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Finger weg von der Hot-Chip-Challenge 2023

Social Media-Trend

Finger weg von der Hot-Chip-Challenge 2023

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    Finger weg von der Hot-Chip-Challenge 2023
    Finger weg von der Hot-Chip-Challenge 2023 Foto: Lightspruch

    „Scharf-Esswettbewerbe“, sogenannte Challenges, bei denen Menschen ihre eigenen Schmerzgrenzen durch den Verzehr von Lebensmitteln mit extremer Schärfe wie Chilisoßen oder Chiliextrakte austesten, gibt es bereits seit Jahren. Auch, dass sie sich dabei für die sozialen Netzwerke selbst filmen, um allen zu beweisen, dass sie es geschafft haben, ist nicht neu.

    Dem Trend gingen schon andere gefährliche Challenges voraus, wie die Feuer-Spiegel-Challenge oder die Waschmittel-Tab-Challenge.

    Seit einiger Zeit kursiert auf sozialen Netzwerken die „Hot-Chip-Challenge“. Dabei muss ein Tortilla-Maischip gegessen werden, der einzeln im Internet und in Geschäften erhältlich ist und in einer Schachtel in Sargform samt schwarzem Einmal-Handschuh verkauft wird. Er ist mit zwei der schärfsten Chilisorten der Welt gewürzt. Unter anderem mit der Carolina Reaper. Sie weist einen Schärfegrad von 2,2 Millionen Scoville (die Einheit, in der die Schärfe gemessen wird) auf. Tabasco hat im Vergleich dazu „nur“ 2500 Scoville.

     Folgen der Hot-Chip-Challenge

    Vor allem Teenager halten diese Mutprobe dann in Videos oder Fotos fest, obwohl der Chip erst ab 18 Jahren erhältlich ist. In vielen Fällen führt der Verzehr zu ärztlichen Noteinsätzen. Zwei 13 und 14 Jahre alte Mädchen aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen mussten nach der Challenge im Krankenhaus behandelt werden. Nach Polizeiangaben litten sie unter akuten Atemproblemen und Magenbeschwerden. In den USA starb sogar ein 14-Jähriger an dieser Mutprobe.

    Der Grund: Paprika und Chili enthalten Inhaltsstoffe aus der Gruppe der Capsaicinoide, zum Beispiel Capsaicin. Dieser Stoff ist scharf und soll Fraßfeinde daran hindern, die Früchte der Pflanze zu fressen. Das funktioniert normalerweise ja auch – der Fraßfeind, Mensch oder Tier lässt von den Früchten ab.

    Wie viel Schärfe verträgt der Mensch?

    Menschen haben die Schärfe solcher Pflanzen und dieses Wirkstoffes jedoch zum Würzen ihrer Speisen entdeckt. Gerade traditionelle Gerichte der asiatischen, afrikanischen, mexikanischen oder arabischen Küche sind oft scharf bis sehr scharf mit Chili gewürzt. Deren üblicher Verzehr ist laut BfR zwar unbedenklich, allerdings sind die individuellen Grenzen für Schärfe von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Bei Rezepten sollte man sich also vorsichtig mit geringen Dosierungen scharfer Zutaten herantasten. 

    Nach Schätzungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) kann ein Erwachsener maximal fünf Milligramm Capsaicin pro Kilogramm Körpergewicht mit einer Mahlzeit ohne Bedenken zu sich nehmen. Kinder weitaus weniger. Sie reagieren äußerst empfindlich auf scharfe Chili-Produkte. Deshalb sollten im eigenen Haushalt scharfe Produkte wie Chilisoßen für Kleinkinder unerreichbar aufbewahrt werden.

    Was passiert bei zu viel Capsaicin?

     Wird übermäßig viel Capsaicin verzehrt, wie bei der Hot-Chip-Challenge, kann das zu

    • Schleimhautreizungen
    • Atemnot
    • Übelkeit
    • Erbrechen
    • Bluthochdruck
    • Kreislaufkollaps

    führen. Im schlimmsten Fall versetzt zu viel Schärfe den Körper in einen Schockzustand und kann dann tödlich enden.

    Das BfR warnt deshalb ausdrücklich vor Mutproben wie der „Hot-Chip-Challenge“. Und auch die Verbraucherzentralen schlagen Alarm und fordern eine schnellstmögliche offizielle Sicherheitsprüfung der „Hot Chips“. Denn gesundheitsgefährdende und nicht sichere Lebensmittel müssen unverzüglich vom Markt genommen werden.

    Reaktionen auf die Hot-Chip-Challenge

    Obwohl  der tschechische Hersteller versprach, die Warnhinweise auf der Verpackung zu verbessern und zwei Importfirmen inzwischen einzelne Chargen des Produkts wegen schwankender und teilweise extrem hoher Gehalte des Chilibestandteils Capsaicin zurückgerufen haben, dürfen die „Hot Chips“ jetzt sowohl in Bayern wie auch in Baden-Württemberg nicht mehr verkauft werden, denn die Überprüfung wäre mehr als schwierig.

    Inzwischen beliefert das Unternehmen aus Tschechien den deutschen Markt zwar nicht mehr. Doch die Challenge wird noch eine Weile durch die Sozialen Medien geistern – mit allen Gefahren.

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