Der Arbeitskollege von gegenüber taucht zufällig auf der Straße auf und plötzlich fällt einem partout nicht mehr der Name ein. Ärgerlich, aber noch kein Grund zur Sorge. Gedächtnislücken und Sprachstörungen, die immer regelmäßiger vorkommen, können jedoch ein Anzeichen von Demenz sein. Der Begriff „Demenz“ ist Lateinisch und bedeutet so viel wie „Weg vom Geist“ oder „Ohne Geist“. Diese Übersetzung passt auch ganz gut, denn bei einer Demenzerkrankung verschlechtern sich die geistigen Fähigkeiten so stark, bis sie irgendwann ganz verschwinden.
Mehr als 50 Demenzformen sind bekannt
Genau gesagt ist Demenz keine bestimmte Krankheit. Der Begriff beschreibt viel eher das gemeinsame Auftreten bestimmter Symptome. Zur Demenzkrankheit gehören insgesamt mehr als 50 Krankheitsformen. Ausschlaggebend ist bei allen eine anhaltende und zunehmende Beeinträchtigung der Hirnleistung und des Gedächtnisses. Während das Kurzzeitgedächtnis am Anfang nur gelegentlich aussetzt oder die Merkfähigkeit nachlässt, verschwinden nach einer Weile immer mehr bereits gelernte Inhalte aus dem Langzeitgedächtnis.
Die Demenzformen werden in eine primäre und sekundäre Kategorie eingeteilt. Die primäre Demenz entsteht mit dem Absterben von immer mehr Nervenzellen im Gehirn. Daneben wird die sekundäre Demenz meist durch Medikamente oder Vorerkrankungen hervorgerufen. Dazu gehören zum Beispiel Schilddrüsenerkrankungen oder Diabetes.
Alzheimer und Demenz – was ist der Unterschied?
Alzheimer ist eine der 50 Formen von Demenz. Sie tritt gemeinsam mit der vaskulären Demenz am häufigsten auf und lässt sich meist nicht ganz einfach diagnostizieren. Die Alzheimer-Symptome kündigen sich schleichend an und nehmen langsam zu. Im Gegenteil dazu hat die Vaskuläre Demenz oft einen plötzlichen Beginn und zeichnet sich durch sprunghafte Symptome aus. Allerdings kommen Alzheimer und eine vaskuläre Demenzerkrankung häufig auch als Mischform vor.
Probleme mit Alltagshandlungen können ein Anzeichen von Demenz sein
Gerade im Anfangsstadium ist es nicht ganz einfach, die ersten Anzeichen von Demenz im Alltag zu entdecken. Die Erkrankung sollte jedoch am besten so früh wie möglich diagnostiziert werden. Lisa Schuster ist Leiterin des „KompetenzNetzes Demenz“ in Augsburg und weiß, welche Anzeichen alarmierend sind: „Wenn immer wieder innerhalb eines kurzen Zeitraums dieselben Fragen gestellt werden und das der betroffenen Person nicht auffällt, dann kann das schon ein sehr deutliches Zeichen sein.“ Ausfälle in der Alltagspraxis, zum Beispiel wenn der betroffenen Person die Funktionsweise der Kaffeemaschine nicht mehr einfällt, sind auch ein typisch.
Weitere Warnsignale sind:
- Ereignisse vergessen die gar nicht so lange zurückliegen
- Fehleinschätzung von Gefahren
- Weniger Interesse an Hobbys, Arbeit und Kontakten
- Sprachstörungen
- Gewohnte Aufgaben und Tätigkeiten fallen schwerer
- Vom ersten Anzeichen von Demenz zur Diagnose
„Der erste Weg bei Anzeichen einer Demenz ist der zum Hausarzt. Der führt kleine kognitives Tests durch, bei denen meistens schnell zum Vorschein kommt, ob eine weitere Diagnostik eingeleitet werden muss“, erklärt Lisa Schuster. Bei einem typischen Test sollen Betroffene beispielsweise die Uhr zeichnen und eine bestimme Uhrzeit markieren. Hierbei kommt erstaunlich gut zur Geltung, welche Zuordnungen im Hirn nicht mehr gut funktionieren.
Bei einer frühzeitigen Diagnose können sich Betroffene ausführlich über die Krankheit informieren und sich mit den Folgen auseinandersetzen. Im späteren Stadium einer Demenzerkrankung, sind diese meist nicht mehr dazu in der Lage. Lisa Schuster weiß, wo Betroffene weitere Hilfe finden können: „Im Bezirkskrankenhaus in Augsburg gibt es seit Anfang des Jahres eine Gedächtnissprechstunde. Die zahlreichen medizinischen Tests werden hier alle an einem Tag durchgeführt. Das kann die Betroffenen enorm entlasten.“
Kunsttherapie als Ansatz zur Demenzbehandlung
„Es gibt durchaus Möglichkeiten, wie der Verlauf der Krankheit positiv beeinflusst oder verzögert werden kann“, erzählt Lisa Schuster. Bei Anzeichen von Demenz und einer klaren Diagnose gibt es neben Medikamenten auch Behandlungen ohne Arzneimittel. Eine Behandlung ohne Medikamente sorgt dafür, dass das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Erkrankten erhalten bleibt und sich steigert. Die Behandlung erfolgt beispielsweise durch kognitive Verfahren oder mittels Ergotherapie. Weitere Ansätze können aber auch Kunst- und Musiktherapien sein. Eine medikamentöse Therapie hat das Ziel, geistige Fähigkeiten wie zum Beispiel das Gedächtnis- und Orientierungsvermögen zu verbessern und zu verzögern. Bei Formen der primären Demenz gibt es bisher oft leider noch kein Medikament.