Im Jahr 2020 verstarben in Deutschland 84 Kinder am Plötzlichen Kindstod. Ein Schreckens-Szenario für die Eltern, bei dem scheinbar gesunde Säuglinge plötzlich und unerwartet versterben. Für das „Sudden Infant Death Syndrom“ kurz SIDS, konnten Forscher:innen bisher noch keinen medizinischen Grund diagnostizieren. Nun hat ein Forschungsteam aus Australien scheinbar die Ursache für das SIDS Syndrom entdeckt und die Studie zum Forschungsdurchbruch in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht.
Ursache für den plötzlichen Kindstod ist ein Enzym
Bis zuletzt gab es zahlreiche Empfehlungen für junge Eltern, wie sie den Plötzlichen Kindstod bei Säuglingen verhindern können. Auffällig war bisher vor allem, dass das Syndrom meist im Schlaf auftritt. So sollten junge Eltern ihre Säuglinge beim Schlafen möglichst nicht auf dem Bauch liegen lassen oder für eine gute Luftzirkulation im Babybett sorgen. Das Forschungsteam aus Australien hat nun scheinbar herausgefunden, welche Ursache hinter dem SIDS Syndrom steckt.
Verantwortlich für den plötzlichen Tod sei demnach das Enzym Butyrylcholinesterase (BChE). Letzteres spielt eine wichtige Rolle in der Kommunikation und Erregungsleitung des Gehirns. Weisen Babys eine geringere Aktivität des BChE-Enzyms auf, könne dies laut Forschenden dazu führen, dass Säuglinge nicht automatisch aufwachen oder hochschrecken, wenn die Atmung im Schlaf aussetzt. Um die Ursache für den Plötzlichen Kindstod herauszufinden, haben die Forscher:innen getrocknete Blutproben von über 60 Babys untersucht, die am Plötzlichen Kindstod gestorben sind. Die Blutproben wurden anschließend mit dem Blut von gesunden Babys und dem Blut von Säuglingen verglichen, welche an einer anderen Krankheit verstorben sind.
Forscherin Harrington verlor ihren eigenen Sohn am SIDS Syndrom
Die Erforschung der Ursache für den Plötzlichen Kindstod erfolgte durch das Forschungsteam der Biochemikerin Dr. Carmel Therese Harrington vom Kinderkrankenhaus Westemad in Sydney (Australien). Harrington verlor ihren eigenen Sohn am SIDS Syndrom und widmete sich seitdem beruflich der Erforschung der Krankheit. Nachdem das Forschungsgeld ausging, versuchte Harrington die Erforschung der Krankheit mit Crowdfunding-Aufrufen voranzutreiben. Der Forschungsdurchbruch habe laut Harrington nicht nur neue Möglichkeiten für ein Eingreifen eröffnet, sondern Eltern auch von eigenen Schuldzuweisungen für den Tod ihres Babys befreit.
SIDS soll in Zukunft über Biomarker identifiziert werden
Nachdem die Ursache für den Plötzlichen Kindstod von Forschenden entdeckt wurde geht es nun darum, wie Ärzt:innen in Zukunft den Enzymmangel bei Babys identifizieren können. Laut dem Forschungsteam um Harrington sei die Entwicklung eines Risiko-Screening bereits in Arbeit. Forscher:innen möchten dafür das Enzym BChE als Biomarker verwenden. Die Screening-Tests können das Enzym somit im Blut oder in Gewebeproben messen und bewerten. Die australischen Forscher:innen hoffen, damit den Eltern die Angst vor dem Plötzlichen Kindstod bei ihren Säuglingen nehmen zu können.