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So fördert man das Sprechen bei Kleinkindern

Sprache bei Kindern

So fördert man das Sprechen bei Kleinkindern

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    Wer mit Kleinkindern kommuniziert, sollte sich auf Augenhöhe zu Ihnen begeben, dass sie das Gesicht gut sehen können.
    Wer mit Kleinkindern kommuniziert, sollte sich auf Augenhöhe zu Ihnen begeben, dass sie das Gesicht gut sehen können. Foto: Drazen, stock-adobe.com

    „Dadada!“ – der zweijährige Florian zeigt vehement auf sein Spielzeugauto, das auf dem Tisch liegt. Sein Vater versucht, ihn zum Sprechen zu bringen und sagt langsam und deutlich Auto. Doch der Kleine reagiert nicht. Er wird nun ungeduldig und macht weiter mit seinem fordernden „Dadada!“ bis die Mutter ihm einfach das Auto gibt.

    So weit, so gut. Oder doch nicht? Sollte Florian in seinem Alter nicht schon etwas sprechen können?  Wichtig ist in jedem Fall, das Gehör der Kinder untersuchen zu lassen. Gutes Hören, ist für die Sprachentwicklung von immenser Bedeutung. Und Kinderohren haben eine hohe Empfindlichkeit, was man etwa beim Spielzeugkauf beachten sollte oder aber auch, wenn man sie mit zu einem Rockkonzert nimmt. 

    Mehr dazu hier.  

    Einfluss haben aber etwa auch Zahnfehlstellungen. Wenn einem etwa auffällt, dass das Kind immer lispelt, sollte man das Gebiss auf Fehlstellungen hin untersuchen lassen, ob darin eine Ursache liegen könnte. 

    Voraussetzungen fürs Sprechen

    Doch zurück auf Anfang: Von Geburt an stellen sich bei einem gesunden Kind im Gehirn neuronale Verbindungen her, mit denen dann das Format “Sprache” verstanden wird. Zunächst verstehen die Mädchen und Buben mehr Wörter, als sie sprechen können.

    Normalerweise beginnen die Kleinen im Alter zwischen 18 und 24 Monaten jede Woche bis zu zehn neue Wörter zu babbeln und die Puzzleteile im Gehirn fügen sich mehr und mehr zusammen. Wie wissenschaftliche Studien ergeben haben, nimm der Wortschatz eines Kleinkindes vehement zu, sobald es rund 50 Wörter sagen kann. Diese Entwicklung kann man gut unterstützen.

     Einfluss der Eltern aufs Sprechen

    Forschungsergebnisse zeigen, dass Eltern bedeutenden Einfluss auf die Sprachentwicklung ihres Kindes haben. Ein Großteil dieser Entwicklung geschieht zunächst sozusagen unter der Oberfläche, sprich, es bildet sich erst einmal der passive Wortschatz des Kleinkindes stärker aus als der aktive. Das heißt, es versteht mehr, als es sagen kann. Wenn man also frühzeitig mit dem Sohn oder der Tochter kommuniziert, werden Wortschatz und Sprachkenntnisse im späteren Leben umso größer sein.

    Was kann man tun, um das Sprechen aktiv zu fördern?

