Schon seit Jahrtausenden steht das Leben auf unserer Erde ganz im Zeichen des Mondes: Er spendet Licht im Dunkeln, zeigt uns den Verlauf der Zeit und kontrolliert die Gezeiten. Auch wir Menschen schreiben dem Mond schon seit geraumer Zeit großen Einfluss auf unseren Schlaf und unsere Psyche zu. Sind wir unruhig, schlecht gelaunt oder können nicht einschlafen, steht vor allem der Vollmond oft ganz oben auf der Liste der Verdächtigen. Aber ist wirklich etwas dran an der Vermutung, dass der Mond unseren Schlaf beeinflusst?
Studie aus Washington: Weniger Schlaf bei Vollmond
Die Antwort lautet: Ja. Das sagt zumindest eine Studie der University of Washington aus dem Jahr 2021. Hier beobachteten Forschende zwei Mondzyklen lang das Schlafverhalten von Testpersonen aus verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Einige der Teilnehmenden gehörten zum Naturvolk der Toba-Quom aus Argentinien und lebten größtenteils ohne Strom. Bei den restlichen Testpersonen handelte es sich um Studierende aus Seattle. Das Ergebnis der Studie: Während der Vollmondphase konnten die Forschenden bei Teilnehmenden aus beiden Bevölkerungsgruppen starke Schwankungen im Schlafverhalten feststellen. Vor allem in den letzten drei bis fünf Tagen vor dem Vollmond verzögerte sich die Einschlafzeit der Testpersonen um bis zu 80 Minuten. Auch insgesamt war die Schlafdauer deutlich kürzer als während dem restlichen Mondzyklus, teils sogar um ganze eineinhalb Stunden.
Mond und Schlaf: Aus Evolutionsgründen verknüpft?
Mit diesem Ergebnis bestätigten die Forschenden aus Washington, was auch eine Schweizer Studie aus dem Jahr 2013 schon vermuten ließ: Wir schlafen bei Vollmond tatsächlich schlechter. Aber woher kommt das? Expert:innen zufolge stecken Evolutionsgründe hinter dem Phänomen. Unsere Vorfahren konnten sich das helle Licht des Vollmondes zunutze machen, beispielsweise auf der Jagd oder Nahrungssuche. Auch drohende Gefahren waren so leichter auszumachen. Dieses Bewusstsein haben wir möglicherweise auch nach all den Jahren beibehalten: Sind die Nächte besonders hell, sind wir wachsamer als sonst. Aber warum hat der Mond nicht nur in ländlichen Gebieten Einfluss auf unseren Schlaf, sondern auch in Großstädten wie Seattle, wo die Helligkeit des Mondes durch künstliches Licht stark eingedämmt ist? Dem liegt möglicherweise die Schwerkraft zugrunde. Die Gravitation des Mondes wirkt sich auch an Orten auf unseren Schlaf aus, an denen die Helligkeit keine Rolle spielt.
Unsere Nächte sind durch den Vollmond übrigens nicht nur kürzer, sondern auch lebhafter: Viele klagen über seltsame und aufwühlende Träume während Vollmondnächten. Dieser unruhige Schlaf wirkt sich auch auf unsere Haut aus: Haben wir nicht ausgeschlafen, sind wir schneller gestresst. Dadurch kann es vermehrt zu Hautunreinheiten und Pickeln kommen.
Diese Mondphasen tun uns gut
Der Mond hat jedoch nicht immer nur negativen Einfluss auf unseren Schlaf und unser Wohlbefinden. Ist der Vollmond erstmal überstanden und der Mond nimmt wieder ab, schlafen viele Menschen wieder deutlich besser. Auch im Alltag haben wir wieder mehr Energie, Motivation und Tatendrang. Wie der Name schon sagt, steht der Neumond ganz im Zeichen des Neuanfangs. Das lässt sich oft auch an unserem Schlaf erkennen: Ein tiefer, langer und erholsamer Schlaf, der uns neue Energie tanken lässt, ist typisch für Neumondnächte. Auch die Anfangsphase des zunehmenden Mondes zeigt positive Auswirkungen im Alltag: Viele Menschen fühlen sich hier besonders energiegeladen.