Ich habe Angst, etwas zu verpassen. Habe ich die Fear of missing out, kurz: FOMO? Möglich, wenn mehrere der folgenden Situationen auf dich zutreffen:
- Wenn du morgens direkt nach dem Weckerklingeln aufs Handy guckst.
- Wenn du auch auf der Toilette dein Smartphone immer dabeihast.
- Wenn dein Handy beim Restaurantbesuch griffbereit auf dem Tisch liegt.
- Wenn du dein Smartphone als Second-Screen beim Fernsehen verwendest.
- Wenn du die Wartezeit auf den Bus oder beim Arzt mit dem Handy überbrückst.
- Wenn deine Benachrichtigungen aktiviert sind, damit du nichts verpasst.
Definition und Bedeutung von FOMO: Was ist die Fear of missing out?
Hinter dem Begriff FOMO steckt die Fear of missing out oder auf Deutsch die Angst, etwas zu verpassen: die Angst, etwas nicht zu wissen, nicht zu erleben oder eine Chance nicht zu nutzen. Die Angst, sich falsch zu entscheiden und das zu bereuen – zum Beispiel, weil man ausgeschlossen wird. Gleichzeitig stellen sich Betroffene die Frage: Warum ist mein Leben so langweilig? Sie fürchten, dass alles an ihnen vorbeizieht. Dieser Gedanke löst große Unzufriedenheit aus.
FOMO gilt als erste Social-Media-Krankheit. Aber eigentlich ist sie das nicht. Auch wenn der Begriff erst in Zusammenhang mit sozialen Medien aufgetaucht ist, gibt es das Phänomen länger. Es fasst Verhaltensweisen und Gefühle zusammen, die unsere Psyche belasten. Auslöser können der Druck, etwas zu erleben oder auf dem Laufenden zu bleiben sowie zu viele Wahlmöglichkeiten sein. Doch tatsächlich ist die Angst, etwas zu verpassen, keine anerkannte psychische Krankheit.
In Maßen ist FOMO sogar normal. Schließlich ist es ein menschliches Grundbedürfnis, dazuzugehören. Auch ein überdurchschnittlich häufiges Auftreten ist aus wissenschaftlicher Sicht unbedenklich. Problematisch sind die Folgen, die die Fear of missing out mit sich bringt. Kennzeichnend für FOMO ist die krankhafte Abhängigkeit, zum Beispiel im Bereich von
- sozialen Medien,
- Videospielen,
- Investitionen an der Börse oder
- im Unternehmensmarketing.
In der Psychologie wird meistens vom Konzept der FOMO gesprochen. Je nachdem, was man meint, können aber auch die Begriffe FOMO-Syndrom, FOMO-Effekt und FOMO-Phänomen richtig sein.
- Ein Syndrom setzt in der Medizin voraus, dass mehrere Symptome vorliegen.
- Der Effekt steht für die Wirkung von etwas, also die Folgen der Angst.
- Ein Phänomen lässt sich beobachten – so wie die durch FOMO bedingten Verhaltensweisen.
Oder man spricht einfach kurz von der FOMO! Verwandt ist die Angst, etwas zu verpassen, übrigens mit der FOBO, also der Fear of a better option, auf Deutsch: der Angst einer besseren Option.
Habe ich FOMO? Wer betroffen ist von der Angst, etwas zu verpassen
Weil FOMO keine anerkannte psychische Krankheit ist, gibt es keine eindeutigen Symptome. Die Übergänge sind fließend. Eine Diagnose erfolgt anhand von Kriterien wie:
- Abhängigkeit
- zwanghaftes Verhalten
- innere Unruhe
- Angst
- Einsamkeit
- Neid
- Gefühl, nicht zu genügen
- Folgen im Alltag
Meist sind Jugendliche und junge Erwachsene betroffen, die mit Smartphones und Social Media aufgewachsen sind. Je unsicherer eine Person ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für FOMO. Insbesondere während der Pubertät ist das Risiko deshalb erhöht.
Ursachen von FOMO: Warum hat man Angst, etwas zu verpassen?
Durch all die Postings, Bilder und Videos, Kommentare und Meinungen auf sozialen Netzwerken werden wir mit Informationen überflutet. Gleichzeitig gibt es immer mehr soziale Interaktion – zumindest in der digitalen Welt. Durch die Masse steigt das Risiko, etwas zu verpassen – zum Beispiel nicht mitzubekommen, dass eine Freundin gerade im Urlaub ist, weil die Story innerhalb von 24 Stunden wieder verschwindet. Es entsteht der Drang, immer online zu sein.
