdessen den Schutzfilm der Haut stärken.
Die Milchsäure unterstützt das Ablösen abgestorbener Hautzellen. Diese werden mitsamt anhaftendem Schmutz von der Emulsion eingehüllt und mit Wasser abgewaschen. So entsteht eine glatte Hautoberfläche, die Anflugkeimen oder Pilzen weder Nährboden noch Nischen bietet.
Die richtige Wassertemperatur für die Hautreinigung
Übrigens: Auch die Wassertemperatur wirkt sich auf das Hautbild aus. Trockene, empfindliche Haut sollte man lieber nur mit lauwarmen Wasser reinigen – das gilt vor allem im Gesicht. Wer dagegen fettige oder normale Haut hat, verträgt auch höhere Wassertemperaturen. Ist die Haut schlecht durchblutet oder großporig, regt eine abschließende Spülung mit kaltem Wasser die Durchblutung an.
Schlecht für die Haut sind in jedem Fall Rauchen, Alkoholkonsum, Stress sowie eine Fehl- oder Mangelernährung. Diese Faktoren begünstigen vermehrten Talgfluss und die Entstehung von Pickeln.