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Während der OP mit dem Patient sprechen

Interview

Während der OP mit dem Patient sprechen

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    Sitzt ein Gehirntumor am Sprachzentrum bleibt der Patient bei der OP wach.
    Sitzt ein Gehirntumor am Sprachzentrum bleibt der Patient bei der OP wach. Foto: Chinnapong, stock.adobe.com

    Dr. Shiban, die Uniklinik in Augsburg ist jetzt in der Lage, Operationen am Gehirn vorzunehmen, bei denen auch Tumore am Sprachzentrum beseitigt werden können.  Was macht dieses Verfahren so besonders?

    Dr. Ehab Shiban: Das Besondere ist, dass wir während des Eingriffs mit dem Patienten sprechen beziehungsweise vor allem der Patient mit uns sprechen muss. Sobald sich seine Sprache verschlechtert, sie etwa verwaschen klingt, muss ich als Neurochirurg eine Pause machen, dem OP-Gebiet sozusagen Ruhe gönnen, es gegebenenfalls mit kaltem Wasser spülen, bevor wir weitermachen können. Auf diese Weise geht man aber sicher, dass das Sprachzentrum nicht verletzt wird.

    Ist das ein völlig neues Verfahren?

    Shiban: Nein. Andere große Neurochirurgien machen das schon länger. Bislang mussten solche Patienten für einen derartigen Eingriff nach München verlegt werden. Das ist nun nicht mehr nötig.

    Wie kann man sich das vorstellen, dass ein Patient wach ist, während man zugleich an seinem Gehirn operiert?

    Shiban: Das Gehirn an sich ist nicht schmerzempfindlich. Schmerzen bereitet natürlich der Hautschnitt und die Eröffnung des Schädels. In dieser Zeit befindet sich der Patient in Narkose. Dann wird er für das Arbeiten in der Nähe des Sprachzentrums sozusagen erweckt.

    Was passiert dann?

    Shiban: Der Patient muss beispielsweise Fragen beantworten. Ihm werden Bilder mittels einer Powerpoint-Präsentation gezeigt - etwa eine Tür, eine Kuh oder ein Haus. Dann muss er laufend sagen, was er sieht. In unserem Fall wurde das dann irgendwann etwas anstrengend für ihn und wir ließen ihn frei erzählen, was seine Hobbys sind, wo er zuletzt im Urlaub war - und so fort.

    Änderte sich seine Sprache während des Eingriffs?

    Shiban: Ja, mehrmals. Ich musste dann entsprechende Pausen einlegen. Aber auf diese Weise konnten wir die Operation erfolgreich durchführen und einen etwa drei Zentimeter durchmessenden Tumor komplett beseitigen. Der Eingriff dauerte rund zweieinhalb Stunden, davon war der Mann etwa 30 bis 45 Minuten wach. Nach dieser Wachphase mussten wir ihn wieder in den Schlaf versetzen, um sozusagen wieder alles zu verschließen und eine Naht zu setzen. Das würde Schmerzen verursachen, deshalb gab es wieder eine Narkose.

    Wie ging es dem Mann nach der OP?

    Shiban: Es geht ihm gut. Er ist daheim. Anfangs hatte er Wortfindungsstörungen, womit wir rechneten. Deshalb geht er auch zum Logopäden. Alle drei Monate machen wir künftig eine Kernspintomografie, um zu schauen, ob der Tumor - ein sogenanntes Glioblastom - wieder nachwächst. Das tun diese Tumore leider in der Regel.

    Was wäre passiert, wenn Sie den Mann nicht therapiert hätten?

    Shiban: Normalerweise stirbt man ohne Therapie nach etwa sechs Monaten. Durch dieses Verfahren mit anschließender Strahlen- und Chemotherapie kann das Überleben auf über zwei Jahre verlängert werden. Inzwischen gibt es viele Langzeitüberlebende. Uns geht es auch um die Lebensqualität. Durch diesen Eingriff verhindert man die Beschädigung des Sprachzentrums, was ja für den Patienten eine ganz erhebliche Beeinträchtigung darstellen würde.

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