Ständig unter Schmerzen leiden, deren Ursache ungeklärt ist - das kann die Lebensqualität von Betroffenen stark belasten. Menschen, die an Fibromyalgie erkrankt sind, leiden oftmals monate- oder jahrelang unter chronischen Schmerzen, bevor die Diagnose Fibromyalgie fällt. Hierbei handelt es sich um eine komplexe Erkrankung, die Beschwerden in unterschiedlichen Körperregionen, meist in der Nähe von Gelenken und in Muskeln verursacht. Dr. med. Matthias Haug, Oberarzt und Leiter der Interdisziplinären Schmerztagesklinik am Universitätsklinikum Augsburg, erklärt, wie es zur Diagnose Fibromyalgie kommt und welche Therapie gegen die Krankheit helfen kann.
Was ist Fibromyalgie?
„Fibromyalgie ist kein klar definiertes Krankheitsbild, sondern vielmehr ein Symptomkomplex“, macht Dr. Haug klar. „Betroffene leiden in der Regel unter anhaltenden Muskelschmerzen, die theoretisch am gesamten Körper auftreten können.“ Häufig sind Arme, Beine, Rücken und Nacken der Patient:innen betroffen. Zusätzlich zu den Muskelschmerzen können auch Symptome wie Steifigkeits- und Schwellungsgefühle in Gelenken, Konzentrationsstörungen oder Schlafprobleme auftreten. Trotz schwieriger Diagnose hat die Fibromyalgie häufig typische Symptome, erklärt Dr. Haug: „Ein charakteristisches Merkmal ist die wechselnde Lokalisation und Intensität der Schmerzen.“
Wie wird die Diagnose Fibromyalgie getroffen?
Eine Diagnose der chronischen Schmerzkrankheit gibt den Betroffenen Klarheit nach einem oftmals langen Leidensweg und vielen Arztbesuchen. Bis dahin werden andere Erkrankungen möglichst ausgeschlossen, denen die chronischen Schmerzen sonst zugrunde liegen könnten. „Es gibt kein spezifisches Diagnoseverfahren, um festzustellen, ob Patient:innen unter Fibromyalgie leiden. Wir können beispielsweise kein MRT durchführen oder Blut abnehmen, um die Erkrankung zu diagnostizieren, so wie es bei vielen anderen Erkrankungen der Fall ist“, erklärt Dr. Haug.
„Chronische Schmerzen definieren sich unter anderem dadurch, dass die Schmerzen mindestens drei bis sechs Monate andauern und die Ursache dafür nicht klar ist. Es handelt sich dann um einen lang andauernden Schmerz, der sich nicht durch körperliche Strukturen oder Schädigungen im Körper erklären lässt. Das Zusammentreffen mit anderen Symptomen wie Schlaflosigkeit und depressiven Verstimmungen, kann dann zu der eigenständigen chronischen Schmerzerkrankung führen. Die meisten betroffenen Menschen sind in einem Alter zwischen 40 und 65 Jahren“, führt der Oberarzt am Universitätsklinikum Augsburg weiter aus.
Die Ursachen sind noch ungeklärt
Umfragen und Untersuchungen deuten darauf hin, dass etwa zwei Prozent der Bevölkerung in westlichen Ländern von Fibromyalgie betroffen sind. „Die Erkrankung tritt etwa sechs bis siebenmal häufiger bei Frauen auf als bei Männern“, weiß der Leiter der Schmerztagesklinik. Leider sind die Ursachen der Fibromyalgie bis heute weitgehend ungeklärt. „Es handelt sich in der Regel um eine Kombination aus biologischen und psychischen Faktoren, beispielsweise einem schlechten körperlichen Trainingszustand oder starken psychischen Belastungen. Aber eine klare Ursache oder bestimmte biologische Vorbedingungen können wir für die Fibromyalgie nicht bestimmen.“
Diagnose Fibromyalgie: Die Multimodale Schmerztherapie kann helfen
Die Interdisziplinäre Schmerzklinik am Universitätsklinikum Augsburg bietet Betroffenen eine teilstationäre Behandlungsmöglichkeit an. „Wir arbeiten in der Schmerztagesklinik mit einem Team aus den Fachbereichen der Medizin, Psychologie, Physiotherapie, Pflege und Motologie zusammen. Auf Bewegungstherapeutischer Ebene versuchen wir, die Patient:innen wieder in eine körperliche Aktivierung zu bringen. Dazu gehören zum Beispiel Gymnastik, Nordic Walking oder Gerätetraining“, erläutert Dr. Haug. Während der Behandlung in der Schmerzklinik lernen die Betroffenen der Diagnose Fibromyalgie außerdem, wie sie mit dem Schmerz umgehen können, um ihre Lebensqualität wieder zu verbessern und wie sie ihre körperliche Leistungsfähigkeit steigern.