Hinzu kommt der permanente Vergleich mit anderen, der nicht gut tut: Posten Freunde oder Fremde, was sie tun, führen die Beiträge einem vor Augen, an welchen Aktivitäten und Aktionen man nicht beteiligt ist – zum Beispiel, wenn vermeintlich „alle“ auf einem Konzert sind, während man selbst zu Hause sitzt und lernt. Dabei vergisst man schnell: Viele Posts sind manipuliert oder überinszeniert. Das verfälscht den Vergleich und führt zu unrealistischen Erwartungen an sich selbst.
Limitierte Angebote des Lieblingsshops, Countdowns und Ticker verstärken den FOMO-Effekt. Im Marketing wir die Angst von Konsumentinnen und Konsumenten, etwas zu verpassen, teilweise sogar extra genutzt, um durch eine künstliche Verknappung die Absätze zu steigern. Betroffene geraten in eine Spirale. Sie konsumieren immer mehr der Inhalte und vernachlässigen ihr Leben außerhalb der sozialen Medien. Teilweise riskieren sie sogar eine Social-Media-Sucht.
FOMO als Gesundheitsrisiko: Was sind die Folgen der Fear of missing out?
Grundsätzlich wir die Angst, etwas zu verpassen, mit weniger Lebensqualität assoziiert. Menschen mit FOMO sind unzufrieden mit sich selbst. Sie haben Zweifel und eine Menge negativer Emotionen wie Langeweile und Einsamkeit. Dadurch fühlen sie sich erschöpft und ziehen sich im Privatleben zurück. Dazu kommt der Stress, immer die richtige und beste Entscheidung zu treffen oder überall dabei zu sein.
Auch die Konzentration und Produktivität von FOMO-Betroffenen leiden. Dadurch sind sie weniger leistungsfähig auf der Arbeit. Parallel etablieren sich negative Verhaltensmuster und Gewohnheiten, beispielsweise eine längere Bildschirmzeit und dadurch weniger Schlaf bis hin zur Social-Media-Sucht.
Manche Betroffenen berichten von psychosomatischen Beschwerden wie von
- Kopfschmerzen,
- Schweißausbrüchen und
- Juckreiz.
Außerdem treten bei FOMO-Betroffenen vermehrt Angstzustände, Panikattacken bis hin zu Depressionen auf.
Von der Angst, etwas zu verpassen, befreien: Was kann ich gegen FOMO tun?
Weil die Fear of missing out nicht als psychische Krankheit anerkannt ist, muss sie nicht behandelt werden. Wie im vorigen Absatz beschrieben, kann FOMO Betroffene trotzdem belasten und gesundheitliche Folgen haben. Deshalb empfiehlt es sich, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Wichtig ist: Die Angst, etwas zu verpassen, wird man nur los, wenn man das Problem selbst erkennt und sich bewusst wird, dass FOMO ein Problem ist. Dann können weitere Schritte eingeleitet werden.
Tipps zur Selbsthilfe bei FOMO:
- Das eigene Verhalten reflektieren: In welchen Situationen habe ich überhaupt FOMO? Was gehört dazu? Welche Konsequenzen hat das für mein Leben?
- Grenzen setzen – zum Beispiel die Bildschirmzeit beschränken, Benachrichtigungen deaktivieren, ein Geräteverbot in bestimmten Räumen wie dem Schlaf- oder Badezimmer, den Flugmodus nutzen oder Menschen, die einem nicht guttun, auf Social Media entfolgen, bis hin zu Digital Detox, also einem zeitweisen Verzicht auf digitale Medien.
- Um sich selbst kümmern: Dazu gehört, das Selbstbewusstsein zu stärken, die eigenen Bedürfnisse zu beachten und sich bewusst Auszeiten zu nehmen. Dazu kann man auch mal soziale Anlässe absagen und sich auf jede konzentrieren, die einem ein gutes Gefühl geben.
- Positive Gewohnheiten etablieren, beispielsweise Spaziergänge, Achtsamkeitsübungen wie Journaling, Meditation oder Yoga und ein Dankbarkeitstagebuch zu führen.
- Am Mindset arbeiten: Nicht zuletzt ist die Denkweise entscheidend. Betroffene könnten einfach mal versuchen, etwas zu verpassen als positiv wahrzunehmen.
Das Gegenteil von FOMO: JOMO, die Joy of missing out
Passend zu Tipp 5 gibt es ein weiteres Phänomen: die Joy of missing out, kurz JOMO oder auf Deutsch die Freude am Verpassen. Hier geht es um eine selbstbestimmte, bewusste Lebensweise, bei der man es genießt, „nur“ im Hier und Jetzt zu sein und sich auf das eigene Leben zu fokussieren. Damit einher geht ein neues Freiheits-Gefühl. Ob JOMO oder FOMO: Es gilt, ein gesundes Mittelmaß zu finden!