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Silent Treatment: Wenn Eltern ihre Kinder mit Schweigen bestrafen, kann das schlimme Folgen haben

Erziehung

Silent Treatment: Wenn Eltern ihre Kinder mit Schweigen bestrafen, kann das schlimme Folgen haben

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    Erfahren Kinder Silent Treatment von ihren Eltern, kann dies verheerende Folgen mit sich ziehen.
    Erfahren Kinder Silent Treatment von ihren Eltern, kann dies verheerende Folgen mit sich ziehen.

    Leider gibt es in vielen Familien das unausgesprochene, aber präsente Phänomen des Silent Treatments. Silent Treatment beschreibt das Verhalten, bei der eine Person absichtlich nicht mit einer anderen Person spricht, um diese zu bestrafen oder zu kontrollieren. Dieses Schweigen kann Stunden, Tage oder gar Wochen dauern, während mit allen anderen Familienmitgliedern weiterhin normal kommuniziert wird. Oft ist dies eine Reaktion auf Wut oder Enttäuschung, beispielsweise in Konflikten oder Streitgesprächen. Somit fällt dies unter die Kategorie der passiv-aggressiven Kommunikation. Obwohl es im ersten Moment „harmlos“ erscheint, kann dies allerdings für die mit Silent Treatment bestrafte Person negative Auswirkungen haben. Besonders in Eltern-Kind-Beziehungen, kann das Schweigen der Eltern verheerende Folgen haben. 

    Folgen des Silent Treatments für Kinder 

    Kommunikation spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung von Kindern und Heranwachsenden. Auch wenn Kinder im jungen Alter nicht alles verstehen, was die Eltern sagen, verstehen sie die Zuwendung und Zuneigung der Eltern, aber auch den Entzug dieser. Demnach sind Kinder sehr sensibel für die Reaktionen ihrer Eltern. Deswegen ist die bewusste Bestrafung durch das Schweigen für sie besonders schlimm. Die Schweigebestrafung kann teilweise unter psychische Gewalt fallen. Bei Betroffenen löst das Silent Treatment Selbstzweifel, Ängste, Stress und Minderwertigkeitskomplexe aus. Kinder fühlen ungeliebt von ihren Eltern und suchen den Fehler bei sich, was Angst- und Stresszustände auslöst. Zudem vermittelt das Schweigen dem Kind, dass es ein „Nichts“ für die Eltern ist, was zu einem geringen Selbstbewusstsein und mangelnden Kommunikationsfähigkeiten über die eigenen Gefühle und Gedanken führt, auch wenn dies nicht die Intention der Eltern ist. 

    Wieso Eltern das strafende Schweigen wählen 

    Viele Eltern greifen zum Silent Treatment, weil sie es selbst nicht anders von ihren Eltern kennen. Da sie selbst nie gelernt haben, ihre Gefühle richtig zu kommunizieren, praktizieren sie das ihnen bekannte Schweigen. Sie wissen nicht, wie sie ihre Wut, Trauer oder Enttäuschung gegenüber ihrem Kind ausdrücken sollen und greifen so zum Schweigen. Dabei erkennen sie nicht, dass Schweigen den Konflikt nicht löst und ihn sogar noch schlimmer macht, insbesondere für das Kind. 

    Manchmal kann es jedoch auch sein, dass Eltern durch das Silent Treatment versuchen Macht auszuüben und Kontrolle über das Kind zu erlangen. Das Kind soll durch das strafende Schweigen dazu gebracht werden, den Wünschen oder Anforderungen der Eltern gerecht zu werden. Dabei drängt das Schweigen der Eltern das Kind in eine Position, in der es sich schuldig fühlt und die Verantwortung für die Wiederherstellung der Harmonie und der Beziehung trägt. Dies ist als (subtile) Form emotionaler Erpressung zu betrachten. 

    Was tun bei Silent Treatment? 

    Merken Eltern, dass sie zum Silent Treatment bei Auseinandersetzungen greifen, ist es wichtig an erster Stelle darüber zu reflektieren. Es ist es wichtig zu erkennen, wieso sie zu dieser Maßnahme greifen. Dabei müssen sie sich ihren eigenen Ängsten und Unsicherheiten stellen, um künftig eine gesündere Basis für die Beziehung zum Kind herstellen zu können. Für viele ist dies ein herausfordernder Schritt. Merkt man, dass man alleine nicht damit zurechtkommt, kann es sinnvoll sein, sich an eine Erziehungsberatungsstelle zu wenden. Diese sind nämlich darauf spezialisiert, Eltern in herausfordernden Situationen zu begleiten. 

    Für Jugendliche und insbesondere Kinder ist es weitaus belastender mit dem Silent Treatment ihrer Eltern umzugehen, da sie oft nicht richtig verstehen können, wieso ihre Eltern nicht mehr mit ihnen sprechen und sich dadurch schuldig und hilflos fühlen. In solchen Situationen können Kinder versuchen ihre Gefühle auszudrücken und den Eltern klar und deutlich signalisieren, dass es sie traurig macht, dass sie nicht mit einem reden. Womöglich kann dies die Eltern dazu bringen, ihr Verhalten zu überdenken. 

    Ältere Kinder oder Jugendliche können versuchen eine Kommunikation herzustellen, indem sie sich bereit erklären über das Problem zu reden, um es zu klären. Auch wenn es nicht einfach ist, ist es wichtig, dass sich betroffene Kinder und Jugendliche bewusst machen, dass die Art und Weise, wie ihre Eltern reagieren, nicht ihre Schuld ist. Es kann hilfreich sein, emotionalen Abstand in den akuten Situationen zu gewinnen und sich mit Dingen zu beschäftigen, die ihnen Freude machen und Ablenkung verschaffen. Bringen diese Versuche nichts oder treten Silent Treatments gehäuft auf, ist es sinnvoll sich an eine vertrauenswürdige Person, die nicht in der Situation involviert ist, zu wenden. Diese können Verwandte, Lehrer:innen oder Schulpsycholog:innen sein. Durch ihre Unterstützung kann es möglich sein, die Eltern auf ihr Verhalten aufmerksam zu machen und daran zu arbeiten. 

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