Jede und jeder kennt es: Es zieht im Rücken, der Nacken ist verspannt und jede Bewegung wird zur Qual. Gegen Rückenschmerzen hilft vielen Menschen Yoga. Petra Kühn ist Yogalehrerin im Augsburger Sanely Yoga- & Gesundheitszentrum. Sie erklärt, welche Vorteile Rückenyoga für den Körper hat und wie es sich vom Hatha Yoga unterscheidet.
Warum hilft Yoga gegen Rückenschmerzen?
Yoga stärkt den unteren Rücken und die Wirbelsäule. Einer der vielen Gründe, warum Rückenyoga laut Kühn Schmerzen lindert. Die anderen sind:
- Erspüren der Blockade: „Weil du dich beim Yoga sammelst, aus dem Außen rausgehst und ins Innen reinspürst, erkennst du, wo genau die Blockade sitzt. Das wird erleichtert durch die Feinheiten in den Haltungen“, beschreibt die Yogalehrerin.
- Mobilisation: „Bevor man in die Haltungen geht, wird erst einmal mobilisiert“, betont Kühn. Dabei werden alle Gelenke mobilisiert und beispielsweise die einzelnen Wirbel getrennt voneinander bewegt.
- Statische Kraft in den Asanas: „Das Halten der Asanas erfordert statische Kraft. Die Muskulatur muss arbeiten, obwohl sie nicht bewegt wird“, erklärt Kühn. Wer oft genug Yoga praktiziert, wird merken, dass sich die Haltezeit bei jeder Yogastunde verbessert.
- Alltagsbewegungen: Beim Rückenyoga merke man schnell, dass gewöhnliche Bewegungen im Alltag wieder möglich werden: „Man spürt, dass man leichter tragen oder sich einfacher bücken kann und die Beweglichkeit im Rücken und den Beinrückseiten wieder zurückkommt.“ Das ist laut Kühn ein positiver Nebeneffekt: „Yoga ist dafür da, dein Leben und deinen Alltag wieder leichter zu gestalten.
Eines ist der Yogalehrerin wichtig zu betonen: „Vor allem Anfänger sollten beim Rückenyoga darauf achten, nicht über die eigenen Grenzen zu gehen und zu spüren, ob die eigene Muskulatur für bestimmte Übungen stark genug ist."
Welche Übungen und welcher Yoga-Stil eignen sich für den Rücken?
„Rückenyoga ist nichts anderes wie Hatha Yoga, nur eben mehr auf der körperlichen und nicht der spirituellen Ebene“, erklärt Kühn. Eine Besonderheit hierbei sind die Pilates-Basisübungen, die sie – wenn es passend ist – gern in die Stunden mit einbaut. Kühn, die auch Pilates unterrichtet, greift dabei auf Übungen zurück, die im Yoga eher untypisch sind. „Die Pilatesübungen werden im Rückenyoga sehr langsam, in Begleitung mit dem Atem ausgeführt“, erklärt sie.
„Für mich persönlich ist Rückenyoga immer auch als Therapieansatz zu sehen. Wie schön, wenn Teilnehmer die Bewegungsabläufe, welche ihnen besonders gutgetan haben, zu Hause weiter üben“, freut sich Kühn.
Es gebe viele Menschen, die wegen Rückenschmerzen oder um diese vorzubeugen zum Yoga kommen. „Je nachdem wer die Rückenyoga-Stunde besucht, achten wir darauf, ob wir eher weniger auf spirituelle Dinge eingehen oder ob die Stunde genauso aufgebaut ist wie Hatha Yoga. Das ist oft der Fall, wenn alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon lange Yoga üben“, beschreibt die Yogalehrerin.
Mehr Tipps für den Einstieg ins Yoga gibt es hier.
Rückenyoga zur Vorbeugung und bei akuten Rückenschmerzen
Yoga kann in vielen Fällen nicht nur zur Vorbeugung von Rückenschmerzen praktiziert werden, sondern häufig auch bei akuten Beschwerden. Das ist dabei zu beachten:
- „Bei einem akuten Bandscheibenvorfall und bei einer Bandscheibenvorwölbung ist es wichtig, erst wieder nach einer abgeschlossenen und erfolgreichen Physiotherapie mit Yoga zu beginnen“, betont Kühn.
- Oft sind Entzündungen der Hauptgrund der Schmerzen. Sind diese abgeklungen, sollte laut der Yogalehrerin nach Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt so früh wie möglich wieder mit Bewegung begonnen werde, um chronischem Schmerzempfinden vorzubeugen. Es ist wichtig, der Yogalehrerin oder dem Yogalehrer Bescheid zu geben, wenn noch Einschränkungen da sind. So können Übungen in der Stunde angepasst oder spezielle Tipps mitgegeben werden.
- „Wer schon Erfahrung im Yoga hat, kennt seinen Körper in der Regel und weiß, was möglich ist. Aber wenn jemand noch nie Yoga gemacht hat, hole ich den Kunden nach akuten Beschwerden oder bestimmten Krankheitsbildern wie Frozen-Schulter-Arthrose am liebsten bei einem Personaltraining ab, um hier in der 1:1-Betreuung besser auf die persönliche Situation eingehen zu können“, erklärt Kühn. Dabei empfehle sie therapeutische Yoga-Übungen und Pranayama-Atemübungen, die dann zu Hause geübt werden können.
Heutzutage gibt es unzählige Möglichkeiten, Yoga zu praktizieren – von Online-Angeboten auf YouTube bis hin zu Yogakursen vor Ort. Kühn rät bei der Wahl des Anbieters, sehr auf die Qualität und die Ausbildung der jeweiligen Yogalehrerin oder des -lehrers zu achten.
„So wohltuend und schmerzlindernd Yoga auch sein kann – gerade bei Anfängern bedarf es einer präzisen Anleitung und dem Wissen des Lehrers, auf was der Schüler besonders achten sollte, sodass sich keine Fehlhaltungen einschleichen können. Auch sind bei bestimmten Krankheitsbildern manche Asanas oft nicht empfehlenswert oder müssen angepasst werden“, betont die Yogalehrerin.
Petra Kühn arbeitet im Sanely Yoga- und Gesundheitszentrum in Augsburg. Mehr dazu gibt es hier.