Frau Rupprecht, können Sie sich unseren Leserinnen und Lesern kurz vorstellen?
Tina Rupprecht: Ich bin Tina, 31 Jahre alt und in Augsburg geboren und aufgewachsen. Seit 19 Jahren betreibe ich den Boxsport. Nach einer erfolgreichen Amateurkarriere – viermal wurde ich Deutsche Meisterin – bin ich seit 2013 als Profi unterwegs und konnte mich bereits in zwei Gewichtsklassen, dem Minimum- und Atomgewicht, zur Weltmeisterin krönen. Insgesamt erreichte ich siebenmal den Titel.
Wie haben Sie Ihre Leidenschaft zum Boxen gefunden?
Rupprecht: Gefunden habe ich die eher zufällig, durch einen Kindheitsfreund, der den Boxsport ausgeübt hat. Da bin ich zum Testen mit ins Kickboxen-Probetraining gegangen. Das fand ich dann so cool und habe gleich für mich entdeckt, dass es mir super viel Spaß macht. Aber eben auch, dass ich Talent habe. Nach knapp eineinhalb Jahren habe ich dann zum klassischen Boxen gewechselt und bin mit 14 Jahren zum Boxclub Haan gekommen, wo ich auch heute noch trainiere. Dort habe ich Boxen gelernt und meinen allerersten Amateurboxkampf mit 15 absolviert.
Was macht den Boxsport für Sie so besonders?
Rupprecht: Boxen ist für mich Persönlichkeitsentwicklung. Du lernst sehr viel über dich selbst. Du lernst, an deine Grenzen zu gehen und darüber hinaus. Du lernst, deine Emotionen zu kontrollieren. Du lernst Werte wie Respekt, Durchhaltevermögen und Disziplin. Das alles sind Dinge, die nicht nur im Sport eine Rolle spielen. Und ich liebe diesen direkten Kampf, das 1:1 im Ring. Das ist hart – und ich bin auch ein sehr harmonischer Mensch. Ich glaube, die meisten Leute würden niemals denken, dass ich boxe. Das Boxen ist für mich ein Gegenpol. Weil ich einfach im Ring jemand komplett anderes bin. Da ist es aggressiv, da ist es hart und da ist man nicht nett. Ja, das sind einfach meine zwei Seiten (lacht).

Sie haben es gerade schon angesprochen: Das Boxen gilt eher als aggressiver Sport. Dennoch hat es in den vergangenen Jahren sein Klischee als „reiner Männersport“ abgestreift – auch dank erfolgreichen Championessen wie Ihnen. Wie sehen Sie Ihre Rolle als weibliches Vorbild in der Boxwelt?
Rupprecht: Das Boxen hatte in Deutschland in den 90ern seine Hochzeit mit Henry Maske und Regina Halmich. Die hat das Frauenboxen ja auch bekannt gemacht. Und dann ist es sehr abgeflacht und auch das Interesse der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ist verloren gegangen. Seitdem ist der Boxsport in Deutschland leider ziemlich tot. Natürlich ist er da, aber man bekommt nicht wirklich etwas mit, wenn man nicht in der Szene drin ist. Das Frauenboxen hat sich aber in den letzten Jahren wahnsinnig weiterentwickelt. Das ist auf einem so hohen Niveau wie noch nie. Ich denke, wir können, was die Kämpfe angeht, auch locker mithalten. Und das sollte gezeigt werden. Ich freue mich, dass ich einen Teil dazu beitrage, das Boxen in Deutschland wieder populärer zu machen. Ich glaube, dass ich für viele junge Mädels auch eine Art Vorbild bin, wenn es darum geht, sich Ziele zu stecken und diese zu erreichen. Und ich freue mich natürlich, wenn mir jemand sagt, dass ich ein Vorbild bin.
Haben Sie Tipps für junge Mädchen und Frauen oder alle anderen, die neu in den Boxsport einsteigen wollen?
Rupprecht: Einfach ausprobieren. Ich hatte zum Beispiel nie die Erfahrung, dass es hieß ‚Hä, was willst du beim Boxen als Mädel?‘ Ich hatte immer nur positive Erfahrungen! Aber wenn das mal woanders der Fall sein sollte, habe ich nur den Tipp: Wenn es einem Spaß macht, sollte man auf jeden Fall dranbleiben und nichts darauf geben, was andere sagen.
Wir freuen uns sehr, dass Sie auf der intersana 2024 dabei sind. Was erwartet die Besucherinnen und Besucher am Sonntag, 5. Mai, in der Fitness-Area?
Rupprecht: Es wird auf jeden Fall anstrengend. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dürfen die Grundtechniken des Boxens kennenlernen und ich möchte vor allem, dass die Leute erkennen, wie viel eigentlich hinter dem Boxsport steckt und dass es sehr viel mehr als ein ‚Hau drauf‘-Sport ist, was viele denken.