Um die Pille abzusetzen, sollte der erste Weg zum Frauenarzt führen. Der Gynäkologe oder die Gynäkologin informiert rund um das Absetzen sowie mögliche Beschwerden und berät zu alternativen Verhütungsmitteln oder steht bei Fragen rund um einen Kinderwunsch zur Verfügung. Doch mit dem Arztbesuch sollte es nicht getan sein.
Anti-Baby-Pille absetzen? Hilfe beim Heilpraktiker!
Viele Frauen leiden nach dem Absetzen der Anti-Baby-Pille an Beschwerden wie einem unregelmäßigen Zyklus, Stimmungsschwankungen, Regelschmerzen oder Hautunreinheiten. Mit diesen müssen sie nicht leben, weiß Susanne C. Waschke. Sie ist Heilpraktikerin und hat sich auf Frauengesundheit spezialisiert. Im Interview hat sie uns verraten, welche Probleme auftreten können, was frau dagegen tun kann und warum es besser ist, vor dem Absetzen und nicht erst mit den Beschwerden in ihre Naturheilkundepraxis zu kommen.
Hallo Frau Waschke! Zum Einstieg eine leichte Frage: Welche Rolle spielen Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker beim Thema Frauengesundheit?
Susanne C. Waschke: Wir können neben der Behandlung beim Schulmediziner unterstützen und begleiten. Wir nehmen die Frauen und ihre Beschwerden ernst und uns Zeit für sie. Das betrifft Themen wie Menstruationsprobleme, Kinderwunsch, Wechseljahre, Hormon-Dysbalancen, das Polycystische Ovarialsyndrom (kurz: PCO) und Endometriose.
Beschwerden beim Absetzen hormoneller Verhütungsmittel
Oder das Absetzen hormoneller Verhütungsmittel wie der Anti-Baby-Pille, wie Sie mir im Vorfeld verraten haben. Aber warum ist das überhaupt problematisch?
Waschke: Die Pille wirkt sich nicht nur auf den Zyklus der Frau aus, sondern auf den ganzen Körper. Deshalb kann sich auch das Absetzen der Pille nicht nur auf den Zyklus auswirken.
- Es geht los mit Hauptproblemen wie Akne, die vor der ersten Pilleneinnahme schon da waren und dann wieder blühen.
- Ich habe aber auch Frauen mit Haarausfall in der Praxis.
- Oder mit Stimmungsschwankungen – sowohl im Positiven, als auch im Negativen.
- Auch Probleme mit der Verdauung wie Verstopfung oder Durchfall sind keine Seltenheit.
- Schlafstörungen ebenfalls.
- Und dass die Periode eine Zeit lang gar nicht mehr kommt oder unregelmäßig ist, was sie vorher nie war.
- Oder, dass sich Beschwerden manifestieren, die die Patientin vorher nicht gekannt hat: Kopfschmerzen, Brustschwellungen …
- Andere Probleme und chronische Krankheiten wie eine Schilddrüsenstörung können sich durch das Absetzen verbessern oder verschlechtern.
Die Hormone haben den Körper einfach verändert. Dazu kommt, dass die synthetischen Hormone der Anti-Baby-Pille nach dem Absetzen nicht sofort aus dem Körper verschwunden sind. Je nach Person, Ausgangssituation, Pillenart und Einnahmezeit sind die Leber und die Nieren mit dem Abbau beschäftigt – und das dauert. Mit einem halben Jahr bis Jahr muss man rechnen, es kann aber auch länger gehen.
Ein Heilpraktiker hilft auch beim Absetzen der Pille
Eine lange Liste. Worauf kommt es an, wenn man hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille absetzen möchte?
Waschke: Die beste Möglichkeit ist: Vor dem Absetzen schon Kontakt zum Heilpraktiker zu haben. Man kann sich auf mögliche Beschwerden nämlich vorbereiten.
Das klingt schon mal gut. Wenn eine Patientin zu Ihnen kommt und die Anti-Baby-Pille absetzen möchte, wie gehen Sie dann vor?
Waschke: Erst einmal mache ich eine ausführliche Anamnese. Wichtig ist zu wissen:
- Was war davor? Also mit welchen Problemen ist die Frau schon in die Pilleneinnahme hineingegangen? Akne, Schmerzen …
- Dann: Wo steht die Frau jetzt? Welche Medikamente nimmt sie? Vor allem bei Schilddrüsenmedikamenten ist es wichtig.
