Seit dem 1. April 2024 gilt in Deutschland das neue Cannabis-Gesetz. Demnach ist der Konsum von Cannabis für Erwachsene erlaubt. Welche Gesundheitsrisiken können aus der Legalisierung hervorgehen? Ob als Joint oder Brownies beigemischt – der Konsum des Rauschmittels Cannabis hat viele Formen und ist weltweit verbreitet. Einer Umfrage der Vereinten Nationen zufolge konsumierten im Jahr 2021 rund 219 Millionen Menschen auf der ganzen Welt regelmäßig Cannabis. Bisher war der Privatbesitz der Droge hierzulande strafbar. Lediglich der Einsatz zur Behandlung von Krankheiten war bereits seit 2017 möglich.
Mit dem neuen Gesetz ändert sich dies jetzt: Ab dem 01. April ist der Besitz und Konsum von Cannabis in Deutschland für Volljährige erlaubt – unter bestimmten Regulierungen. Das Bundesministerium für Gesundheit will mit dem Beschluss vor allem den Schwarzmarkt eindämmen und für einen gemäßigteren Umgang mit dem Rauschmittel sorgen. Trotzdem gilt das Gesetz als umstritten. Zwar kann sich Cannabis in manchen Fällen durchaus positiv auf die Gesundheit auswirken – aber birgt die Legalisierung auch Risiken?
Wie wirkt Cannabis?
Die Bestandteile der Hanfpflanze können auf unterschiedliche Art und Weise zu sich genommen werden. Marihuana, die getrockneten Blüten, können geraucht werden. Haschisch, das Harz der Pflanze, wird meist Gebäck beigemischt. Für den Rauschzustand sorgen die sogenannten Cannabioide – Wirkstoffe, die an unsere Rezeptoren im zentralen Nervensystem andocken und so direkte Auswirkungen auf unsere Wahrnehmung haben. Motorik, Appetit, Kurzzeitgedächtnis und Schmerzwahrnehmung werden von Cannabis beeinflusst. Deshalb ist der Einsatz im medizinischen Bereich, vor allem zur Behandlung von chronischen Krankheiten wie Rheuma oder Multipler Sklerose, keine Seltenheit.
Welche Risiken birgt THC?
Zu den Cannabioiden gehört auch der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol, kurz THC, der vor allem für die berauschende und süchtig machende Wirkung verantwortlich ist. Ein weiterer Wirkstoff, Cannabidiol (CBD), mildert dies hingegen ab und sorgt so für einen Ausgleich. In den vergangenen Jahrzehnten ist der THC-Gehalt in illegal zirkulierendem Cannabis jedoch deutlich gestiegen. Das besagt eine Studie des europäischen Drogenberichts. Die genaue Menge ist nur schwer festzustellen, ebenso wie die Auswirkungen auf unseren Körper.
Auch das Strecken von Cannabis, zum Beispiel mit Haarspray, ist keine Seltenheit und kann sich negativ auf unsere Gesundheit auswirken. So erhöht verunreinigtes Cannabis das Risiko auf Herz-Kreislauf-Zusammenbrüche, Infarkte und Nierenversagen. Auch die mentale Gesundheit kann beeinträchtigt werden. Der regelmäßige Konsum von Cannabis verstärkt beispielsweise das Risiko auf Psychosen und Angststörungen. Die Legalisierung in Deutschland soll genau diese Gefahren eindämmen und kontrollieren.
Cannabis-Legalisierung in Deutschland: Was ist erlaubt?
Mit dem Inkrafttreten des Cannabis-Gesetzes ist der private Anbau und Gebrauch der Hanfpflanze für Erwachsene legal. Das bedeutet: Sie dürfen die Pflanze in begrenzten Mengen anbauen und für den Eigenbedarf nutzen. Für eine Privatperson liegt die Grenze bei maximal drei Pflanzen, in getrockneter Form ist der Besitz von maximal 50 Gramm gestattet.
Ab dem 01. Juli besteht auch die Möglichkeit, sich zu nicht-gewerblichen Vereinigungen zusammenzuschließen und gemeinsam Hanfpflanzen anzubauen. In diesem Rahmen ist die Weitergabe von maximal 25 Gramm erlaubt. Jedoch verbietet das Gesetz, für diese Vereinigungen oder den Konsum von Cannabis zu werben. Auch zum Konsum in der Öffentlichkeit gibt es Einschränkungen: In Fußgängerzonen ist der Gebrauch von Cannabis zwischen sieben und 20 Uhr untersagt. Auch der Konsum in Sichtweite von Schulen oder Kindertagesstätten ist verboten.
Diese Ziele verfolgt die Legalisierung
Laut dem Bundesministerium für Gesundheit dient das Gesetz in erster Linie dazu, den illegalen Markt einzudämmen und eine höhere Qualität des Rauschmittels zu gewährleisten. Denn auf dem Schwarzmarkt steigt das Risiko, an gestreckte Ware oder Cannabis mit besonders hohem THC-Gehalt zu geraten. Dessen Wirkung ist oft unberechenbar und stellt ein Gesundheitsrisiko dar. Auch der Jugendschutz steht im Mittelpunkt des Gesetzes: Für Minderjährige bleibt der Gebrauch von Cannabis weiterhin verboten. Eine Verstärkung von Aufklärungskampagnen und Programmen zur Suchtprävention soll die Jugendlichen auf einen verantwortungsbewussten Umgang mit Cannabis vorbereiten.
Wie gefährlich ist die Legalisierung für junge Menschen?
Jugendschutz steht ebenfalls im Zentrum der Cannabis-Legalisierung, denn Jugendliche sind besonders anfällig für dessen Wirkstoffe. Ihr Gehirn befindet sich noch in der Entwicklungsphase und kann von regelmäßigem Cannabis-Konsum langfristig verändert werden. Die möglichen Auswirkungen: Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisstörungen und Lernprobleme. Das kann langfristige Folgen für ihre Zukunft und Bildungsmöglichkeiten haben. Auch für Psychosen, Angstzustände und Depressionen sind junge Menschen anfälliger. Die Entwicklung unseres Gehirns ist aber keineswegs mit dem 18. Lebensjahr abgeschlossen. Erst mit 25 ist diese vervollständigt. Also sind Personengruppen besonders gefährdet, die mit Beschluss des Gesetzes legal Zugriff auf Cannabis haben.
Außerdem könnte das Gesetz trotz Aufklärungsarbeit zu einer zu großen Normalisierung des Rauschmittels führen. Mehr Akzeptanz in der Gesellschaft kann zur Folge haben, dass die möglichen Risiken unterschätzt werden. Kritiker:innen des Gesetzes befürchten ebenfalls eine größere Aufgeschlossenheit gegenüber härteren Drogen. Wie erfolgreich die Umsetzung der Cannabis-Legalisierung in Deutschland sein wird und wie sich dies auf die Gesellschaft auswirkt, bleibt abzuwarten.