    • Einen Dialog führen:  Gespräche zwischen einem oder einer Erwachsenen und einem Kind stimulieren das noch junge Gehirn, wie Forschungen belegen. Indem man sich auf seinen Nachwuchs einlässt und miteinander über etwas redet, das beim Kind auf Interesse und Aufmerksamkeit stößt, kann man ihm wertvolle Sprachkenntnisse vermitteln.
      Ein Gespräch kann man immer wieder beginnen, indem man beispielsweise klar auf Dinge zeigt, die zum Alltag gehören: “Möchtest Du etwas essen? Guck mal, da ist ein Apfel. Kannst Du 'Apfel' sagen?” Wichtig ist es auch, auf die Worte des Kindes Reaktion zu zeigen: Wenn das Kind beispielsweise "Wauwau" sagt, sollte man dies aufgreifen und etwa antworten “Oh ja, ich höre den Hund, er bellt laut.” Danach sollte man abwarten bis der oder die Kleine darauf reagiert oder sogar antwortet und den Dialog weiterführen. 
    • Den Blickkontakt auf Augenhöhe mit dem Kind suchen: Wichtig ist auch der Blickkontakt. Wenn ein Kleinkind ein neues Wort hört, sucht es normalerweise von sich aus nach Hinweisen, um die Bedeutung zu verstehen. Handelt es sich um ein Ding oder einen Gegenstand kann man darauf klar zeigen.
      Eine nahe liegende und gute Informationsquelle ist aber natürlich das Gesicht der Bezugsperson. Sieht das Kind, wie sich der Mund bewegt, wenn man spricht, kann es diese Bewegungen im Lauf der Zeit immer besser den Lauten zuordnen. Nun kann es versuchen, die gleichen Wörter und Laute nachzuformen. 
      Dabei ist es wichtig, dass man sich auf Augenhöhe begibt. Deshalb sollte man sich öfter beispielsweise hinknien, in die Hocke gehen oder das Kind hochheben, damit es das Gesicht von Mama, Papa oder anderen Bezugspersonen gut erkennen kann. Also weg mit dem Handy und in Interaktion mit dem Kind treten.
    • Dem Kind eigene Aktivitäten möglichst genau beschreiben: Sinnvoll ist es, ein sprachreiches Umfeld für das Kleinkind zu schaffen, indem man einfach mit ihm redet, während man seinen alltäglichen Aufgaben nachgeht. Das heißt, es ist gut, selbst simple Dinge im Haushalt oder beim Kochen zu erläutern.
      Ergebnis ist, dass das Kind immer mehr Wörter lernen kann und sich Bekanntes einprägt: “Ich werde jetzt den Boden saugen, damit es sauber wird. Hui, der Staubsauer ist aber laut!” Auch wenn es im ersten Moment etwas albern wirkt, merkt sich das Kind die Worte und verbindet sie mit den entsprechenden Handlungen.
    • Nicht nur eine einfache, sondern eine komplexere Sprache verwenden: Das, was man sieht, sollte man so genau wie möglich beschreiben und dabei mehr und mehr nicht nur gewöhnliche, einfach Worte benutzen.
      Die Aufnahmebereitschaft von Kleinkindern für neues Vokabular sollte man dabei nicht unterschätzen. So könnte man beispielsweise sagen: “Schau mal, da flattert ein schöner Zitronenfalter und setzt sich jetzt auf die Rose!”, statt nur Schmetterling und Blume.
      Eine gute Maßnahme ist etwa auch Vorlesen. Dabei sollte man immer mehr dazu übergehen, dass man schwierige Begriffe in Büchern nicht vereinfacht, sondern dass man Kindern hilft den Sinn der Wörter zu erkennen und in den Kontext zu bringen, der durch das Vorlesen und entsprechende Bilder geschaffen wird, auch wenn sie die Wörter erst später selbst aktiv verwenden.
    • Beim Vorlesen mit Kindern die Zeit lebendig gestalten: Die Sprachentwicklung bei Kindern kann auch durch die Art und Weise beieinflusst werden, wie man dem Kind vorliest. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler raten dazu, dass sich die Vorlesegeschichte auf die Erfahrungen und den Alltag des Nachwuchses beziehen. Denn kleine Mädchen und Jungs lieben es, selbst ein Teil der Handlung zu sein, die vorgelesen wird.
      Wie also hängt die Geschichte im Buch mit etwas zusammen, das das Kind in der Realität  erfahren hat ? Etwa: „Guck mal, das Mädchen führt einen Hund spazieren. Das haben wir gestern Abend auch gemacht!”

    Wie die Erfahrung von Eltern zeigen, genießen normalerweise die Kleinen solche gemeinsamen Lesezeiten. Vorlesende sollten dabei aber auch Geduld aufbringen. Kinder fragen gerne nach oder unterbrechen mit aufgeregten Kommentaren zur Handlung. Manchmal bestehen sie auch vehement darauf, ein Buch, oder eine Seite, immer wieder vorgelesen zu bekommen. Expertinnen und Experten beruhigen: Vorlesen muss nicht perfekt strukturiert sein, um die Sprachentwicklung des Kindes zu fördern. Die Einwürfe der Kleinen zeigen, dass sie in ihrem Verständnis und ihrer Ausdrucksfähigkeit vorankommen  – sie können ihre Eindrücke, Bedürfnisse, Wünsche und Meinungen immer besser Worte fassen. Außerdem wird der passive Wortschatz durch Wiederholungen größer, was dem Kind wiederum hilft, Wörter und Konzepte zu verstehen und miteinander zu verknüpfen.

    "Tag der deutschen Sprache"

    Übrigens: Jährlich am zweiten Septembersamstag findet der "Tag der deutschen Sprache" statt, im Jahr 2023 am 9. September. Der Aktionstag  geht auf eine Initiative des Vereins Deutsche Sprache e.V. zurück.  Er fand 2001 zum ersten Mal statt. Er möchte Interesse für die Schönheit und Ausdruckskraft der deutschen Sprache wecken und darin bestärken, verständliches und gutes Deutsch in Wort und Schrift zu gebrauchen.

    Hier findet man genauere Informationen dazu

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