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Ursache und Therapie von Zwangsstörungen

Zwang

Ursache und Therapie von Zwangsstörungen

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    Egal ob Unordnung, Schmutz oder Zahlen: Zwangsstörungen werden durch die verschiedensten Trigger hervorgerufen. Foto: Microgen, stock.adobe.com
    Egal ob Unordnung, Schmutz oder Zahlen: Zwangsstörungen werden durch die verschiedensten Trigger hervorgerufen. Foto: Microgen, stock.adobe.com Foto: Microgen, stock.adobe.com

    Grundsätzlich entwickeln in Deutschland bis zu 3 von 100 Menschen im Lauf ihres Lebens eine Zwangsstörung (englisch: obsessive-compulsive disorder, OCD) (Quelle: Gesund.Bund). Die verschiedenen Symptome einer Zwangsstörung werden dabei durch bestimmte Trigger und Reize ausgelöst, wie etwa Schmutz, Unordnung oder bestimmte Zahlen und Symbole. Beispielsweise führen diese zu Putzzwängen oder übertriebener Hygiene, womit Betroffene versuchen, ihre durch die Trigger verursachte Anspannung unter Kontrolle zu bringen. Oft sind zwangserkrankte Menschen stundenlang mit ihren Zwängen beschäftigt, bevor sie davon ablassen können. Während die Ursache der Erkrankung noch nicht vollständig geklärt ist, kann eine Therapie bei der Behandlung von Zwangsstörungen helfen. 

    Mögliche Ursachen einer Zwangsstörung 

    Trotzdem gibt es diverse Anhaltspunkte, die die Ursache einer OCD begründen können.  Dabei zeigen Studien, dass das Risiko einer Erkrankung bei Menschen mit zwangserkrankten Familienangehörigen deutlich erhöht ist. Welche Erbinformationen der Zwangsstörung konkret zugrunde liegen, ist noch nicht hinreichend erforscht. 

    Das Ganze lässt sich jedoch auch neurobiologisch betrachten. Grundsätzlich ist das Verhalten eines Menschen von verschiedenen Teilen des Gehirns gesteuert, welche über bestimmte Pfade miteinander kommunizieren: Während ein Pfad Handlungen in Gang setzt, hemmt ein anderer bestimmte Verhaltensweisen. Bei Menschen mit Zwangsstörungen herrscht offenbar ein Ungleichgewicht zwischen diesen. Der Pfad, welcher Verhalten initiiert und aufrechterhält, ist übermäßig aktiv. Der hemmende Pfad ist zu schwach, um dagegen anzukommen. Dies könnte erklären, warum es den Betroffenen so schwerfällt, Zwangshandlungen zu unterlassen oder zu stoppen. Ein Ungleichgewicht bestimmter Neurotransmitter, insbesondere Serotonin oder Dopamin, wird ebenfalls mit der Entwicklung von Zwangsstörungen in Verbindung gebracht. 

    Emotionaler Stress als potenzieller Auslöser 

    Auch Emotionen wie Angst, Unsicherheit, Selbstzweifel oder Kontrollverlust können die Entwicklung einer OCD fördern. Des Weiteren tragen traumatische Erlebnisse, Schlaganfälle oder Autoimmunerkrankungen zur möglichen Ursache einer Zwangsstörung bei. Die Kindheit kann ebenfalls eine Rolle spielen: Wird übertriebene Sauberkeit anerzogen sowie ein ängstlicher Erziehungsstil ausgeübt, steigt das Risiko einer Erkrankung. Auf der anderen Seite könnte körperliche und emotionale Vernachlässigung in der Kindheit ausschlaggebend sein. 

    Diese Therapien helfen bei Zwangsstörungen 

    Generell können sowohl Medikamente als auch eine Psychotherapie helfen, eine Zwangsstörung in den Griff zu bekommen. Bei Letzterer kommt vor allem die kognitive Verhaltenstherapie zum Einsatz. Bei dieser Therapie versucht man, die eigenen Denkmuster, die zur Ausübung der Zwangsstörung führen, zu analysieren, zu hinterfragen und zu verändern. Zudem sollen Betroffene lernen, die Handlung gezielt zu unterdrücken, obwohl sie mit einem Trigger konfrontiert werden. Beispielsweise berührt eine erkrankte Person eine Türklinke, ohne sich anschließend gleich die Hände zu desinfizieren. Mit der Zeit lernen zwangserkrankte Menschen dadurch, die unangenehmen Gefühle abklingen zu lassen. 

    Vielen Betroffenen fällt es zunächst schwer, die Zwangshandlungen auch im Alltag und ohne therapeutische Hilfe zu unterdrücken. Deshalb ist es oft sinnvoll, bei der Therapie Familienangehörige mit einzubeziehen: Wichtig ist, dass die Angehörigen die Zwangsstörung nicht unterstützen, sondern die erkrankte Person in der Bewältigung ihrer Ängste bestärken. 

    Hilfe bei Skin-Picking 

    Skin-Picking ist eine Ausprägung von vielen unterschiedlichen Zwangsstörungen. Dabei können Betroffene nicht widerstehen, an ihrer Haut herumzuzupfen oder zu knibbeln. Das kann so weit gehen, dass sichtbare Hautschäden wie Narben oder offenen Wunden entstehen. Dermatolog:innen helfen bei der Behandlung dieser Zwangsstörung. 

    Im Laufe einer therapeutischen Behandlung kommen auch diverse andere Methoden zum Einsatz, um die Erkrankung zu bewältigen. Eine davon ist das Habit-Reversal-Training (Gewohnheitsumkehr): Dabei ersetzt man die Gewohnheit des Knibbelns durch etwas anderes - etwa indem man die Finger spreizt, zu Fäusten ballt oder sich auf die Hände setzt, um das Verhalten wieder zu verlernen. 

    Eine weitere wirksame Therapie sind zudem Entspannungsverfahren. Sie helfen, den Drang zum selbstverletzenden Verhalten abzubauen, damit die Haut wieder heilen darf. Somit ist das Behandeln einer Zwangsstörung aussichtsvoll: Der wichtigste und erste Schritt ist jedoch, sich das zwanghafte Verhalten einzugestehen und sich professionelle Hilfe zu suchen, damit eine Therapie eingeleitet werden kann. 

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