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Endometriose – Das Bewusstsein in Augsburg muss geschärft werden

Frauenheilkunde

Endometriose – Das Bewusstsein in Augsburg muss geschärft werden

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    Prof. Dr. Christian Dannecker, Chefarzt für Frauenheilkunde an der Universitätsklinik in Augsburg
    Prof. Dr. Christian Dannecker, Chefarzt für Frauenheilkunde an der Universitätsklinik in Augsburg Foto: Universitätsklinik Augsburg

    Intersana-Redaktion: Erst mal ganz allgemein: Was ist Endometriose?

    Prof. Dr. Dannecker: Endometriose ist eine der häufigsten Unterleibs-Erkrankungen bei Frauen. Dabei befindet sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter. Also an Stellen, wo es nicht hingehört. Das kann beispielsweise im Bauchraum oder in den Eierstöcken vorkommen, was zu vielfältigen Beschwerden führen kann.

    Intersana-Redaktion: Was sind Symptome von Endometriose?

    Prof. Dr. Dannecker: Typische Symptome sind zyklische Schmerzen, die vor oder während der Periode verstärkt auftreten. Diese sind insbesondere im Bauchraum spürbar. Endometriose kann aber an sehr vielen unterschiedlichen Stellen auftauchen. Daher kommen Schmerzen beispielsweise auch beim Geschlechtsverkehr, beim Stuhlgang oder beim Wasserlassen vor.

    Intersana-Redaktion: An wen wenden sich Frauen beim Verdacht auf Endometriose in Augsburg?

    Prof. Dr. Dannecker: Haben Frauen Symptome, die auf Endometriose hindeuten, so sollten sie sich zunächst an ihren Hausarzt oder Gynäkologen wenden. Bestätigt sich der Verdacht, so hilft entweder der Gynäkologe selbst oder überweist die Patientin beispielsweise zu uns an die allgemeine Gynäkologie in der Universitätsklinik Augsburg.

    Intersana-Redaktion: Wie wird Endometriose diagnostiziert?

    Prof. Dr. Dannecker: Die Diagnose ist leider gar nicht so einfach. Das liegt daran, dass die Schmerzen sehr unspezifisch sind und viele Frauen davon ausgehen, dass das Leiden vor oder während der Periode normal ist. Daher ist es sehr wichtig, dass Ärzte sich viel Zeit nehmen und mit der Frau sprechen. Was sind das für Beschwerden? Wie tauchen Sie auf? Wie stark sind sie und in welchen Situationen treten sie auf? Sobald diese Fragen geklärt sind, kann die entsprechende Diagnostik eingeleitet werden.

    Bei Verdacht auf Endometriose wird dann eine gynäkologische Untersuchung gemacht. Der Arzt tastet Scheide, Bauchdecke und Enddarm ab. Sollte der Arzt Knoten ertasten, die sehr schmerzhaft für die Frau sind, kann das ein erster Hinweis für eine Endometriose sein. Außerdem können Ultraschalluntersuchungen größere Endometriose-Herde eventuell erkennen. Erst wenn der Verdacht sich erhärtet, wird eine operative Laparoskopie (Bauchspieglung) zur Diagnosesicherung gemacht.

    Intersana-Redaktion: Wie verbreitet ist die Erkrankung?

    Prof. Dr. Dannecker: Allein in Deutschland gibt es jährlich circa 40.000 Neuerkrankungen. Diese Unterleibs-Erkrankung ist also relativ weit verbreitet, auch in Augsburg betrifft Endometriose viele Frauen.

    Intersana-Redaktion: Was sind die Ursachen für Endometriose?

    Prof. Dr. Dannecker: Die Ursachen sind nicht genau geklärt. Es gibt Theorien, die davon ausgehen, dass sich Zellen einfach in Endometriose umwandeln. Andere gehen von der sogenannten Retrograden Menstruation aus. Bei dieser tropft während der Periode etwas Blut in die Bauchhöhle. In diesem Blut sind Endometrium Zellen enthalten, die sich dann einnisten und sich zu einer weiteren Endometriose entwickeln.

    Intersana-Redaktion: Welche Auswirkungen kann Endometriose auf das Leben der Betroffenen haben?

    Prof. Dr. Dannecker: Zuerst einmal sind es natürlich die Schmerzen, die sich auch zu chronischen Schmerzen entwickeln können. Das betrifft natürlich den Alltag und kann unter Umständen auch zu partnerschaftlichen Problemen führen. Viele Frauen, die an Endometriose leiden, haben zudem Schwierigkeiten schwanger zu werden. Es ist nicht unmöglich, aber es erschwert den Kinderwunsch oft. 

    Intersana-Redaktion: Was sind die Behandlungsmöglichkeiten?

    Prof. Dr. Dannecker: Es gibt die medizinische Therapie in Form von Tabletten, beispielsweise Schmerzmittel oder die Anti-Baby-Pille. Gerade die Pille kann den zyklischen Aufbau der Endometriose stoppen. Bei schwerwiegenden Fällen ist manchmal auch eine Operation notwendig. In solch einer entfernt der Arzt die Endometriose-Herde.

    Intersana-Redaktion: Was raten Sie Endometriose Betroffenen in Augsburg?

    Prof. Dr. Dannecker: Es ist wichtig, das Bewusstsein über Endometriose zu verschärfen, auch in Augsburg. Denn nur so kann Endometriose diagnostiziert werden. Und dann können wir wirklich handeln. Und das in jeder Hinsicht, also sowohl was die Schmerzen betrifft als auch den Kinderwunsch. Endometriose ist keine Diagnose, bei der Betroffene verzweifeln müssen.

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