Wer die Begriffe Ecstasy oder Magic Mushrooms hört, denkt vermutlich eher an wilde Partynächte als an Medikamente. In Australien treffen diese Welten jetzt aufeinander: Seit Juli sind die Rauschmittel MDMA und Psilocybin dort zur Therapie psychischer Krankheiten zugelassen. Damit ist Australien das erste Land weltweit, das diese Rauschmittel zur ärztlichen Behandlung freigibt. MDMA, ein Bestandteil der Partydroge Ecstasy, ist für die Therapie posttraumatischer Belastungsstörungen erlaubt. Der Wirkstoff Psilocybin, der in psychoaktiven Pilzen enthalten ist, darf zur Behandlung von anders nicht therapierbaren Depressionen eingesetzt werden.
Wie funktioniert die Therapie mit MDMA?
Nehmen wir MDMA zu uns, schüttet das Rauschmittel Neurotransmitter in unserem Körper aus. Dazu zählt auch das Glückshormon Serotonin. Die Folge: Wir fühlen uns euphorisch. Diese Hebung der Gefühlslage soll dabei helfen, posttraumatische Belastungsstörungen zu überwinden. Die intensiven Therapiesitzungen können mehrere Stunden dauern und müssen ärztlich betreut werden. Allerdings unterliegt die Therapie mit MDMA strengen Vorschriften. Psychiater:innen, die das Rauschmittel einsetzen wollen, müssen sich zunächst eine Genehmigung bei der australischen Arzneimittelbehörde (TGA) holen. Diese kann erst nach ausführlicher Prüfung durch eine Ethik-Kommission erfolgen. Eine Behandlung anderer psychischer Krankheiten ist nicht erlaubt.
Magic Mushrooms gegen Depressionen?
Psilocybin, ein Bestandteil von Magic Mushrooms, wirkt halluzinogen und bewusstseinserweiternd. In Australien ist jetzt auch dieser Wirkstoff zur Behandlung psychischer Krankheiten zugelassen. Er kommt bei Patient:innen zum Einsatz, die an schweren Depressionen leiden und auf keine andere Form der Therapie anspringen. Im Gegensatz zu Antidepressiva dämpft Psilocybin die Gefühle aber nicht, sondern macht sie intensiver. Dies soll den Patient:innen dabei helfen, einen neuen Zugang zu ihren Emotionen zu finden. Im Gegensatz zu konventionellen Antidepressiva soll außerdem eine einmalige Einnahme ausreichen. Ähnlich wie bei der Therapie mit MDMA dürfen behandelnde Ärzt:innen auch dieses Rauschmittel nur nach intensiver vorheriger Prüfung verschreiben.
Therapie mit MDMA – diese Risiken gibt es
Erste Studienergebnisse sind zwar durchaus positiv, trotzdem steckt diese neue Therapiemethode noch in den Kinderschuhen. Während Sprecher:innen der TGA in der Therapie mit MDMA und Psilocybin eine große Chance für behandlungsresistente Patient:innen sehen, gibt es auch zahlreiche kritische Stimmen. Einige Expert:innen halten die bisherige Forschung zu dem Thema für ungenügend und warnen vor möglichen Psychosen. Denn Rauschmittel wie MDMA wirken in jedem Körper anders. Auch mit sorgfältiger ärztlicher Überwachung lässt sich vorher nicht genau sagen, welche individuellen Auswirkungen das Medikament haben wird. „Bad Trips“ sind also nie völlig ausgeschlossen. Ob die risikoreiche Behandlungsmethode auch in anderen Ländern Einzug halten wird, bleibt abzuwarten.