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Adipositas bei Kindern - Wie man vorbeugen kann

Übergewicht

Adipositas bei Kindern - Wie man vorbeugen kann

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    Studien zeigen, dass starkes Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen immer häufiger auftreten.
    Studien zeigen, dass starkes Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen immer häufiger auftreten. Foto: littlestocker, stock.adobe.com

    Hier ein Speckröllchen, da ein wachsender Bauch, bei Kindern findet man das manchmal noch süß. Doch starkes Übergewicht und die Stoffwechselstörung Adipositas - auch Fettleibigkeit oder Fettsucht genannt - zählen zu den bedeutendsten Risikofaktoren für die Entstehung von Diabetes Typ 2 und das entwickelt sich, tendenziell leider steigend, oft bereits im Kindes- und Jugendalter.

    Anstieg der Zahl von Diabetes-Kranken

    In Deutschland war 2020 jedes siebte Kind adipös. Durch die Coronapandemie hat die Zahl weiter zugenommen: Eine repräsentative Forsa-Umfrage der Adipositas-Gesellschaft (DAG) und des Else Kröner-Fresenius-Zentrum (EKFZ) für Ernährungsmedizin an der Technischen Universität München machte deutlich, dass schon jedes sechste Kind in Deutschland zugenommen hat, etwa ein Viertel isst mehr Süßwaren und rund die Hälfte hatte weniger Bewegung als zuvor. Expertinnen und Experten erwarten daher in den kommenden Jahrzehnten einen fortlaufenden Anstieg an Diabetes-Fällen. Daher macht sich die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) stark für Prävention.

    39 Prozent der Deutschen haben im Durchschnitt 5,6 Kilogramm zugenommen, bei Menschen mit Adipositas waren es sogar 7,2 Kilogramm, wie die Umfrage zeigt. „Bundesweit sind 800.000 Kinder und Jugendliche an Adipositas erkrankt, davon circa 100.000 Jugendliche mit extremer Adipositas“, erläutert Professor Dr. med. Martin Wabitsch, Leiter der Abteilung Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie und des endokrinologischen Forschungslabors an der Universitätsklinik für Kinder und Jugendmedizin Ulm. Ergänzend fügt er hinzu: „Ein beträchtlicher Teil der Jugendlichen mit extremer Adipositas hat bereits eine gestörte Glukosetoleranz.“

    Genetische Veranlagung für Adipositas

    „Unsere heutigen Lebensbedingungen – mit Bewegungsarmut und mit einem stets verfügbaren Überangebot an kalorienreicher Nahrung – spielen bei der Entstehung von Adipositas eine große Rolle“, erläutert Wabitsch. Doch Forschungsergebnisse zeigen auch, dass Betroffene oft zudem eine genetische Veranlagung für Adipositas haben: „Wir entdecken immer wieder neue Gene und Genvarianten, die das Körpergewicht unter den gegebenen Lebensbedingungen beeinflussen.“  

    Ungefähr bei jedem fünften Kind mit starkem Übergewicht ist eine Gen-Variante im Erbgut feststellbar, die dafür verantwortlich sei, dass es bei der Hunger- oder Sättigungsregulation im Gehirn zu einer Fehlfunktion kommt. „Diese jungen Betroffenen entwickeln schon im Vorschulalter Adipositas“, weiß Wabitsch.

    Inzwischen wird bei Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren ein Medikament eingesetzt, das schon bei Erwachsenen zur Dauertherapie von Adipositas und von Diabetes Typ 2 zur Anwendung kommt. „Dieses Medikament ahmt die sättigende Wirkung des Darmhormons GLP-1 nach und wirkt gut in Kombination mit einer Lebensstilanpassung, also mehr Bewegung und einer Ernährungsumstellung“, beschreibt Wabitsch. „Die jungen Patientinnen und Patienten empfinden bei dieser kombinierten Therapie zum ersten Mal Sättigung statt Dauerhunger – ein völlig neues Lebensgefühl.“

     Tipps, wie man Übergewicht und Adipositas bei Kindern entgegenwirken kann

    Als Eltern kann man jedoch auch viel tun, um starkem Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen, aber auch bei Erwachsenen entgegenzuwirken. Hier sind Tipps, die helfen können: 

    1. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, wenig Zucker und Vollkornprodukten fördern. {element0}
    2. Den Konsum von zuckerhaltigen Getränken und Snacks reduzieren.
    3. Das Kind zu regelmäßiger körperlicher Aktivität und Spiel im Freien anspornen.
    4. Übermäßiges Sitzen vor Bildschirmen vermeiden und stattdessen in der Freizeit aktiv in Bewegung sein. 
    5. Gesunde Mahlzeiten zu Hause selbst kochen und den häufigen Konsum von Fast Food vermeiden.
    6. Auf die Portionsgrößen achten und nicht übermäßig essen.
    7. Gesunde Snacks wie Obst, Gemüse oder Nüsse anstelle von ungesunden Optionen anbieten.
    8. Kinder ermutigen, genug Wasser zu trinken und den Konsum von zuckerhaltigen Getränken deutlich zu reduzieren.
    9. Eine positive Essensumgebung ohne Druck oder Zwang schaffen.
    10. Essen nicht als Belohnung einsetzen, sondern stattdessen andere positive Akzente setzen, wie Lob oder Zeit mit der Familie.
    11. Gesunde Alternativen zu ungesunden Lieblingsspeisen finden.
    12. Kindern zeigen, wie  sie auf ihren Körper hören und nur essen, wenn sie wirklich hungrig sind.
    13. Bewegung zu einem Teil des täglichen Lebens machen, beispielsweise durch Spaziergänge, Radfahren oder Tanzen.
    14.  Diäten vermeiden oder restriktive Essgewohnheiten. Stattdessen eine ausgewogene Ernährung fördern.
    15. Selbst ein gutes Beispiel sein, indem man gesunde Entscheidungen trifft und aktiv ist.
    16. Unterstützung und Ermutigung anbieten, anstatt Kritik oder Scham zu äußern.
    17. Mit einer Ärztin, einem Arzt oder Ernährungsberatenden sprechen, wenn man Bedenken bezüglich des Gewichts seines Kindes hat.
    18. Eine positive Körperwahrnehmung schaffen und  Kinder ermutigen, sich selbst zu akzeptieren.
    19. Kinder am Einkaufen und Kochen beteiligen, um ihr Verständnis für gesunde Ernährung zu fördern.
    20. Geduldig und konsequent in der Umsetzung gesunder Gewohnheiten sein, da Veränderungen Zeit brauchen. 
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