Rituale unterscheiden sich in jeder Familie, haben aber eins gemeinsam: sie stärken den familiären Zusammenhalt. Kindern bieten die sich wiederholenden Rituale Sicherheit und Eltern werden dadurch entlastet, da eine Struktur vorgegeben wird. Durch die gemeinsamen Erlebnisse der Rituale wird der Zusammenhalt gestärkt und die Resilienz bei Kindern und Eltern gefördert, welche wiederum einen positiven Einfluss auf das Familienleben hat.
Was ist Resilienz?
Resilienz beschreibt die psychische Widerstandskraft, die dazu beiträgt, schwierige Lebenssituationen zu überstehen, ohne langfristigen Schaden zu nehmen. Dabei ist die Resilienz keine angeborene Eigenschaft, sondern ein Prozess, der auf persönliche Erfahrungen, Ressourcen und Verhaltensweisen zurückgeht. Den Grundstein für die Resilienz legt die Kindheit. Werden Kinder in ihrer Handlungsfähigkeit und ihrem Umgang mit Erfolgen und Misserfolgen liebevoll begleitet und wachsen ohne Gewalt auf, so bildet das die Basis für eine hohe Resilienz im Erwachsenenalter. Früh erlebte Krisen und belastende Erfahrungen hingegen führen zu einer geringeren Resilienz. Eine stabile, positive Bindung ist der wichtigste Faktor für die Entwicklung von Resilienz. Da die Resilienz eine variable Größe ist, die sich über das Leben hinweg verändern kann, bedeutet dies auch, dass Resilienz gefördert und gestärkt werden kann. So zum Beispiel durch Achtsamkeit und Familienrituale, die die Bindung stärken.
Familienrituale, Zusammenhalt und Resilienz
Rituale geben Kindern und Erwachsenen Halt, Sicherheit und Ordnung, da sie sich wiederholen und so eine Tages- oder Wochenstruktur vorgeben. Durch die regelmäßigen gemeinsamen Erlebnisse wird der Zusammenhalt gestärkt und dadurch wiederum die Bindung der Familienmitglieder zueinander. Gleichzeitig fördert dies die Resilienz, da eine positive Bindung essenziell für eine starke Widerstandsfähigkeit ist. Wichtig dabei ist, die Bedürfnisse aller Familienmitglieder im Blick zu haben. Neben der Resilienz und dem Zusammenhalt wird auch das Gefühl der Zugehörigkeit gestärkt, da jedes Familienmitglied seinen Teil zum Ritual beiträgt und gleich wichtig ist.
Mögliche Familienrituale
Häufig werden bestimmte Rituale von Generation zu Generation weitergegeben. Dabei sollen Familienrituale bestmöglich zur Familie passen und keinesfalls zu einer zwanghaften Notwendigkeit werden. Deshalb kann es förderlich sein, bestimmte Rituale zu hinterfragen, und durch passende Rituale für die eigene Familie zu ersetzten. Es ist wichtig, dass sowohl Kinder als auch Eltern Spaß an den gewählten Ritualen haben und sich jederzeit wohl damit fühlen. Deshalb dürfen sich Rituale im Laufe der Zeit auch verändern und an die Bedürfnisse der Familie anpassen.
Folgende Familienrituale können den Zusammenhalt und die Resilienz besonders fördern:
Top & Flop: Ein tägliches Ritual, das besonders gut beim gemeinsamen Abendessen stattfinden kann. Dabei können die Eltern beginnen und jeweils eine positive und eine negative Sache des Tages erzählen. So geht es reihum, bis jeder dran war. Wichtig bei diesem Familienritual ist, dass niemand gezwungen wird etwas zu sagen und das Gesagte nicht bewertet wird!
Gemeinsame Mahlzeit: Da die Tagesgestaltung bei jedem Familienmitglied häufig sehr unterschiedlich ist, eignet sich für dieses Ritual besonders das Frühstück oder das Abendessen. Sind die Kinder älter und eigene Pläne kommen hinzu, kann das gemeinsame Essen auf einen bestimmten Wochentag gelegt werden, wie zum Beispiel dem Sonntag. Eine gemeinsame Mahlzeit bietet einen perfekten Gesprächsrahmen.
Abendroutine: Schlafhygiene und Abendroutinen sind nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Jüngeren Kindern kann eine Geschichte vorgelesen werden, die Familie kann ein eigenes Gute-Nacht-Lied schreiben und jeden Abend gemeinsam singen, alle putzen sich gemeinsam die Zähne und hören dabei ein Lied, das immer abwechselnd bestimmt werden darf, eine halbe Stunde vor dem Zu-Bett-Gehen werden Handy, Fernseher und Tablett ausgeschaltet, oder die Abendroutine beginnt mit einer Partie vom gemeinsamen Lieblingsspiel.
Wöchentlicher Spieleabend: Ein Mal pro Woche gibt es einen Spieleabend und die Kinder dürfen abwechselnd das Gesellschaftsspiel aussuchen.
Jährliche Traditionen: Ob zu Weihnachten, dem Geburtstag oder Halloween – gemeinsam basteln, backen oder dekorieren kann besonders viel Spaß machen.
Die Gestaltungsmöglichkeiten von Familienritualen sind endlos und dürfen so individuell sein, wie die Familie selbst. Am besten beziehen die Eltern die Kinder in die Gestaltung der Rituale mit ein, damit ein Mehrwert für jeden garantiert ist.