Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kinder und Familie
Icon Pfeil nach unten

Was sind Familienaufstellungen?

Psychologie

Was sind Familienaufstellungen?

    • |
    • |
    Bei Familien- oder Systemaufstellungen geht es um die Beziehungen der Menschen innerhalb einer Familie oder eines Systems, wie eines Arbeitsteams.
    Bei Familien- oder Systemaufstellungen geht es um die Beziehungen der Menschen innerhalb einer Familie oder eines Systems, wie eines Arbeitsteams. Foto: Stefano Pepperino, stock.adobe.com

    Beim Familien aufstellen, geht es tatsächlich darum, (fremde) Menschen in einer gemeinsamen „Sitzung“ so aufzustellen, dass sie quasi als Stellvertreter für die echten Menschen in der Familie stehen. Gleichzeitig sind die Teilnehmenden auch selbst Stellvertreter und -vertreterinnen für Familienmitglieder anderer in der Gruppe. Was man in diesem Moment empfindet und äußert, soll auf Verdrängtes, Unausgesprochenes hinweisen. 

    Die Teilnehmenden agieren wie “Regisseure”, die anderen Anwesenden oder beliebige Gegenstände so aufstellen, bis es ein stimmiges Abbild von Zu- und Abneigung, Nähe oder Distanz in dem familiären oder beruflichen System gibt. Die oft nur vagen Vorstellungen werden dadurch be-greifbarer, sagt  Theresia-Maria Wuttke, Vorständin des Familien- und Gesundheitszentrums der THEOS Consulting AG in Hofgeismar.

     Zu der Aufstellung durch die “Regisseure” kommt noch etwas hinzu: Die Regie gibt noch typische Gesten und Aussagen der dargestellten Personen vor, die die Stellvertreter und -vertreterinnen dann ausdrücken. Dadurch wird die Dynamik in der Familie oder im Team noch deutlicher.

    Die Regisseure haben auch die Möglichkeit, die Stellvertreterinnen und -vertreterinnen nach Gefühlen, Gedanken und so weiter, die sie an ihrem Platz empfinden, zu befragen. Ferner ist es gemeinsam möglich, Ideen über den Sinn einer Beziehungsstruktur sowie Vorschläge für hilfreiche Veränderungen zu entdecken. Dabei gibt es keine vorgegebenen Sätze, die ausgesprochen werden müssen.

    Woher kommt die Methode der Familienaufstellungen?

    Die Methode des Aufstellens geht auf den katholischen Priester Bernd Hellinger zurück, geboren 1925. Hellinger ging davon aus, dass die Mitglieder einer Familie, auch Verstorbene oder Verstoßene, emotional miteinander verbunden sind.

    Psychische oder körperliche Erkrankungen Einzelner in der Familie zeigen an, dass Verbindungen zwischen den Mitgliedern gestört sind. Weil Hellinger durch seine persönliche Art und Weise beim Familienstellen viel Kritik auf sich zog, distanzierten sich viele Anbieter und Anbieterinnen – meist Heilpraktiker oder Heilpraktikerinnen für Psychotherapie, Psychologische Psychotherapeuten oder Ärzte beziehungsweise Ärztinnen für Psychiatrie und Psychosomatik  – von ihm. Die Grundzüge seiner Methode – ihre Wirkung ist teilweise belegt - blieben jedoch erhalten.

    Die Familienaufstellung geht auch auf die so genannte Familienskulptur, eine Methode aus der Systemischen Psychotherapie, zurück, die von Virginia Satir in den 1970er Jahren entwickelt wurde. Die Aufstellung erfolgt bei einer Familienskulptur mit den „echten“ Familienmitgliedern des Klienten oder der Klientin. Auch diese werden von ihm oder ihr so positioniert, dass sie in der „richtigen“ Position zueinander stehen. Anschließend berichten alle, wie es ihnen in ihren Positionen geht, welche Gefühle, Gedanken sie haben.

    In welcher Form finden Familienaufstellungen heute statt?

    Heute werden Aufstellungen auch beim Coaching angewandt. Sie werden dann als Systemaufstellungen bezeichnet, weil es dabei meist um Arbeitsteams geht. Auch hier gibt es ja Beziehungen zwischen den einzelnen, die gestört sein können.

    Neben den Aufstellungen in einem Seminar in einer Gruppe von bis zu zehn oder maximal zwölf Personen,  gibt es inzwischen auch Einzeltherapien mittels Papierblättern oder dem Familienbrett, bei dem Spielfiguren Situationen in Familien oder im Beruf darstellen.

    Vorteile von Aufstellungen

    • Durch die szenische Aufstellung wird ein Problem oft sehr schnell sichtbar.
    • Weil man aktiv beteiligt ist, ergibt sich eine mögliche Lösung.
    • Das Aufstellen ist sehr intensiv und kann so innere Blockaden lösen, Emotionen freisetzen

    Nachteil von Aufstellungen

    • Jeder und jede kann sie anbieten – der Begriff ist nicht gesetzlich geschützt und man braucht keine Ausbildung dafür.
    • Es fehlt ein therapeutischer Prozess im Nachgang.
    • Die Kosten werden nicht von den Krankenkassen übernommen

    Bei schweren Krisen oder Suizidgedanken sollte man die Methode auch lieber nicht nutzen. Sie ist eher für Menschen geeignet, die an sich weitestgehend psychisch stabil sind und eher einen Wegweiser für private oder berufliche Konfliktsituationen suchen.

    Familienstellen ist auch kein Ersatz für eine Therapie und eignet sich nicht  bei Traumatisierungen wie sexueller Missbrauch oder Mobbing. Diese Situationen müssen vorher in einer Therapie verarbeitet worden sein, ansonsten besteht die Gefahr einer Re-Traumatisierung. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden