Seit Anfang 2022 ist Lisa Schuster Leiterin des Kompetenznetzes Demenz in Augsburg. Im Interview mit der Intersana-Redaktion, erklärt sie, wie man eine Demenz vorbeugen kann und wo es in Augsburg Hilfe für Angehörige gibt.
Intersana-Redaktion: Was sind erste Anzeichen für eine Demenzerkrankung?
Lisa Schuster: Oft befürchtet man schon bei einer Wortfindungsstörung oder wenn man den Namen eines Kollegen vergessen hat, erste Anzeichen von einer Demenzerkrankung zu erkennen. In der Regel sind das aber noch keine Symptome. Vielmehr ist es normal, auch mal etwas zu vergessen. Stellt man allerdings fest, dass Personen immer wieder in kurzen Abständen die gleichen Fragen stellen und die Antworten scheinbar schnell wieder vergessen, so können das erste Anzeichen für eine Demenzerkrankung sein. Weiß man sehr häufig nicht mehr, wohin man beispielsweise seine Schlüssel oder andere Alltagsgegenstände gelegt hat oder diese an sehr ungewöhnlichen Orten wieder findet, können auch das, erste Symptome sein.
Intersana-Redaktion: Welche Methoden oder Möglichkeiten gibt es, um Demenz vorzubeugen?
Lisa Schuster: Leider gibt es keine Maßnahmen, die Menschen zu 100 Prozent vor Demenz schützen können. Aber es gibt wissenschaftliche Studien, die belegen, dass es Maßnahmen gibt, die das Risiko verringern. Am besten sollte wenig Alkohol getrunken und nicht geraucht werden. Dazu empfiehlt es sich, auf eine gesunde Ernährung zu achten und viele Omega-3-Fettsäuren zu sich zu nehmen. Viel körperliche Bewegung kann auch vor Alzheimer schützen. Einige hoffen sich mit Kreuzworträtseln vor einer Demenzerkrankung zu schützen. Das reicht allerdings nicht aus. Soziale Kontakte, verschiedene Unternehmung und neue Herausforderungen wie das Lernen einer neuen Sprache sind effektiver. Denn dadurch müssen sich Synapsen neu verknüpfen und das Gehirn bleibt in Bewegung.
Intersana-Redaktion: Was sind Risikofaktoren?
Lisa Schuster: Personen, die zu Depressionen neigen, sehr viel allein sind oder schlecht hören, haben ein höheres Risiko, an Demenz zu erkranken. Der Grund hierfür ist, dass sie weniger soziale Kontakte haben als andere und deswegen häufig weniger geistige Aktivierung erfahren.
Intersana-Redaktion: Ist eine Demenzerkrankung erblich bzw. genetisch bedingt?
Lisa Schuster: Nein, in den meisten Fällen nicht. Tatsächlich sind nur zwei Prozent aller Demenzerkrankungen erblich bedingt.
Intersana-Redaktion: Welche Hilfe gibt es für pflegende Angehörige von Demenz Erkrankten in Augsburg?
Lisa Schuster: Die Angehörigen werden sehr häufig stark in Mitleidenschaft gezogen, insbesondere dann, wenn die Demenzerkrankung schon weit fortgeschritten ist. In Augsburg gibt es ein sehr gutes Beratungsnetz. Die zugehörigen Stellen bieten den Angehörigen eine kontinuierliche Beratung an. Zudem gibt es die Alzheimer-Gesellschaft Augsburg e.V. und die Fachberatung für Senioren in Augsburg, auch an diese können sich Angehörige wenden. Sie bieten den Angehörigen Hilfe an, beispielsweise durch Austausch mit anderen Betroffenen oder wichtigen Kontakten zu Pflegeeinrichtungen oder weiteren Unterstützern.
Intersana-Redaktion: Welche Empfehlungen gibt es für den Umgang mit demenziell Erkrankten?
Lisa Schuster: Die eben erwähnten Beratungsstellen helfen auch hier weiter. Es gibt auch spezielle Schulungen für den Umgang mit Menschen mit Demenzerkrankungen. Ich würde definitiv raten, sich so viele Informationen wie möglich zu besorgen. Außerdem sollte mit den Erkrankten sehr klar und deutlich in einem wertschätzenden Ton gesprochen werden. Auch viel Geduld aufzubringen, ist ganz wichtig. Zudem rate ich, technische Hilfsmittel zu nutzen. Verirrt sich eine Person beispielsweise sehr oft, kann ein GPS-Sender hilfreich sein, um die Person wieder zu finden.
Das Kompetenznetz Demenz in Augsburg informiert seit 2007 rund um das Thema Demenz. Die Gruppe mit über 20 ehrenamtlichen Augsburger:innen möchte über die Erkrankung aufklären und die Bevölkerung etwas kompetenter in Bezug auf Demenz machen.