Fast jede und jeder Vierte in Deutschland leidet an einer Allergie. Die meisten von ihnen sind von Heuschnupfen betroffen, zeigt eine aktuelle Analyse der Betriebskrankenkasse BKK-VBU. Zwischen den Jahren 2013 und 2020 ist die Zahl ihrer Versicherten, die sich aufgrund einer Pollenallergie in ärztlicher Behandlung befunden haben, um 16 Prozent gestiegen. Behandelt werden oft aber nur die Symptome, selten die Ursachen selbst. Dabei besteht für jeden dritten Heuschnupfenpatienten das Risiko, an allergischem Asthma zu erkranken.
Gefahr von Asthma wegen einem unbehandelten Heuschnupfen
Oft wird eine Allergie gegen Pollen mit leichten Symptomen von den Betroffenen nicht ernst genommen und dementsprechend auch nicht richtig behandelt. „Die Wenigsten wissen, dass Heuschnupfen immer chronisch und fortschreitend verläuft“, erklärt Lars Straubing, Leiter des Versorgungsmanagements der BKK-VBU. „Das Risiko, dass aus einem unbehandelten Heuschnupfen ein allergisches Asthma wird, liegt bei 30 bis 40 Prozent.“ Daher rät der Experte bei heuschnupfenähnlichen Beschwerden, sich unmittelbar in ärztliche Behandlung zu begeben.
Besonders Kinder, Jugendliche und Senioren sind von der Pollenallergie betroffen. Von insgesamt 80.081 ärztlichen Behandlungen hat jede dritte in den Altersgruppen bis 19 und ab 65 Jahren stattgefunden. Vor der Pandemie 2019 war es noch rund jede zweite Behandlung. Im Vergleich zu jungen Menschen kann eine Pollenallergie bei Seniorinnen und Senioren das oft ohnehin angeschlagene Bronchial- oder Immunsystem zusätzlich stark belasten. Umso wichtiger ist eine entsprechende Behandlung.
Hyposensibilisierung: eine seltene, aber erfolgsversprechende Therapie bei Heuschnupfen
Für Betroffene, die an einer Pollenallergie leiden, ist eine Kontaktvermeidung kaum umsetzbar. Möglich ist deshalb eine Behandlung des Heuschnupfens per Akupunktur. Doch auch eine Hyposensibilisierung, ebenso als Spezifische Immuntherapie (SIT) bekannt, kann Patientinnen und Patienten helfen, langfristig unempfindlicher gegen die Allergene zu werden. Sie ist die effektivste Behandlungsmethode und setzt bei der Ursache der Allergie an, anstatt nur Symptome zu lindern. Dabei sind die Heilungschancen bei einer konsequent durchgeführten Hyposensibilisierung gut: Bei rund 85 Prozent der Patientinnen und Patienten kann eine deutliche Linderung bis hin zum vollständigen Verschwinden der Allergiebeschwerden erreicht werden, und zwar anhaltend für bis zu zehn Jahre.
Hilfe in Augsburg: Hypnose bei einer Pollenallergie
Anja Kela ist Heilpraktikerin für Psychotherapie. In ihrer Praxis in Augsburg-Pfersee führt sie Hyposensibilisierungen durch – auch, um Pollenallergien zu bekämpfen. Erst einmal benötigt sie dafür eine ausführliche Anamnese. „Ich muss schauen, ob der- oder diejenige gesund ist. Wichtig ist, dass man keine Medikamente nimmt, die einer Hypnose widersprechen“, erklärt die Expertin. Ein Grund gegen das Verfahren wären zum Beispiel Psychopharmaka.
Wenn aber alles passt, geht es los. „Die Hypnose ist ein körperlich entspannter, aber geistig fokussierter Zustand“, erklärt Kela. Es gibt verschiedene Möglichkeiten – je nachdem, wie schlimm die Allergie ist. War sie nicht immer da, wird nach einem Auslöser gesucht. „Oft sind es emotionale Geschichten wie die Trennung der Eltern, ein Unfall, Schulwechsel – irgendwas aufwühlendes“, weiß die Augsburger Heilpraktikerin. Eine weitere Option ist, in der Hypnose Kontakt mit dem Allergen herzustellen. Dabei stellt sich ein Patient oder eine Patientin vor, auf einer Wiese voller blühender Birkenbäume zu sein.
Was bei sämtlichen Allergien ebenfalls hilft: Stress reduzieren! „Die Angst, was passiert, wenn ich irgendwo meine Nase putze, und es andere Leute sehen, verschlimmert alles“, erklärt Kela. In den Sitzungen fährt sie dann gemeinsam mit ihren Patienten deren Nervensystem herunter. Die Betroffenen speichern diese Entspannung ab. Später sind die Symptome dann vielleicht schon viel leichter.
Augsburger Heilpraktikerin: Heilversprechen gibt es bei der Hypnosensibilisierung nicht
Ein Heilversprechen kann die Heilpraktikerin allerdings nicht abgeben. Es wäre zu unterschiedlich:
- Wie gut lässt man sich auf die Hypnose ein?
- Wie oft kommt eine Person?
- Wie stark ist die Allergie ausgeprägt?
- Wie lange leidet ein Patient oder eine Patientin schon daran?
Es ist vom Einzelfall abhängig. Patientinnen oder Patienten mit einer Pollenallergie sollten aber immer nach den Qualifikationen der Behandelnden fragen. Es gibt gerade bei Hypnose einige Praxen, die Leistungen anbieten, die sie überhaupt nicht dürften. „Bei Pollen muss man Heilpraktiker oder Arzt sein. Nur einen Kurs besucht zu haben, reicht nicht“, weiß Kela.
Die Patientendaten der Betriebskrankenkasse BKK-VBU zeigen aber, dass trotz der guten Erfolgschancen nur vier Prozent eine Hyposensibilisierung wegen einer Pollenallergie durchgeführt haben. Eine Hypnose ist übrigens auch bei Magen-Darm-Beschwerden möglich. (mit pm)