Die Gendermedizin untersucht die Tatsache, dass es bezüglich Krankheiten, Diagnosen und Behandlungsmöglichkeiten Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Ein bekanntes Beispiel für die Anwendung der geschlechtsspezifischen Medizin sind Depressionen. Bei Frauen werden doppelt so häufig Depressionen diagnostiziert als bei Männern. Doch das muss nicht heißen, dass sie auch tatsächlich doppelt so häufig daran erkranken.
Noch immer geben Männer psychische Probleme weniger gern zu und stürzen sich eher in ein Suchtverhalten wie Alkohol- oder Drogenmissbrauch. Auch exzessive Arbeit oder Sport können auf eine Depression hinweisen. Möglicherweise kann der Unterschied in der Symptomatik auch ein Grund dafür sein, dass die Suizidrate bei Männern mehr als dreimal so hoch ist als bei Frauen. Es wird vermutet, dass ein großer Teil dieser Fälle auf (unentdeckte) Depressionen zurückzuführen ist.
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Symptome von Depressionen beim Mann – darauf müsst ihr achten
Zu den Symptomen einer Depression zählen:
- Antriebslosigkeit
- Interessensverlust
- Depressive Stimmungen
- Schlafstörungen
- Konzentrationsprobleme
- Selbstzweifel
- Grübeln
- Innere Leere
- Suizidgedanken
Bei Männern äußert sich eine Depression oft anders, dieser Unterschied wird als „male depression“ bezeichnet. Diese Symptome können darauf hinweisen:
- Wut und Aggressivität
- Ständige Gereiztheit
- Leichte Kränkbarkeit
- Sozialer Rückzug
- Suchtverhalten
- Alkohol- und Drogenmissbrauch
- Exzessive Arbeit oder Sport
- Ablehnung von Hilfe
- Müdigkeit
- Rücken- oder Kopfschmerzen
Diese Symptome bringen viele Männern, ihr Umfeld und im schlimmsten Fall auch Ärztinnen und Ärzte häufig nicht mit einer Depression in Verbindung. Denn es ist noch kein Standardwissen, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Symptomatik bei Krankheiten wie Depression geben kann.
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Darum wird eine „male depression“ später erkannt
Doch selbst wenn die Symptome einer psychischen Erkrankung als solche identifiziert werden, zögern viele Männer, sich Hilfe zu suchen. Ein Grund dafür kann sein, dass in unserer Gesellschaft das Bild noch immer sehr verbreitet ist, dass ein starker Mann keine Schwäche zeigt und sehr belastbar ist. Oft schildern sie bei einer Ärztin oder einem Arzt zunächst nur körperliche Symptome.
Ein anderes Phänomen ist, dass Männern sich in einem deutlich späteren Stadium der Depression an Ärztinnen oder Ärzte wenden – also dann, wenn die Symptome bereits kaum mehr zu ertragen sind. Denn bei schweren depressiven Episoden sind die Geschlechterunterschiede weniger stark ausgeprägt. Frauen suchen also schon zu Beginn einer Depression Unterstützung, wodurch ihnen einfacher geholfen werden kann.
Tatsächlich haben Frauen rein biologisch nur ein leicht erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken. Auswirkungen hat also vor allem das soziale Geschlecht (im Englischen auch „Gender“ genannt. Allgemein heißt es, dass psychische Ursachen bei Männern oft übersehen und bei Frauen überbetont werden. Während Frauen unter dem Risiko leiden, dass körperliche Beschwerden oft einer psychischen Ursache angelastet werden, wird bei Männern vermehrt nach einer körperlichen Ursache gesucht. Die Gendermedizin arbeitet daran, das zu ändern!
Ein bekanntes Beispiel für Gendermedizin ist auch die Tatsache, dass sie ein Herzinfarkt bei Frauen durch andere Symptome äüßert.
In diesem Text wird von den Kategorien Frau und Mann gesprochen, da sich auch die Gendermedizin zur Zeit vorwiegend auf traditionelle Geschlechtsunterschiede. Langsam werden jedoch auch non-binäre Geschlechtsidentitäten Medizin stärker beachtet.