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Anwendung Defibrillator: Erste Hilfe aus dem Koffer

Anwendung Defibrillator

Anwendung Defibrillator: Erste Hilfe aus dem Koffer

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    Ein Übungsdefibrillator des Bayrischen Roten Kreuzes.
    Ein Übungsdefibrillator des Bayrischen Roten Kreuzes. Foto: VMM

    Welche Defibrillatoren gibt es?

    „Es gibt verschiedene Hersteller bei Defibrillatoren, aber im Prinzip funktionieren alle gleich: Aufmachen, aufkleben und machen was das Gerät einem sagt“, erklärt Thomas Haugg vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) Augsburg-Land . In der Ersten Hilfe kommen nämlich sogenannte automatisierte externe Defibrillatoren (AED) zum Einsatz. Sie sind so konzipiert, dass sie auch ein Laie bedienen kann. Sie sprechen mit Helfenden und erklären jeden Schritt. Bei allen Defibrillatoren ist außerdem eine Anleitung dabei. Das Herz mit dem grünen Blitz ist das internationale Erkennungsmerkmal. Daran erkannt man, wo ein Defibrillator hängt.

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    Wann muss ich einen Defibrillator anwenden?

    Ein Defibrillator wird bei nicht ansprechbaren Patient:innen eingesetzt. In diesem Fall wird bei der Ersthilfe ein festes Schema abgearbeitet: „Als erstes spreche ich die Person an und schüttele sie. Ist sie immer noch nicht ansprechbar, heißt es Pulskontrolle. Wenn ich keinen Puls fühle, kann der Defibrillator angewendet werden“, erläutert Haugg. Er erklärt uns auch, dass es, aber immer sinnvoll sei den Defibrillator aufzukleben, sogar wenn man einen Puls spürt. Denn die modernen Defibrillatoren erkennen selbst, ob ein Schock nötig ist oder nicht. „Das Gerät analysiert den Herz-Rhythmus. Dann sagt es dir Schock empfohlen oder kein Schock empfohlen. Deswegen auf den Nenner gebracht: Immer erstmal aufkleben, das Gerät entscheidet dann selbst“, macht der Kreisgeschäftsführer klar.

    „Die Anwendung eines Defibrillators hat schon echte Erfolge gezeigt“, erzählt Haugg. Denn der Mythos, nur Raucher:innen oder Menschen mit Übergewicht seien für einen plötzlichen Herzstillstand gefährdet, ist falsch. Jeden kann es erwischen. „Es gibt zum Beispiel sogenanntes Herzstolpern. Das kann durch extremen Stress ausgelöst werden. Und wenn dieser Stolperer in einer bestimmten Phase des EKG’s passiert, kann es schon zum Herzflimmern kommen“, erläutert uns Herr Haugg. „Das bedeutet konkret: Es gibt keine Risikopatient:innen. Das Gerät ist wirklich Goldwert und niemand muss Angst haben es zu benutzen.“

    Werden für Kinder und Erwachsene die gleichen Defibrillatoren angewendet?

    Im Rettungsdienstbereich gibt es verschiedene Paddels für Kinder und für Erwachsene. Paddels sind die Kontakte die auf die Brust der Patient:innen geklebt werden. Die „Laien-Defibrillatoren“, die in öffentlichen Gebäuden hängen sind normalerweise aber für beide anwendbar. Man muss dann nur anders kleben. „Beim Erwachsenen klebt man auf die rechte Brust oben und links unterhalb auf den Rippenbogen. Beim Kind geht man auf der Vorderseite und Rückseite drauf“, erklärt Haugg. Auf den Defibrillatoren ist ein Bild zu sehen, wo die Paddels bei welcher Person kleben müssen. Es gibt auch einen Knopf für Kind und Erwachsen, somit gibt das Gerät einem die richtigen Anweisungen. Sollte der Patient:innen einen implantierten Herzschrittmacher haben, sollten die Paddels nicht auf den Schrittmacher geklebt werden.

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    Trotz Defibrillator Herz-Druck Massage und Beatmung?

