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Die Schilddrüse - klein aber oho

Endokrinologie

Die Schilddrüse - klein aber oho

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    Die Schilddrüse sitzt am Hals. Eine Über- oder Unterfunktion sollte behandelt werden.
    Die Schilddrüse sitzt am Hals. Eine Über- oder Unterfunktion sollte behandelt werden. Foto: Rasi, stock.adobe.com

    Viele  Menschen mit Schilddrüsen-Funktionsstörungen wissen nichts davon. Dabei können diese für eine ganze Menge von Krankheiten wie Herzrhythmusstörungen, Gewichtsprobleme, Unfruchtbarkeit und psychische Störungen wie etwa Depressionen verantwortlich sein.

    Die Schilddrüse sitzt unterhalb des Kehlkopfes im vorderen Bereich des Halses und mit etwas Fantasie kann man behaupten: Sie sieht aus wie ein Schmetterling. Professor Hans Udo Zieren, Gründer des Deutschen Schilddrüsenzentrums, sagt: „Schilddrüsenhormone beeinflussen Stoffwechsel, Kreislauf, Wachstum und Psyche.“

    Bekannt ist der Kropf

    Krankheiten der Schilddrüse könnten sich deshalb vielfältig äußern. Als wohl bekanntestes Krankheitsbild gilt die Vergrößerung der Schilddrüse, das sogenannte Struma, im Volksmund bekannt unter dem Begriff „Kropf“. Dieser kommt mit oder ohne Knoten vor, die Zieren zufolge glücklicherweise meist gutartig sind.

    Zur Produktion der Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) braucht die Schilddrüse Eiweiß und Jod. Da der menschliche Körper kein eigenes Jod herstellen kann, muss es über die Nahrung aufgenommen werden. Bei Jodmangel kann sich die Schilddrüse vergrößern. Zieren zufolge gab es beim Kropf früher ein Süd-Nord-Gefälle in Deutschland. Inzwischen habe sich die Zahl angeglichen. Durch Jodsalz und mit Jod in der Tiernahrung komme die Vergrößerung der Schilddrüse im Süden nicht mehr so häufig vor.

    Heiße und kalte Knoten

    Deutschland ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation kein Jodmangelgebiet mehr. Trotzdem leiden 30 bis 35 Prozent der Bevölkerung an einer Vergrößerung - mit und ohne Knotenbildung. Experten vermuten, der Mensch habe aufgrund des jahrhundertelangen Jodmangels eine genetische Disposition zur Knotenbildung entwickelt. Unterschieden wird zwischen heißen und kalten Knoten. Erstere führten, wie Zieren erklärt, häufig zu einer Schilddrüsenüberfunktion. Kalte Knoten könnten als Folge einer Zyste oder einer Entzündung in der Schilddrüse auftreten, seien aber ungefährlich.

    Zieren vergleicht Schilddrüsenhormone mit dem Gaspedal im Auto. Werden zu viele produziert, läuft der Mensch übertourig mit Folgen wie einem beschleunigten Herzschlag, Schwitzen, Aggressivität, Durchfall. Eine häufige Form der Überfunktion (Hyperthyreose) lässt sich nach Auskunft des Kölner Professors bisweilen mit bloßem Auge diagnostizieren: Morbus Basedow.

    Körper bildet Antikörper

    Es handelt sich laut Zieren um eine Autoimmunerkrankung. Dabei bildet der Körper Antikörper, die zu einer verstärkten Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen führen. Die Betroffenen bekommen dabei nach einiger Zeit stark hervortretende Augen. Auch eine funktionelle Autonomie könne ursächlich für eine Überfunktion sein. Dabei produzieren Teile der Schilddrüse fast unkontrolliert Hormone.

    Liefert die Schilddrüse zu wenig Hormone, dann passiert das Gegenteil. Es könne zu Kälteempfindlichkeit, Antriebslosigkeit oder depressiver Verstimmungen kommen. Bei der Unterfunktion (Hypothyreose), die meist schleichend eintritt, beginne zudem das Haar spröde und die Haut trocken zu werden.

    Test nach der Geburt

    Mediziner unterscheiden zwischen der angeborenen und der erworbenen Hypothyreose. Von Ersterer ist etwa eines von 4000 Neugeborenen betroffen. In Deutschland ist bei jedem Neugeborenen ein Test auf eine Schilddrüsenunterfunktion (TSH-Screening) vorgeschrieben. Bei einem positiven Ergebnis ist das Kind lebenslang auf Schilddrüsenhormone angewiesen, hat aber keine weiteren Einschränkungen zu befürchten. Die erworbene Hypothyreose tritt dagegen meist erst im Erwachsenenalter auf. Auslöser ist in der Regel eine Schädigung des Schilddrüsengewebes.

    Oft ist vom sogenannten Hashimoto Thyreoiditis zu hören, benannt nach dem Entdecker, einem japanischen Arzt. Worum handelt es sich hier? „Das ist eine chronische Entzündung“, erklärt Zieren. Die Diagnose komme immer häufiger vor. Es gebe schwere, akute Verläufe, die sogar kurzfristig zu einer Überfunktion führen können. Häufiger sei aber eine schleichende Form, die zu einer Schilddrüsenzerstörung und zu einer Unterfunktion führe. Die Krankheit kann zwar über die Gabe von Schilddrüsenhormonen behandelt werden, eine Heilung aber gibt es laut Zieren nicht.

    Schilddrüsenkrebs

    Karzinome an der Schilddrüse seien in Deutschland selten, nähmen aber zuletzt wieder zu, erklärt der Experte. Denn das Organ ist strahlensensibel. Aufgrund von Tschernobyl gab es bereits in den 80er Jahren eine Häufung von Schilddrüsenkrebs. Wichtigste Warnsignale sind ein rasch wachsender Knoten in der Schilddrüse oder Lymphknotenschwellungen im Halsbereich.

    Was viele nicht wissen: Jeder besitzt auch Nebenschilddrüsen. Sie produzieren ein Hormon, das den Kalziumhaushalt reguliert. Wenn zu viele Hormone produziert werden, erhöht sich das Kalzium im Blut. Der Hausarzt kann dies mit einem einfachen Test überprüfen.

    Medikamentöse Behandlung

    Grundsätzlich können die meisten Schilddrüsenprobleme inzwischen mit einer hohen Erfolgsrate behandelt werden, sagt Zieren. Patienten mit einer Schilddrüsenunterfunktion könnten zum Beispiel Tabletten mit synthetischem Thyroxin helfen. Die Schilddrüsenüberfunktion werde in der Regel mit Thyreostatika - Medikamente, die die Schilddrüsenfunktion hemmen - behandelt. Wenn diese Maßnahme nicht ausreicht, kommt auch eine Radiojodtherapie oder ein operativer Eingriff infrage.

    Zur Behandlung bestimmter Knoten sind Zieren zufolge in den vergangenen Jahren neue Methoden wie die Thermoablation aufgekommen, bei der die Knoten durch Hitze so geschädigt werden, sodass sie durch körpereigene Reparationsprozesse abgebaut werden.

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