- Und der Lifestyle: Nimmt sie Mikronährstoffe zu sich? Wenn ja, welche?
Das möchte ich alles wissen, weil ich die Frauen diesbezüglich vorbereite. Wenn man es vorher weiß, kann man vorbeugen.
Anti-Baby-Pille absetzen – so geht´s
Wie kann man sich die anschließende Therapie bei Ihnen als Heilpraktikerin vorstellen?
Waschke: Ich bespreche mit der Frau, wie lange wir uns bis zum Absetzen der Pille Vorlauf geben. Zu dem Zeitpunkt, an dem sie aufhört, gibt es Dinge, die ich einsetze, damit die synthetischen Hormone schneller aus dem Körper kommen. Es gibt zum Beispiel spezielle Globuli, die Rezeptoren befreien und die Ausscheidung anregen.
Wichtig ist, immer die Leber zu pushen und unterstützen, damit sie schneller die Reste der Pille abbauen kann. Dazu kommen Löwenzahn, Mariendistel und Goldrute zum Einsatz. Außerdem empfehle ich passende Präparate für Mikronährstoffe und Pflanzen wie Frauenmantel, Schafgarbe oder Brennnessel, die Frauen einnehmen können, damit die hormonelle Situation für den Körper nicht so massiv wird. Man kann auch etwas für die Psyche tun – sie zum Beispiel mit Lavendel oder Ashwagandha vorher stärken, damit sie dem Stress besser beikommt und sich die Frau leichter tut.
Wie beeinflusst die Ernährung das Absetzen der Pille und wie kann sie es unterstützen?
Waschke: Eine gesunde, ausgewogene Ernährung ist immer wichtig. Beim Absetzen der Pille sollte man noch mehr darauf achten. Gemüse steht an erster Stelle, weil wir damit den Darm unterstützen können. Ansonsten rate ich: Möglichst basisch, wenig Tierisches, also sehr wenig Fleisch und Wurst am besten gar nicht. Außerdem kommt es auf einen ausgeglichenen Insulinhaushalt an. Darauf kann man in Form von langkettigen Kohlenhydraten achten. Heißt: Kein Weißmehl, wenig Zucker! Auch mit der Gabe von Omega-3-Fettsäuren wie Hanföl, Leinöl und Walnusskernen können wir unseren Körper unterstützen.
Aber allein die Ernährung reicht in der heutigen Zeit oft nicht mehr aus. Deshalb sind zusätzliche Mikronährstoffe besonders wichtig: Vitamin C und D, Magnesium, Zink und Eisen – wobei hier muss man besonders gut aufpassen wegen der Schilddrüse.
Beschwerden mit Naturheilkunde lindern
Und wenn es nach dem Absetzen der Pille trotzdem Beschwerden gibt?
Waschke: Ich rate den Frauen, Tagebuch zu führen, sich selbst zu beobachten, die Beschwerden bewusst wahrzunehmen und dann entsprechend zu reagieren. Sie bekommen bei mir grundlegende Werkzeuge und Empfehlungen für naturheilkundliche Mittel an die Hand. Außerdem stehe ich mit den Frauen immer in Verbindung. Wir stehen in Kontakt, damit wir sofort reagieren können – wenn nötig auch mit einer Fußreflexzonenmassage, Akupunktur & Co.
Wie gehen Sie vor, wenn eine Patientin die Pille bereits abgesetzt hat und mit darauf folgenden Beschwerden zu Ihnen kommt?
Waschke: Dann muss man gucken, was das für Beschwerden sind und wie lange das Absetzen her ist. Aber man kann immer noch ganz viel tun. In der Regel mache ich einen Hormontest, um zu schauen, wo die Frau steht. Wenn sie zu wenig Progesteron oder Kortisol hat, kann ich sie viel spezifischer behandeln. Auch die Schilddrüsenwerte sollte sie beim Arzt überprüfen lassen. Nicht dass sich durch das Absetzen vielleicht eine momentane Dysbalance entwickelt. Wenn es bis zu ein Jahr her ist, kann ich noch mit Globuli anfangen.