Wie sehr es „auf die Hormone ankommt“, wie vielfältig die hormonell gesteuerten Funktionen im Körper sind, ist den meisten Menschen nicht bewusst.
„Hormone steuern Wachstum und Entwicklung, sie beeinflussen die Art und Weise, wie wir Nahrung verwerten und mit Stress umgehen, sie haben Einfluss auf Gefühle und Wohlbefinden, auf das Denken und nicht zuletzt auf Sexualität und Fruchtbarkeit. Kurz: Sie bestimmen alle Aspekte unseres Lebens“, sagt Professor Dr. med. Stephan Petersenn, Pressesprecher der Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie e. V. (DGE)
Hormone werden in acht folgenden Organen produziert:
- Die Zirbeldrüse produziert Melatonin. Das Hormon reguliert den Schlaf-Wach-Rhythmus.
- Der Hypothalamus bildet unter anderem Orexin. Das Hormon steigert die Aufmerksamkeit.
- In der Hypophyse wird das lebenswichtige Wachstumshormon gebildet und sie steuert alle anderen Drüsen im Körper.
- Die Hormone der Schilddrüse regulieren den Energie-Stoffwechsel.
- In der Nebenschilddrüse wird das Parat-Hormon gebildet, das wichtig für den Kalzium-Stoffwechsel ist.
- Die Nebennieren bilden unter anderem Aldosteron, ein Hormon, das den Blutdruck regelt.
- In der Bauchspeicheldrüse wird Insulin produziert. Fehlt es, steigt der Zuckerspiegel im Blut - es droht Diabetes!
- Die Eierstöcke produzieren hauptsächlich die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron, aber auch das männliche Hormon Testosteron.
Wenn aus irgendeinem Grund die verschiedenen Hormonkreise im Körper nicht mehr richtig funktionieren, spricht man von einer Hormonstörung. Ist dies der Fall, treten die verschiedensten Beschwerden auf. Diese sind von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich.
Hormonstörungen auch Ursache für Volkskrankheiten
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Auch hinter Volkskrankheiten können Hormonstörungen stecken. So können etwa Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, Osteoporose, massives Übergewicht oder Unfruchtbarkeit die Folge sein. „Aber auch Krebs hängt oftmals mit hormonellen Fehlsteuerungen zusammen. Doch viele endokrine Erkrankungen lassen sich gut behandeln oder durch einen gesunden Lebensstil vermeiden“, betont Petersenn.
Tipps der Spezialistinnen und Spezialisten zur Hormongesundheit:
- Körperlich aktiv sein.
- Auf stark vorverarbeitete Nahrungsmittel verzichten und stattdessen vollwertiger, vitaminreicher ernähren.
- Regelmäßiger Schlaf mit mindestens sieben Stunden Dauer. Dabei möglichst immer zu gleichen Zeit schlafen.
- Ausreichende Versorgung mit Vitamin D, Jod und Kalzium über die Nahrung oder Nahrungsergänzungsmittel.
- Vorsicht vor schädlichen Chemikalien. Sie können das hormonelle Gleichgewicht stören und sind oft in Plastikverpackungen enthalten. Deshalb auf BPA-freie Materialien achten oder Glas- und Stahlbehälter nutzen. BPA-frei bedeutet frei von der Chemikalie Bisphenol A, die beispielsweise auch in Plastikflaschen enthalten ist. Lieber auf Glasflaschen ausweichen oder Leitungswasser trinken, das hierzulande eine sehr gute Qualität hat.
- Regelmäßig lüften, wischen und saugen, denn auch Hausstaub kann mit hormonaktiven Substanzen belastet sein.
- Bei Kosmetika sollte man auf Produkte mit Phthalaten, Parabenen oder Triclosan verzichten.
- Auch Licht hat einen Einfluß auf die Hormone. Mehr dazu hier. Warnzeichen für hormonelle Störungen
Auf frühe Warnzeichen für hormonelle Störungen achten. Diese können sich äußern in:
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- Unerklärliche Gewichtsschwankungen
- Veränderter Appetit
- Kälteempfindlichkeit
- Brüchige Haare und Nägel
- Trockene Haut
- Erschöpfung
- Depressive Verstimmung
- Starker Durst
- Sehr frühe oder verspätete Pubertät
- Bei Erwachsenen Unfruchtbarkeit
- Verlust der Libido
- Unregelmäßigkeiten beim Menstruationszyklus
Wer eines oder mehrere dieser Symptome an sich beobachtet, sollte unbedingt ärztlichen Rat einholen. Oft reicht bereits ein Bluttest aus, um hormonelle Störungen zu erkennen oder auszuschließen.
Im Bedarfsfall kann eine frühe und geeignete Therapie dazu beitragen, schwerwiegende Folgeschäden zu vermeiden.
Auch wenn der oder die Einzelne schon viel für seine oder ihre Hormongesundheit tun kann, ist auch die Politik gefordert. Hormonaktive Chemikalien in Umwelt und Lebensmitteln sollten verboten und die Forschung zu hormonell bedingten Erkrankungen und ihrer Therapie gefördert werden, darauf weist der DGE hin.