    „Das Gerät ersetzt niemals die Herzlungen Massage. Niemals. Das ist ganz wichtig“, betont Herr Haugg vom BRK. Die Anwendung eines Defibrillators dient immer nur zur Unterstützung, ersetzt aber nicht die Arbeit, die Ersthelfer:innen leisten müssen. Nur während der Defibrillator die Analyse macht, darf der Patient nicht angefasst werden. „Sonst komm ein Fragment von außen und der Defibrillator interpretiert dies als eigene Herzreaktion und empfiehlt möglicherweise keinen Schock, obwohl einer nötig wäre“, führt Herr Haugg weiter aus. Aber auch hier gilt: Das Gerät teilt dann mit: Patient nicht berühren, Analyse läuft. „Deswegen einfach immer machen was das Gerät sagt. Da kann nichts passieren. Und nochmal wichtig zu merken: Ohne drücken ist der Patient tot. Das Gerät ist immer nur eine Unterstützung“, macht der erfahrene Rettungsassistent deutlich. Der Defibrillator wird einen dazu auffordern die Herz-Lungen Massage auszuführen und sogar den Rhythmus vorgeben.

    Wo finde ich im Notfall einen Defibrillator?

    Es gibt die „Rot-Kreuz Defi App“, die den nächsten Standort des öffentlichen Defibrillators im europäischen Raum zeigt. „Ansonsten findet man sie eigentlich an allen öffentlichen Plätzen. Im Normalfall sind mehrere Leute da, wenn etwas passiert und da kann einer den Defibrillator suchen gehen“, erklärt Haugg.

    Anwendung Defibrillator

    Die Anwendung eines öffentlichen Defibrillators ist für den Laien einfach und im Prinzip kann nichts schief gehen. Tatsächlich muss man fast nur das Gerät öffnen, aufkleben und dann alles beachten was gesagt wird. In vielen Defibrillatoren ist das notwendige Zubehör wie ein Rasierer, Einmalhandschuhe, eine Kleiderschere sowie eventuell eine Beatmungsfolie für die Mund-zu-Mund-Beatmung und Reinigungstücher, ein kleines Handtuch, ein Waschlappen oder Taschentücher enthalten.

    Es gibt jedoch ein paar Details zu beachten:

    • Halten Sie sich bei der Defibrillation genau an die Sprachanweisungen bzw. schriftlichen/grafischen Anweisungen des Gerätes. Dann können Sie auch als Laie im Prinzip nichts falsch machen.
    • Wenn neben Ihnen noch ein zweiter Ersthelfer vor Ort ist, holt einer den Defibrillator und der andere beginnt schon mit der manuellen Wiederbelebung. Sind Sie allein, müssen Sie sofort mit der Herzdruckmassage beginnen. Kommt noch jemand hinzu, bitten Sie diesen, nach einem Defibrillator zu suchen.
    • Benutzen Sie den Defibrillator nicht im Wasser oder in einer Pfütze stehend.
    • Bringen Sie Defibrillator-Pads (auch "Paddles" genannt) nicht direkt oberhalb eines Herzschrittmachers (erkennbar oft an einer Narbe im Brustbereich) oder eines anderen medizinischen Implantats an. Der elektrische Impuls kann an solchen Stellen beeinträchtigt werden.
    • Berühren Sie den Patienten nicht, während das Gerät den Herzrhythmus des Patienten analysiert oder Stromstöße abgibt. Das Gerät wird Sie entsprechend auffordern.

    Wichtig zu betonen ist außerdem, dass die erste Maßnahme immer der Notruf ist. „Wenn ich jetzt umfalle, habe ich noch für etwa 10 Minuten lang Sauerstoff im Blut. Das bedeutet sofort Notruf absetzten und die Zeit überbrücken mit drücken. Nur wenn ich es mir zutraue, kann ich die Mund-zu-Mund-Beatmung machen. Das wichtigste ist aber das Drücken“, verdeutlich uns Herr Haugg. Denn es besteht zwar eine Verpflichtung zur Ersten Hilfe, der Gesetzgeber kann aber nicht vorschreiben wie. Das bedeutet man soll sich niemals selbst in Gefahr bringen. Die mindeste Maßnahme ist immer der Notruf.

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