Das Essen schmeckt nach nichts, bei Getränken kann man eigentlich gleich zum Wasser greifen und auch die Süßigkeit zum Dessert braucht es nicht. Geht der Geschmacks- und Geruchssinn aufgrund einer Coronaerkrankung abhanden, machen die täglichen Freuden des Essens und Trinkens nur noch wenig Spaß. Erlebt haben diese Störung viele, denn der Verlust des Geruchssinns gehört zu den häufigsten Symptomen des Coronavirus.
Rund die Hälfte der Betroffenen hatte demnach schon damit zu kämpfen und auch im Corona-Herbst 2023 bringen die neuen Varianten „Eris“ und Pirola“ dieses Phänomen wieder mit sich. Nach einigen Wochen, spätestens aber nach circa zwei Monaten stellt sich bei 80 bis 95 Prozent der Geruchssinn wieder ein. Jedoch gibt es auch die zweieinhalb bis acht Prozent der COVID-Patientinnen und -Patienten, die längerfristig nicht riechen und schmecken können.
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Riechtraining nach Coronavirus kann helfen
Wie die Schäden zustande kommen, ist noch nicht im Detail erforscht. Jedoch gehen Mediziner wie Thomas Hummel, Leiter des Interdisziplinären Zentrums für Riechen und Schmecken an der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Dresden davon aus, dass sich die Viren an die Zellen des Riechepithels anheften und diese schädigen.
Häufig brauche es Geduld, bis wieder erste Gerüche wahrgenommen werden können. Jedoch kann man die Erholung beschleunigen. Ein von Hummel entwickeltes Riechtraining kann dafür sorgen, dass Betroffene bewusst ihren Geruchssinn anregen und stimulieren können.
Das Geruchstraining hilft dabei nicht nur COVID-Patienten, sondern auch Patienten, die aufgrund anderer Erkrankungen mit Riechverlust zu kämpfen haben.
Entwickelt wurde das Geruchstraining deshalb schon 2008. Gemeinsam mit der französischen Parfüm-Expertin Marie Urban Le Febvre hat Hummel das Training entwickelt.
Geruchssinn nach Thomas Hummel trainieren – so funktioniert es:
Um seine Sinne anzukurbeln, ist ein beständiges Training notwendig. Zweimal täglich, morgens und abends, sollte man vier unterschiedliche Düfte bewusst riechen. Die Düfte sollten unterschiedlichen Richtungen entsprechen:
- Frisch/klärend (zum Beispiel Eukalyptus oder Pfefferminze)
- Sauer (zum Beispiel Limette, Zitrone oder Grapefruit)
- Lieblich (zum Beispiel Rose)
- Bitter (zum Beispiel Gewürznelke)
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Laut Hummel muss das Training konsequent über 3 bis 12 Monate durchgeführt werden. Alle 3 bis 4 Monate ist es laut dem Experten hilfreich, die Duftqualität zu wechseln.
Beim Geruchstraining sollte man die Düfte bewusst wahrnehmen. Zusätzlich sollte man das passende Wort zum Duft vorher sagen, da sich das Gehirn so die Verbindung aus Duft und Wort besser merken kann.
Wer anfänglich keine Erfolge erzielt, sollte sich nicht abbringen lassen. Häufig benötigt es Zeit, bis sich erste positive Veränderungen entwickeln. Nimmt man den Duft jedoch zu stark war, sollte man die Düfte durch Wasser strecken.
Anhaltende Riechprobleme mit HNO-Ärzten absprechen
Bevor man sich jedoch dem Geruchstraining zuwendet, sollte man die bestehenden Probleme mit einem HNO-Arzt oder eine HNO-Ärztin abklären. Riechstörungen müssen nicht immer durch eine Coronaerkrankung herrühren und können auch Vorboten für neurodegenerative Erkrankungen sein, wie Hummel berichtet.
Aus diesem Grund sollte man im Vorfeld abklären, ob sich ein Riechtraining empfiehlt. Gerade auch Menschen, die bereits unter Atemwegserkrankungen wie Asthma leiden, sollten einen Arzt oder eine Ärztin zu Rate ziehen. Gerade weil reine ätherische Öle bei Asthmatikern Anfälle auslösen können, ist eine Klärung unbedingt notwendig.